In Ur-Mösern lebten etwa 80 bis 100 Bürger

Ein rund 2600 Jahre altes Grab wird freigelegt, es liegt unter einer Steinschicht. Prof. Gerhard Tomedi (links) leitet die Grabungsarbeiten im Waldstück bei Mösern. | Foto: Dietrich
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  • Ein rund 2600 Jahre altes Grab wird freigelegt, es liegt unter einer Steinschicht. Prof. Gerhard Tomedi (links) leitet die Grabungsarbeiten im Waldstück bei Mösern.
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TELFS/MÖSERN. Ein Hobbyarchäologe führte die Forscher der Uni-Innsbruck auf die Spur einer alten Siedlung oberhalb von Telfs in einem Wald bei Mösern. Das Gelände wies ungewöhnliche Strukturen auf. So begannen die Archäologen der Uni Innsbruck zu graben, und staunten wohl nicht schlecht: Hier liegt ein komplettes Dorf versteckt, mehrere Häuser wurden entdeckt, dazu eine Begräbnisstätte und ein Brandopferplatz. Reste von Schlacken beweisen, dass hier auch Bronze verarbeitet wurde. Fundstücke weisen auf ein Alter von etwa 2600 Jahren hin, also 600 v. Chr.! Zwischen 80 und 100 Ur-Bewohner dürften hier ihre Heimat gehabt haben, heute hat Mösern 365 Einwohner. Prof. Gerhard Tomedi hat eine zweiwöchige Ausgrabung im Rahmen einer Lehrgrabung des Instituts für Archäologien der Uni Innsbruck mit einem Dutzend Mitarbeitern und Studenten durchgeführt.
Um die wertvolle Fundstätte vor illgalen Sondengängern und Raubgräbern zu schützen, wurde das ganze Gelände unter Denkmalschutz gestellt. "Damit ist jede nichtoffizielle Grabungstätigkeit ein krimineller Akt und wird streng bestraft. Wir werden das Gebiet streng im Auge behalten", warnt Tomedi.

2014 wird weiter gegraben
Tomedi erhofft sich weitere Funde im nächsten Jahr, schließlich handelt es sich um eine für die damalige Zeit verhältnismäßig große, wohlhabende Siedlung, die sich über etwa einen Hektar erstreckte.
Schon die heurigen Funde beglücken die Forscher. So wurde ein großes, mit Steinschichten abgedecktes Grab freigelegt. An Funden kamen vor allem Scherben von Gefäßen, Knochen, aber auch einige Metallgegenstände wie Fibeln (Gewandnadeln), die eiserne Radnabe eines Wagens und zwei Beilklingen ans Licht.
Gerhard Tomedi: "Alles deutet darauf hin, dass wir hier eine wichtige und wohlhabende Siedlung vor uns haben, deren Bewohner – begünstigt durch die Lage an den alten Verkehrswegen – auch Handel betrieben haben."

Zur Sache: Frühgeschichtliche Funde in Telfs:

Das Urnengräberfed auf dem Emat-Bödele ist einige Jahrhunderte älter als die jetzige Ausgrabung in Mösern, die Emat-Funde stammen aus der Bronzezeit, ungefähr 1200 vor Christus.
Im weiteren Umkreis des Gräberfeldes dürfte es eine Siedlung gegeben haben, die wurde bisher noch nicht entdeckt. Ungefähr aus der Zeit der Möserer Siedlung (Eisenzeit) stammt eine Siedlung in der Moritzen-Wendelinus-Gegend. Der Ort wird geheim gehalten, als Schutz vor Sondengänger und Raubgräber.
Auch die nachfolgenden Epochen (Römerzeit, Frühmittelalter) sind in Telfs durch Funde dokumentiert.
Der älteste archäologische Fund auf Telfer Gemeindegebiet ist eine ca. 6000 Jahre alte Feuersteinklinge (also 4000 v. Chr., Jungsteinzeit, einige Jahrhunderte vor Ötzi.)

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