Alte Sorten statt Gentechnik
Das Land Tirol setzt im Getreideanbau vermehrt auf alte Landsorten, die zwar weniger ergiebig, dafür umso resistenter sind.
ZIRL (jus). In Tirol ist kein Platz für Gentechnik - darin waren sich LHStv. Josef Geisler, Klaus Wallnöfer und Christian Partl (beide Land Tirol) einig. Weil aber die Bedingungen für Getreide immer schwieriger werden - zuletzt etwa wegen der Hitze und Trockenheit - muss man sich für die Zukunft etwas überlegen. Der Tiroler Weg führt über alte Landsorten, also Saatgut und Pflanzen, die seit jeher in Tirol heimisch sind. Diese wurden über viele Jahre in der Genbank vom Land Tirol gesammelt. So zum Beispiel auch der Tiroler Sommerroggen, der in Zirl vermehrt wird und als Kulisse für das Pressegespräch diente.
Eine Tiroler Schatzkiste
Der Ausgangspunkt waren dabei Sammelaktionen, die 1922 gestartet sind. Seitdem wurden im Großraum Tirol über 1.000 verschiedene Landsorten gesammelt, davon über 700 Getreidesorten. Auf diese greift das Land Tirol jetzt zurück: "Das ist ein besonderer Schatz, den Tirol da hat. Sorten, die vor 50-70 Jahren angepflanzt wurden, werden heute wieder verwendet", erklärt LHStv. Josef Geisler. Ihn freut es außerdem, dass auch Lebensmittelproduzenten, wie zum Beispiel der Bäcker Ruetz, vermehrt auf dieses Getreide zurückgreifen. Auch der Konsument schätzt diese Art des Anbaus und so ist die Anbaufläche seit 2014 um über 100 Hektar gestiegen. Einen besonderen Boom erlebt derzeit die Fisser Imperialgerste, die seit Kurzem bei Bierbrauern sehr beliebt ist.
Tiroler Alternative zur Gentechnik
Der Vorteil der Landsorten: sie sind resistenter. "Die alten Sorten sind zwar nicht so ergiebig, können sich aber zum Beispiel besser an die Trockenheit anpassen", erklärt Klaus Wallnöfer, Vorstand der Abteilung landwirtschaftliches Schulwesen. Damit habe man quasi einen alternativen Weg zur Gentechnik, der man ja in Tirol schon 2005 mit dem Gentechnik-Vorsorgegesetz eine Absage erteilt hat. "Aus dem großen Spektrum, das wir in der Genbank haben, können wir die besten heraussuchen und vermehren", so Wallnöfer. Natürlich ist dieser Weg um einiges langsamer als die Genmanipulation, etwa 1-2 Generationen können pro Jahr geerntet werden. Die alten Landsorten wurden zum Teil auch schon züchterisch bearbeitet. Bei der sogenannten Auslesezüchtung werden die Pflanzen allerdings nicht gentechnisch verändert und die resistenten Eigenschaften bleiben erhalten.
Vermehrung in großem und kleinem Stil
Der Prozess zieht sich allerdings über einige Jahre: Christian Partl von der Genbank betont: "Die Vermehrung dieser Sorten ist eine langwierige Angelegenheit mit mehreren Arbeitsstufen, das Land übernimmt nur die ersten zwei Stufen." Das Land betreibt die Erhaltungszüchtung und stellt das Vorstufenmaterial zur Verfügung. Produziert wird das Getreide dann von der Saatbaugenossenschaft und ihren Partnern. Das Land Tirol bespricht sich aber mit den Bauern, verteilt das Saatgut auf verschiedene Vermehrungsflächen und berät bei Bedarf. 2017 wurden so 6 Sorten größerflächig vermehrt. Kleinflächig wurden vom Land selbst heuer 20 verschiedene Sorten vermehrt, die dann für regionale Spezialitäten wie Brot oder Schnaps verwendet werden.
Beispiele für Landsorten
In Tirol wird derzeit etwa die Fisser Imperialgerste auf 80 Hektar angebaut und der rote Tiroler Kolbendinkel, sozusagen das Zugpferd der Landsorten, wird aktuell auf 8 Hektar vermehrt. Der Tiroler Sommerroggen wird zwar in Tirol vermehrt, angebaut wird er aber im Waldviertel. Darüber hinaus werden aktuell zwei Tiroler Binkelweizen auf Back- und Brauqualität geprüft.
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