Telfer GR Güven Tekcan: "Wünsche mir, dass sich Türkische Community stärker bei uns einbringt."

Mag.a iur. Berîvan Aslan, Abgeordnete zum Nationalrat (Grüne) und Telfer ÖVP-GR Güven Tekcan (re.). Foto mitte: Beim ATIB-Verein in Telfs gibt man sich neutral – und distanziert sich von jeder Politik.
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  • Mag.a iur. Berîvan Aslan, Abgeordnete zum Nationalrat (Grüne) und Telfer ÖVP-GR Güven Tekcan (re.). Foto mitte: Beim ATIB-Verein in Telfs gibt man sich neutral – und distanziert sich von jeder Politik.
  • hochgeladen von Georg Larcher

TELFS. Der Wahlsieg vom türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan erschwert die derzeitige Integrationsarbeit in Österreich (siehe Meinung der NR-Abg. Berivan Aslan aus Telfs unten). Dass rund 72 % der 108.000 wahlberechtigten Austro-Türken für Erdogans Präsidialsystem stimmten, stimmt auch den Telfer VP-Gemeinderat Güven Tekcan nachdenklich:

Was sagen Sie zu diesem Ergebnis?
GÜVEN TEKCAN: Knapp über 51% der türkischen Bevölkerung haben das Referendum unterstützt, was mich durchaus nachdenklich stimmt. Ich denke, dass allerdings solche Ereignisse wie z.B. in Holland die in Europa lebenden Türken motiviert haben, dieses Referendum mit Ja zu unterstützen.

Wie hat sich Ihrer Ansicht nach die Stimmung in Telfs dazu geändert?
In Tirol lag die Wahlbeteiligung der Wählberechtigen Türken bei ca. 48% und davon haben wiederum 73% für das Referendum gestimmt. Ich persönlich kann daher nach meiner eigenen Wahrnehmung keine spürbare Stimmungsänderung in Telfs erkennen.

Meinen Sie, dass dieses Ergebnis die Integrationsarbeit in Telfs erschwert?
Dass es in den vergangenen Jahren Versäumnisse in der Integrationsarbeit gegeben hat, hat sich durch das Ergebnis gezeigt. Allerdings muss nicht nur in Telfs, sondern in ganz Österreich von beiden Seiten an einer besseren Integration gearbeitet werden.

Wie geht man jetzt im Verein ATIB nach dem Referendum vor?
Ich kann hier nur für den ATIB-Verein in Telfs sprechen, nach dessen Selbstverständnis die ATIB-Zweigstellen neutral sein sollten. Das Ergebnis spielt keine Rolle und wird nur zur Kenntnis genommen.

Was wünschen Sie sich jetzt von der Türkischen Community?
Ich wünsche mir von der Türkischen Community, dass sie sich in die gesellschaftlichen und auch politischen Prozesse in unserem schönen Land einbringt.
Wir danken für das Interview.

MEINUNG von NR-Abg. Berîvan Aslan, Telfs:

Das Türkei-Bashing haben wir nicht nur der FPÖ, sondern auch diesen AKP-Lobbyorganisationen zu verdanken.

"Die zahlreichen gegründeten AKP-Lobbyorganisationen ("UETD") in Europa haben dazu geführt, dass sich die Türkeistämmigen stärker an der Politik ihres Heimatlandes orientieren. Die daraus entstandene Isolation hat inzwischen immer mehr Folgen für unsere Integrationspolitik, weil von diesen Organisationen Hass und Hetze gegen Erdogan-KritikerInnen verbreitet werden. Es kann doch nicht sein, dass Menschen mitten im Herzen Europa geboren und aufgewachsen sind, sich für ein totalitäres Regime entscheiden. Jene, die sich gegen den anti-europäischen Kurs stellen, werden als "terroristisch" und "türkeifeindlich" dargestellt. Das ist ein absolut verzerrtes Demokratieverständnis. Die Menschen, die hier leben, die hier aufgewachsen sind, können sich mit unseren Werten nicht identifizieren. Sie haben unsere jahrzehntelange Integrationsarbeit für den erdoganischen Machterhalt zerstört. Das Türkei-Bashing haben wir nicht nur der FPÖ, sondern auch diesen AKP-Lobbyorganisationen zu verdanken.
Ich kenne Telfer, die mit „Ja“ gestimmt haben, aber nicht wussten, dass sie mit ihrer Stimme die Türkei von Europa entfernen. Es ist ihnen nicht bewusst, dass sich dadurch auch ihre Situation verschlechtert (Visumangelegenheiten, Doppelstaatsbürgerschaften). Ich finde es verantwortungslos von Erdogan, dass er aufgrund persönlicher Profitmaximierung die Lebensqualität seiner Landsleute im Ausland verschlechtert."
Mag.a iur. Berîvan Aslan
Abgeordnete zum Nationalrat
Stellvertretende Vorsitzende des Gleichbehandlungsausschuss
Sprecherin der Grünen Frauen Österreich
Frauen- und KonsumentInnenschutzsprecherin der Grünen

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