Auch die Bergmänner machen „Häufchen“
Niemand freut sich über Exkremente so wie ein Archäologe. Thomas Stöllner findet‘s „spannend“.
HALLEIN/BAD DÜRRNBERG (tres). Moosreste fand er z. B. im Kot, den die frühen Bergleute in den Salzstollen am Halleiner Dürrnberg hinterlassen haben. Und davon gibt es reichlich, wie Stöllner bei einem Vortrag im Keltenmuseum Hallein, zu dem der Museumsverein „Celtic Heritage“ eingeladen hatte, berichtete: „Der Stuhlgang des Bergmanns war im Dürrnberger Stollen in großer Menge verteilt.“
Im Vergleich zum Bergwerk im nahen Hallstatt scheinen v. a. in der „Latènezeit“ (5. - 1. Jahrhundert v. Chr.) weit mehr Bergleute im Einsatz gewesen zu sein. Und das waren, wie Knochen belegen, nicht nur Männer: Auch Frauen und Kinder arbeiteten in den Stollen, um das wertvolle Salz zu gewinnen.
Perfekte Ernährung
„Unglaublich spannend“, findet der Archäologe die Beschäftigung mit dem bergmännischen Latène-Kot: „So können wir viel über deren Ernährung sagen, etwa, dass es saisonale Unterschiede gab. Auch Getreidesorten und Gewürze, die nicht in der Region wachsen - wie z. B. Anis - haben die Leute verspeist, was darauf schließen lässt, dass sie Waren ausgetauscht haben.“
Die Arbeiter scheinen sich anno dazumal sehr ausgewogen ernährt zu haben: „Viel Obst und Getreide, eigentlich hatten sie eine perfekte Ernährung.“ Natürlich fand Stöllner mit seinem Team bei Forschungsarbeiten in den Dürrnberger Stollen auch noch andere Hinterlassenschaften: eine Leiter, Werkzeuge, Bekleidungsreste. Alles in allem sehr gut erhalten - Salz konserviert bekanntlich. Momentan gibt es allerdings keine Grabungsaktivitäten am Dürrnberg.
Grabungen kosten zu viel
SR Eveline Sampl-Schiestl von „Celtic Heritage“ erklärt, warum: „Es lagern noch so viele Sachen in Depots, die müssen erst einmal wissenschaftlich aufgearbeitet werden.“ Das sei eine Kostenfrage. Der Dürrnberg beherbergt aber bestimmt noch jede Menge Interessantes unter der Erde. Die Stadträtin hätte gern mehr Fachtagungen am Dürrnberg, um das Keltenmuseum Hallein als europäisches Keltenmuseum mehr zu bewerben.
Ein Stadtchef informiert sich
Bgm. Christian Stöckl war, neben vielen anderen Zuhörern, von Stöllners Ausführungen begeistert: „Die Zeit für diesen Vortrag habe ich mir gern genommen. Stöllner ist ja ein Kapazunder unter den Montanarchäologen.“ Stöckl findet aber, dass das Keltenmuseum, auch ohne mehr Zutun schon europaweit einen hohen Stellenwert genießt.
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