Sharenting
Warum Kinderfotos im Netz gefährlich sind

Eltern sind stolz auf ihre Kinder und sie freuen sich über die Entwicklung ihres Nachwuchses. Immer wieder veröffentlichen sie daher Fotos ihrer Kinder im Internet. Bei aller Freude – Fotos von Kindern im Internet sind aus mehrerer Sicht problematisch. | Foto: BB Tirol
  • Eltern sind stolz auf ihre Kinder und sie freuen sich über die Entwicklung ihres Nachwuchses. Immer wieder veröffentlichen sie daher Fotos ihrer Kinder im Internet. Bei aller Freude – Fotos von Kindern im Internet sind aus mehrerer Sicht problematisch.
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TIROL. Eltern sind stolz auf ihre Kinder und sie freuen sich über die Entwicklung ihres Nachwuchses. Immer wieder veröffentlichen sie daher Fotos ihrer Kinder im Internet. Bei aller Freude – Fotos von Kindern im Internet sind aus mehreren Gründen problematisch.

Sharenting - Fotos von Kindern im Netz

Sharenting ist ein sogenanntes Kofferwort. Es besteht aus dem Wort "share" (teilen) und "parenting" (Kindererziehung), das hier eine Mischung als Verhalten der Eltern und der Kindererziehung meint. Sharenting bedeutet nun, dass Eltern Bilder und Videos ihrer Kinder im Internet, auf Homepages oder auf Social-Media-Plattformen veröffentlichen. Zusätzlich geben sie auch weitere Informationen über Ihre Kinder im Netz preis. Es ist selbstverständlich, dass Eltern stolz auf ihren Nachwuchs sind und sich über Entwicklungsschritte freuen. Aber dieses im Internet zur Schau stellen der Kinder ist problematisch und gefährlich.

Missbrauch der Kinderfotos

Unter dem Hashtag #instakids finden sich aktuell 24,3 Millionen Kinderfotos auf Instagram. Die Fotos sind frei zugänglich und können von jedem, der den Hashtag aufruft, eingesehen werden. Aber nicht nur die Fotos auf Instagram können ein Problem darstellen, auch Fotos auf Facebook und anderen Social Media-Plattformen sind häufig mit zusätzlichen Informationen frei zugänglich. Die meisten Eltern sind sich nicht darüber bewusst, welche Gefahren damit einher gehen. Stalker, Sexualstraftäter oder Pädophile nützen diese Fotos für ihre Zwecke.

  • Pädophile: Sie laden sich die Fotos auf ihren Computer, kommentieren sie und teilen sie in ihren eigenen Netzwerken
  • Stalker: sie suchen sich zusätzliche Informationen zum Kind und haben so die Möglichkeit, an das Kind heranzukommen. So kann der Stalker beispielsweise über die Informationen, die er findet, die Schule herausfinden, die das Kind besucht.

Teilweise können sogar Verpixelungen rückgerechnet werden, Informationen über Körpergröße, Figur, Haarfarbe etc. werden auch bei verpixelten Gesichtern weitergegeben. Aus diesem Grund sollte man auf Kinderfotos im Netz gänzlich verzichten.

Kontrolle über das Bild geht verloren

Problematisch ist es auch, die Kinderfotos mit Freunden und Bekannten zu teilen. Dazu zählt auch das Versenden der Fotos per Mail oder WhatsApp. Dabei geht die Kontrolle über das Foto verloren und man weiß letztendlich nicht, wo diese Fotos landen. Man hat keinen Einfluss darauf, ob diese Freunde und Bekannte die Fotos nicht selbst weitergeben. Gleichzeitig gibt es laufend einen gewaltigen Fortschritt im Bereich der  Gesichtserkennungssoftware. Es ist bis jetzt nicht abzuschätzen, wie gut man künftig damit auch im privaten Bereich die Originale der Fotos finden kann.

Kinderfotos im Netz – Basis für Mobbing

Viele werden sich noch daran erinnern, wie es war, als die Eltern dem neuen Freund oder der neuen Freundin Baby-Fotos gezeigt haben: das Gefühl der Peinlichkeit und der Scham. Aber dazu musste noch das Fotoalbum ausgegraben werden – nun finden sich diese Fotos häufig im Internet mehr oder weniger frei zugänglich. Damit wird in der Schule Mobbing Tür und Tor geöffnet. Die betroffenen Jugendlichen haben kaum eine Chance sich gegen diese Bilderflut zu wehren. Einen Vorgeschmack, wie peinlich diese Bilder sein können, kann man auf Instagram unter oben genanntem Hashtag bekommen. Es gilt auch hier zu bedenken: Die Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre.

Persönlichkeitsrechte und das Recht am eigenen Bild

Neben all diesen Gefahren bleibt auch eine juristische Frage, die geklärt werden muss, denn auch die Kinder und Jugendlichen haben Persönlichkeitsrechte. Das heißt, dass jede Person das Recht hat, selbst zu entscheiden, wie er sich im Internet beziehungsweise in der Öffentlichkeit darstellen möchte. Wer nun gegen den Willen des Kindes Kinderfotos und Informationen weitergibt, verletzt die Perönlichkeitsrechte beziehungsweise das Recht am eigenen Bild. Solange die Kinder klein sind, haben die Eltern die Aufgabe, mit diesen Persönlichkeitsrechten sehr sorgsam umzugehen.

Nutzungsrechte gehen an Plattformbetreiber

Häufig vergessen die Eltern, dass sie bei der Anmeldung bei Facebook, WhatsApp, Instagram und Co die Nutzungsrechte über die geteilten Bilder, Videos und Informationen dem Plattformbetreiber überlassen. Das heißt, diese dürfen diese für weitere Zwecke und kostenlos verwenden. Sie dürfen sie auch an Dritte (weltweit) weitergeben und diesen die Nutzung einräumen. Die Entfernung der Fotos, Video und Informationen sowie das Löschen des Accounts heißt nicht, dass damit auch alle Daten gelöscht sind.

Trotzdem Fotos von Kindern veröffentlichen

Trotz aller Bedenken sind Kinder Teil des öffentlichen Lebens. Will man trotzdem die Fotos der eigenen Kinder teilen, dann sollte das stets mit Bedacht und nach Rücksprache mit den Kindern erfolgen. Denn schon kleine Kinder wissen, ob ihnen ein Foto von sich selbst gefällt oder nicht. Man sollte weiters darauf achten, dass die Fotos auch später nicht kompromittierend sind. Auch bei den Informationen, die man über das Kind weitergibt, sollte man sehr sparsam sein.

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