Versicherungsfall Bergrettung
Ein Bergrettungseinsatz und die Versicherung
Bergunfälle nehmen zu. Immer mehr Menschen müssen aus Bergnot gerettet werden. Zurück bleibt oft eine große Rechnung. Versicherungen können helfen, aber man muß auf Details achten.
HALLEIN. Vor Kurzem ging ein Rettungseinsatz am Watzmann durch die Medien. Dabei wurden in einer aufwendigen Rettungsaktion vier erschöpfte Wanderer von Bergrettern per Hubschrauber gerettet. Insgesamt waren 31 Bergrettungsleute und die Besatzungen von zwei Hubschraubern am Einsatz beteiligt. Der Großeinsatz samt Materialschlacht dauerte mehr als 19 Stunden. Die Kosten für so einen Einsatz sind enorm. Abgerechnet wird in Mannstunden. Viele Wanderer fühlen sich durch Versicherungen davor geschützt. Aber nicht immer stimmt das mit der Realität der Versicherungspolizze überein. Laut einer Erhebung des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit verunfallten in der Saison 2018/2019 in Österreich 1.862 Personen beim Wandern beziehungsweise Bergsteigen.
"Obwohl es dabei nicht immer zu Verletzungen kommt, hat sich die Anzahl der Verletzten in den letzten zehn Jahren um 50 Prozent erhöht. Daneben steigt auch die Zahl der in Bergnot geratenen Menschen. Unfallversicherungen bieten sich hier an“, sagt Christian Winkler von der Nürnberger Versicherung.
Ohne entsprechenden Versicherungsschutz kann die Bergung aus alpinem Gelände hohe finanzielle Folgen nach sich ziehen, beispielsweise durch den Einsatz von Rettungsmannschaften oder eines Rettungshubschraubers.
„Was viele nicht wissen: Einsätze dieser Art müssen häufig von den Betroffenen selbst bezahlt werden", so Winkler.
Richtige Planung
In dieselbe Richtung argumentiert der selbstständige Wanderführer und Alpinfunktionär Wolfgang Kinz: "Prinzipiell sind Versicherungen eine gute Sache. Das Kernproblem ist, dass manche glauben: Ich muss nichts können, ich werde sowieso gerettet. Diese Art der Versicherungsmentalität ist ein Problem. Da kann es dann dazukommen, dass sich – wie vor Kurzem geschehen - ein und dieselbe Person an einem Tag gleich zweimal vom Hubschrauber retten lässt."
Der Wanderführer sieht vor allem ein Problem bei der Selbsteinschätzung der Wanderer und ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit.
"Der größte Teil der Einsätze von Bergrettern gilt Personen, die an ihre Leistungsgrenze kommen. Was die Kosten eines Einsatzes betrifft, sollte der Wanderer wissen, was in seiner Polizze steht", meint Kinz. "Man muss darauf achten, was die einzelnen Versicherungen anbieten. Grundsätzlich ist man über Autofahrerclubs oder eine Unfallversicherung versichert, die oft den Hubschraubereinsatz mitversichert. In den seltensten Fällen ist jedoch der Einsatz der Bergrettung mitversichert. Da bietet sich die Mitgliedschaft in einem der Alpinvereine oder als unterstützendes Mitglied der Bergrettung an", rät Kinz.
Sowohl der Wanderführer Kinz als auch der Versicherer Winkler sind der Meinung, dass neben einer Unfallvermeidung durch eine realistische Selbsteinschätzung, vernünftige Tourenplanung und Eigenverantwortung im Gebirge eine vernünftige Vorsorge in Form einer geeigneten Bergsportversicherung in den Rucksack gehört.
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