Ein Herz für die Toten
Michael Neureiter aus Bad Vigaun sammelt Herzerlsteine, die im 18. und 19. Jahrhundert "in" waren.
BAD VIGAUN (tres). Der Tennengauer Kulturexperte Michael Neureiter hat neben seiner Leidenschaft für Turmuhren noch eine weitere: historische Herzerlsteine.
Der Bad Vigauner sammelt sie, weil sie ihm einfach gut gefallen.
Sie waren im 18. und 19. Jahrhundert vor allem in Österreich und in Südbayern sehr gefragt, weil es eine recht einfache, platzsparende und günstige Lösung war, einen Verstorbenen zu begraben und ihm trotzdem eine hübsche, wertschätzende Grabstätte bieten zu können: Die Gräber bestanden dann teilweise nur aus einem kleinen Stein, oft aus Marmor, in den eine Vertiefung in Form eines Herzes eingemeißelt wurde und das mit Weihwasser gefüllt werden konnte, dazu ein Kreuz. Einen Grabkasten gab es nicht.
Eine moderne Lösung?
"Meinen ersten Herzerlstein habe ich am Dürrnberg erbeutet", lacht Neureiter, "am Friedhof lag dieser Stein, er hat mir gefallen und darum habe ich gefragt, ob ich ihn behalten darf." Er durfte.
Er recherchierte über die Herzerlsteine und so wuchs das Interesse. Mittlerweile hat Neureiter schon eine schöne Sammlung und er fände es auch gut, wenn diese alte Tradition bewahrt und von Steinmetzen wieder aufgegriffen würde: "Ich glaube, das wäre auch heutzutage eine schöne und platzsparende Lösung."
Von Urnen ist der Kulturfex kein Fan: "Ich möchte ordentlich vermodern", meint er augenzwinkernd, "und die Trauer braucht ja auch eine Ortsbindung, wie ein Grab."
Deshalb schmückt das Familiengrab am Bad Vigauner Friedhof auch ein Herzerlstein.
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