"Frauen werden gerne gebeten"
Frauen sind in der Lokalpolitik eine Minderheit. Warum? Drei Politikerinnen und ihre Meinungen.
TENNENGAU (tres). Frauen sind in der Salzburger Lokalpolitik eher selten zu finden, der Tennengau ist da keine Ausnahme: Auf 182 männliche Gemeindevertreter kommen nur 54 weibliche. Und Bürgermeisterin gab es im Tennengau in der ganzen Geschichte noch nie eine.
Was ist der Grund?
Was könnte der Grund dafür sein? Eveline Sampl-Schiestl, ÖVP-Stadträtin in Hallein, meint, es sei ein gesellschaftliches Problem: "Ohne Kinder geht alles ganz super, aber sobald eine Frau eine Familie hat, wird es schwierig." Sampl-Schiestl hat selbst drei Kinder, die für sie auch oberste Priorität haben.
"Ich könnte mir nicht vorstellen, Bürgermeisterin zu sein, weil ich sehe, wie aufwändig dieses Amt ist. Als Gemeindevertreterin geht es noch eher. Man muss aber im Privatleben viel jonglieren und organisieren. Du kannst die Kinder ja nicht morgens in die Betreuung geben und abends wieder abholen. Als Bürgermeister erwarten die Bürger von dir, dass du zu 100 Prozent anwesend und jederzeit erreichbar bist."
Besser in der zweiten Reihe
Carmen Kiefer, ÖVP-Vizebürgermeisterin in Kuchl, meint: "Wir Frauen sind eben nicht solche Alphatiere wie die Männer." Sie selbst hat ebenfalls drei Kinder und das Bürgermeisteramt nie angestrebt: "Ich vertrete den Kuchler Bürgermeister gern, wenn er auf Urlaub ist, mehr will ich gar nicht. Es ist entspannter in der zweiten Reihe."
Bürgermeister zu sein sei kein einfacher Job: "Es finden sich ja auch immer weniger Männer, die sich dieses Amt antun wollen."
Ironischerweise müsse man sich als Frau aber gerade von Frauen oft Kritik anhören: "Da heißt es dann: Du vernachlässigst deine Kinder, was bist du nur für eine Karrierefrau?"
Kindermädchen als Lösung
Solche Sätze kennt auch die GRÜNE Landtagsabgeordnete Kimbie Humer-Vogl aus Hallein. Sie hat vier Kinder: "Es gibt eben auch viel Konkurrenz unter Müttern." Sie selbst leistet sich ein Kindermädchen: "Dadurch sind meine Kinder zuhause in ihrer gewohnten Umgebung. Ich möchte meine Kinder nicht in eine Betreuung stecken und abends wieder abholen."
Bei den GRÜNEN gibt es aber verhältnismäßig viele Frauen: "Bei uns ist von vorne herein klar, dass bestimmte Listenplätze von Frauen besetzt werden müssen. Wenn man Frauen dann fragt, ob sie sich zur Verfügung stellen, sagen viele ja. Frauen wollen gebeten und ermuntert werden."
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