Oberalm
Asylwerber aus Afghanistan wollen arbeiten, dürfen aber nicht
Asylwerber müssen bis zur Arbeitserlaubnis eine lange Durststrecke bewältigen. Sie dürfen nicht mehr als 110 Euro pro Monat verdienen.
OBERALM. Seit fast zwei Jahren lebt Bilal nun schon in Österreich. Zuerst war er in Traiskirchen, dann ging es über Rechenau und St. Johann nach Oberalm. Der achtzehnjährige war vor den Taliban aus Afghanistan geflohen. "Wenn die Taliban dich auf der Straße treffen, dann zwingen sie dich für sie zu kämpfen" erklärt Bilal. "Und wenn du als Mann keinen Bart trägt, werden sie gewalttätig". So laut wie bei einer Silvesterfeier in Österreich soll es fast jeden Tag zugehen in Afghanistan, erklärt Jawid. "Du hörst jeden Tag von irgendeinem Berg einen Schuss oder eine Explosion hallen".
6,50 Euro pro Tag
Die Asylwerber müssen täglich mit 6,50 Euro Verpflegungsgeld auskommen, hinzu kommt ein Taschengeld von 40 Euro im Monat. Verdienen sie etwas dazu, so darf das nicht mehr als 110 Euro sein, sonst riskieren sie Einbußen bis zum Verlust der Grundversorgung. Bilal möchte Kellner werden, ein in Österreich dringend gesuchter Beruf. Auch Amjad hatte bereits ein Empfehlungsschreiben von einem Hotel, dort wollten sie ihn anstellen. Aber vonseiten der Behörden bekam er die Bewilligung nicht. "Das geht nun schon seit vier Jahren so dahin", erklärt Amjad. So bleibt nur das gemeinnützige Arbeiten, für höchstens 110 Euro pro Monat.
Zum Nichtstun verdammt
Monatelang herumsitzen ohne eine Beschäftigung zu haben, das ist der Alltag vieler Asylwerber in Oberalm. "Fast alle wollen arbeiten und gut Deutsch lernen, aber es wird uns nicht leicht gemacht. Ich habe auch Depressionen bekommen. Einige haben Selbstmordversuche hinter sich", erklärt Jawid.
"Ohne Familie kann man nirgendwo hin"
Die österreichischen Behörden, davon sind alle drei überzeugt, hätten unrealistische Vorstellungen von Afghanistan. Häufig wollen sie Asylwerbern einfach einen anderen Ort in Afghanistan schmackhaft machen. "Das geht aber nicht", erklärt Bilal. "Man kann in Afghanistan ohne Familie nirgendwo hin. Einfach umziehen und eine Wohnung mieten, das geht nicht so einfach wie in Österreich."
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