Welttag der Frau: Großer Druck auf Frauen

Agnes Wippler (92) aus Zirl: "Ich hatte einen Edelmann."
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  • hochgeladen von Georg Larcher

Agnes Wippler (90+) aus Zirl fühlt sich wohl im Altenwohnheim s'Zenzi in Zirl und erzählt von einer Zeit, in der das Wort "Gleichberechtigung" noch nicht so weit verbreitet war wie heute. Agnes hatte aber mit ihrem Gatten Max großes Glück: "Mein Mann war ein richtiger Edelmann, er hat mir im Haushalt geholfen, hat gekocht und geputzt. Er war als Bub schon immer im Elternhaus fleißig." Als Kaufmännische Angestellte bei der Int. Schlafwagengesellschaft im Hauptbahnhof Innsbruck (hieß damals so) hatte es Agnes besser als andere Frauen damals, die ohne Lehre und Job da standen. Ihr Mann war Postbeamter, erzählt Agnes. "Wir mussten beide Geld verdienen, nur so konnten wir uns unser Heim leisten." In der Woche arbeitete Agnes zwei Tage hintereinander 12 Stunden pro Tag, dann gab's zwei Ruhetage, dann wieder zwei Arbeitstage usw.: "Ich habe auch viele Überstunden gemacht." Eine Tochter und einen Sohn hat Agnes ohne Karenz aufgezogen. Bei der Betreuung haben die Eltern mitgeholfen. "Ich habe bis zur Pensionierung durchgearbeitet." Zufrieden war Agnes trotz magerem Verdienst: "Wir haben alles gehabt, was wir brauchten."

Angelika Braun (60+), Telfer Ex-Gemeindepolitikerin und sozial engagierte Funktionärin (Vinzenzgemienschaft), meint, dass sich der Druck auf die Frauen in den letzten Jahrzehnten auf jeden Fall erhöht hat: "Erwerbstätige Mütter sehen sich heute permanent im Spagat, Beruf, Familie, sozialen Status und dem von Werbung und Medien vorgegebenen Rollenbild der Frauen gerecht zu werden." Wirtschaft und Politik haben es verabsäumt, die entsprechenden Rahmenbedingungen (flexibleren Arbeitszeiten für Mann und Frau, mehr Homeoffice-Arbeit, gezieltere Angebote in der Kinderbetreuung) zu schaffen, so Braun: "Es gibt für Frauen eine bezahlte Berufs- und unbezahlte Familien-Arbeit. Eine bezahlte Familienarbeit für Frauen würde viel Druck aus den Familien nehmen, vieles erleichtern und das gesellschaftspolitische Bild erheblich positiv verändern. Es wäre ein kultureller Quantensprung zum Wohl aller. Ich werde das aber wohl leider nicht mehr erleben."

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