Arbeit und Pension müssen sich lohnen
Tennengaugespräch mit AK Präsidenten Eder
Arbeit und Pension müssen sich lohnen. Genau so wichtig sind Wertschätzung und Familienfreundlichkeit.
OBERALM. Die Gesellschaft erlebt seit 2020 eine Welle von Veränderungen, die jeden Bereich unseres Lebens treffen. Am Rande seiner Tennengau-Tour von Arbeiterkammerpräsidenten Peter Eder, wurden die Arbeitsmarktpolitik, der Fachkräftemangel und die Pension erörtert. Für den AK Präsidenten ist der Fachkräftemangel zum Teil selbstgemacht.
REGIONALMEDIEN: Wie sollen Arbeitgeber auf die aktuellen Herausforderungen reagieren?
PETER EDER: Es gibt leider immer noch Branchen – teilweise funktionärsgetrieben, die es bis heute nicht verstanden haben, dass die Wirtschaft nur als gemeinsamer Weg von Arbeitgeber und Arbeitnehmer funktioniert.
Ich war vor Kurzem bei Carrera in Puch. Die zeigen vor, wie eine Zusammenarbeit funktionieren kann. Hingegen bei Friseuren, Tischlern oder der Beherbergung und Gastronomie haben wir eine Ausstiegsrate von 70 Prozent nach sieben Jahren.
Wenn man den Weg gehen will und Jobs unattraktiv werden, darf man sich nicht wundern, dass Arbeitskräfte fehlen. Hier mangelt es an wertschätzenden Signalen, wie zum Beispiel dem Geld oder passenden Rahmenbedingungen.
Das muss jetzt nicht unbedingt das Homeoffice, flexible Arbeitszeiten oder die Vier-Tage-Woche sein. Vielmehr sind Rahmenbedingungen gefragt, bei denen sich die Menschen im Betrieb wohlfühlen.
Wo sie ihr Familienleben mit einfließen lassen können und keine Probleme bekommen, wenn ein Kind krank wird. Gerade im Handel ist es beschämend, wie mit dieser vor Kurzem noch gehypten Gruppe umgegangen wurde und teilweise wird. Das waren die, die mit Maske belastet, für die Unternehmer die Gewinne erarbeitet haben sowie die Grundversorgung aufrecht erhielten. Sie konnten nicht nach Hause, wenn die Kinder erkrankten. So etwas ist beschämend.
Ist die Abschaffung der geblockten Altersteilzeit ab 1. Jänner 2024 ein Rückschritt?
EDER: Die Blockvariante spielt zwar eine untergeordnete Rolle – in Salzburg befinden sich 2.458 Personen in Altersteilzeit (14,5 Prozent/Blockvariante). Wir sehen aber in unserer Beratung, dass es für manche Arbeitnehmer eine wesentliche Rolle spielt, z. B. in Branchen, in denen aufgrund von Schichtmodellen die Variante mit kontinuierlicher AZ-Verringerung aus betrieblichen Gründen nicht zugelassen wird (es gibt keinen Rechtsanspruch auf Altersteilzeit).
Auch in der Baubranche werden vorwiegend nur Blockvarianten abgeschlossen. In Fällen, in denen Arbeitnehmer weit weg vom Arbeitsplatz wohnen und die Mobilitätsfrage zentral ist, kommen ebenso großteils nur Blockmodelle in Frage. Diesen Personen wird künftig der Zugang zur Altersteilzeit verwehrt. Wenn sie aus gesundheitlichen Gründen nicht bis zum Regelpensionsalter arbeiten können, müssen sie vorzeitig mit hohen Abschlägen in Pension gehen.
Die Abschaffung der geblockten Variante wird kein Arbeitsmarktproblem lösen. Es braucht Rahmenbedingungen, die ein gesundes Arbeiten bis zur Pension ermöglichen. Wir brauchen gute und altersgerechte Arbeitsplätze, kluge beschäftigungspolitische Anreize und letztlich die faktische Möglichkeit, bis zum Pensionsantritt im Job bleiben zu können. Unternehmen müssen stärker in die Pflicht genommen werden in Ausbildung zu investieren und ihren Beschäftigten zu ermöglichen, sich weiterzubilden.
Weiters sind massive Investitionen in soziale Infrastruktur (Elementarbildung, Pflege) zur Deckung von Arbeitskräftebedarfen und Ermöglichung von Erwerbsarbeit, insbesondere für Frauen, notwendig.
Arbeiten in der Pension?
EDER: Zur Alterspension kann man unbegrenzt dazuverdienen. Diejenigen, die dazuverdienen, erhalten für die Pensions- und Krankenversicherungsbeiträge auch entsprechende Leistungen.
Von insgesamt 1.758.964 Beziehern einer regulären Alterspension sind nur ca. 2,89 Prozent zusätzlich erwerbstätig. Insgesamt arbeiten 50.770 Personen neben dem Bezug einer Alterspension über der Geringfügigkeitsgrenze.
Davon sind nur 17.971 Personen (also rund ein Drittel) unselbstständig beschäftigt. Hierbei handelt es sich primär um Angestellte, die später ins Erwerbsleben eingetreten sind. Arbeiterinnen und Arbeiter, die schon früh ins Berufsleben eingetreten sind, können häufig aus gesundheitlichen Gründen kaum bis zur Regelpension arbeiten. Der Großteil (ca. zwei Drittel aller erwerbstätigen Pensionisten) sind Selbstständige.
Die derzeitige Berichterstattung in den Medien zeichnet ein Bild, das sich überhaupt nicht mit unserer Beratungserfahrung deckt. Es wird über Pensionisten berichtet, die alle gesund und arbeitsfähig sind. Wir sehen in unserer Beratung vielmehr Menschen, die es oft nicht schaffen, bis zur Regelpension zu arbeiten und dann vorzeitig eine Invaliditätspension beantragen müssen.
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