Eine Frau in einer Männerdomäne

Silke Mitterlechner aus Puch hat Pfiff: Die 33-Jährige ist eine von wenigen Österreichischen FIFA-Schiedsrichterinnen
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  • hochgeladen von Johann Hummel

Die Pucherin Silke Mitterlechner hat am 12. Jänner 2011 vom Weltfußballverband FIFA das Emblem für 2011 erhalten. Sie darf somit internationale Frauenfußballspiele leiten. Das Bezirksblatt Tennengau interviewte die 33-jährige Schiedsrichterin.
BEZIRKSBLATT: Fußballschiedsrichter zu sein ist eine, für eine Frau, nicht gerade alltägliche Art der Freizeitgestaltung. Was hat Sie dazu bewegt?
SILKE MITTERLECHNER: Als Schwester eines Fußballers bin ich mit diesem Männersport aufgewachsen. Damals war es aber noch nicht üblich, dass auch Mädchen Fußball spielen. Sonst hätte ich sicher begonnen, denn dieser Sport hat mich schon immer fasziniert. Eines Tages kam ich nach einem Spiel meines Bruders mit einem Schiedsrichter ins Gespräch. Der brachte mich auf die Idee, selbst das „Pfeiferl“ in die Hand zu nehmen. So begann alles, das war 1999.

BEZIRKSBLATT: Seit wann sind Sie als Unparteiische aktiv und wie viel Spiele haben Sie bisher geleitet?
SILKE MITTERLECHNER: Im Frühjahr 2000 legte ich in Salzburg die Schiedsrichterprüfung ab. Zuerst leitet man Nachwuchsspiele und steht als Assistentin an der Linie. An mein erstes Kampfmannschaftsspiel kann ich mich noch gut erinnern. Es war die Partie Fuschl gegen Ebenau am 25. Mai 2003. Inzwischen sind es bereits über 700 Spiele.

BEZIRKSBLATT: Sie leiten Männer-Spiele bis zur Salzburger Liga und sind seit dem 12. Jänner 2011 auch FIFA-Schiedsrichterin im Frauenfußball. Wo liegt für Sie der Unterschied und welche Aufgabe fordert Sie eigentlich mehr heraus?
SILKE MITTERLECHNER: Die Frage ist nicht einfach zu beantworten. Auf nationaler Ebene fordert mich der Fußball bei den Männern mehr heraus. Er ist schneller, körperbetonter und die Zuschauerzahlen sind ganz andere. Während bei Frauen Bundesligaspielen oft nur 20 Zuschauer am Platz sind, können es bei einem Spitzenspiel in der Salzburger Liga durchaus Hunderte sein. International gesehen geht es im Frauenfußball aber auch zur Sache. Ich war Anfang März in Spanien bei einem U19 Turnier mit zehn Nationalmannschaften und habe drei Spiele geleitet. Obwohl es sich dabei um ein U19 Turnier handelte, spielte man ein extrem hohes Tempo, das mit unserer Salzburger Liga bei den Männern gleichzusetzen ist. Im Vergleich zum Österreichischen Frauenfußball ist das ein weitaus höheres Niveau.

BEZIRKSBLATT: Die FIFA stellt natürlich hohe Anforderungen an seine Unparteiischen. Wie viel Zeit müssen Sie investieren um diesem Profil zu entsprechen?
SILKE MITTERLECHNER: Damit man FIFA Frauenspiele leiten darf, muss man mindestens in der vierthöchsten Liga (Anm. Salzburger Liga) bei den Männern Spiele leiten und mehrmals jährlich den FIFA Fitnesstest positiv absolvieren. Dabei muss man 6 mal 40 Meter sprinten. Anschließend werden 20 mal 150 Meter in 35 Sekunden gelaufen, mit je 40 Sekunden Regenerationszeit dazwischen. Den nächsten wichtigen Fitnesstest nimmt im Mai die UEFA in Genf ab. Das ganze ist natürlich zeitintensiv, da ich durchschnittlich fünf Tage pro Woche mit Training und Einsätzen unterwegs bin. Hauptberuflich arbeite ich als Assistentin der Geschäftsleitung bei der Fa. Dornauer Autoausstattung. Man benötigt ein perfektes Zeitmanagement um das alles unter einen Hut zu bringen, zumal das Privatleben auch nicht ganz zu kurz kommen soll.

BEZIRKSBLATT: Schiedsrichter sein ist generell keine einfache Sache. Fällt es Ihnen als Frau manchmal schwerer als Ihren männlichen Kollegen sich durchzusetzen?
SILKE MITTERLECHNER: Viele glauben, dass man es als Frau am Spielfeld leichter hat. Der „Gentlemaneffekt“ ist zwar vorhanden, stimmt aber nur bedingt. Es gibt meiner Meinung nach eine höhere Hemmschwelle, wenn es um verbale Ausrutscher von Spielern geht. Da müssen sich meine männlichen Kollegen öfter mehr anhören. Anders ist es bei Schiedsrichter-Entscheidungen. Spieler, Trainer, Funktionäre und Zuschauer hinterfragen Entscheidungen einer Frau zweifelsohne kritischer.

BEZIRKSBLATT: Gibt es Situationen, wo Sie sich denken: „Warum tu ich mir das an“?
SILKE MITTERLECHNER: Ja, die gibt es! Die Frage stelle ich mir bei Beleidigungen, die aber selten vorkommen. Außerdem kommen Männer nicht immer mit der Tatsche zurecht, dass eine Frau ein Spiel leitet und bringen das auch durchaus zum Ausdruck. Persönlich gemeinte Zurufe von der Zuschauertribüne muss man wegschalten können. Bei Spielern, Trainern und Funktionären ist das anders. Die müssen bei Fehlverhalten mit einer Anzeige beim Salzburger Fußball Verband (SFV) rechnen. Das ist im Prinzip auch ein gewisser Selbstschutz. Eines ist aber auch klar: Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern können passieren, genauso wie ein Spieler am Tor vorbeischießt. Wir sind alle nur Menschen.

BEZIRKSBLATT: Wie sieht ihre weitere Zukunft als Schiedsrichterin aus?
SILKE MITTERLECHNER: Vom 11. bis 13. Mai nehme ich in Genf an einem Kurs des Europäischen Fußballverbandes UEFA teil. Der Kurs und ein bestandener Fitnesstest sind die Grundvoraussetzungen um in der kommenden Saison 2011/12 für internationale Spiele und/oder Turniere nominiert zu werden. Alles andere wird sich ergeben.

Silke Mitterlechner aus Puch hat Pfiff: Die 33-Jährige ist eine von wenigen Österreichischen FIFA-Schiedsrichterinnen
Bereits im März war Mitterlechner mit ihren Assistentinnen Barbara Bollenberg (li.) und Senka Omerhodzic (re.) in Sp anien im Einsatz. | Foto: Privat
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