Orthopädieschuhmacher; Lehre 2018; Lehre am zweiten Bildungsweg

Zeigt her eure Füße ...

... zeigt her eure Schuh'...: Rupert Unterwurzacher ist Tennengaus einziger Orthopädieschuhmacher und damit Schuhmacher in fünfter Generation.

KUCHL. Rupert Unterwurzacher absolvierte eine Lehre am zweiten Bildungsweg. Nach der Matura und fünf Jahren Berufserfahrung in einer Bank, entschloss sich der Kuchler zu einer Lehre als Orthopädieschuhmacher. "Ich wollte nach fünf Jahren im Beruf wieder etwas mit meinen Händen erschaffen und trotzdem mit Menschen arbeiten. Mein Vater ist Schuhmacher in vierter Generation in Kuchl. Dieser Beruf hat mich interessiert, aber ich glaube der Bedarf an Schuhmachern wird immer weniger. Also beschloss ich  Orthopädieschuhmacher zu werden. Denn das Thema Gesundheit trifft den Trend der Zeit", so der 30-Jährige, der aktuell der einzige Orthopädieschuhmacher im Tennengau ist.

Beschwere durch Fehlstellungen

"Wenn Kunden zu mir kommen haben sie meist Beschwerden im Bewegungsapparat, die durch Fehlstellungen in den Füßen resultieren. Ich machen einen 2D-Scan von ihren Füßen und schaue mir das Fußbild genau an. Es entsteht ein Abdruck von den Füßen, der mit Gips ausgegossen wird.
Über den Gips wird der Abdruck für eine Einlage produziert", erklärt der Fachmann. "Je nach Kundenwunsch passen wir die Privatschuhe an die Einlage und die Fehlstellung an, oder fertigen selbst einen eigenen Schuh für den Kunden."

Den eigenen Hochzeitsschuh gefertigt

Rupert Unterwurzacher hat sich auch schon ein paar Schuhe für sich selbst gefertigt – "meinen Hochzeitschuh aus braunem Leder zum Beispiel und meinen Musi'-Schuh. Das ist auch genau das reizvolle an diesem Beruf: Ich produziere mit Hand, kann kreativ sein und meine eigene Schuhe entwerfen."

Vorbeugen statt ausgleichen

Außerdem ist ein orthopädischer Schuh auf jeden Fall sein Geld wert – weiß der Experte: "Das Material ist hochwertig und die Passform ideal – das bedeutet, der Schuh ist nicht zu eng und nicht zu kurz, er sitzt perfekt." Vor allem bei Kindern sollte man am Schuh nicht sparen: "Eine Fehlstellung im Fuß wirkt sich auf die Knie, die Hüften, das Kreuz, die Schultern und auf den Kopf aus. Wer in gute Kinderschuhe investiert, kann solchen Fehlstellungen vorbeugen und muss sie später nicht erst ausgleichen."

Für ein schönes Gangbild

Und was merkt man, wenn man einen orthopädischen Schuh trägt? "Der Gang wird gerade und aufrecht, der Fuß kippt nicht nach innen und das Gangbild wird schöner. Ein Guter Schuh wirkt sich auf den ganzen Körper aus", erklärt Rupert Unterwurzacher. Er selbst will später einmal Lehrlinge ausbilden, denn: "Der Beruf des Orthopädieschuhmachers ist spannend, leider wissen nur zu wenig Jugendliche von dieser Lehre. Das soll sich ändern."