Tirol sagt Ja zur EU
In den Startlöchern Impulsrichtung vorgegeben

Beim Projekt „Wunschoma und Wunschopa“ geht es um die Vernetzung von drei Generationen: Es werden Personen vermittelt, die wie echte Großeltern einspringen, wenn in jungen Familien Not am Mann ist.  | Foto: MEV
  • Beim Projekt „Wunschoma und Wunschopa“ geht es um die Vernetzung von drei Generationen: Es werden Personen vermittelt, die wie echte Großeltern einspringen, wenn in jungen Familien Not am Mann ist.
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Karin GasserKarin Gasser, Geschäftsführerin des Regionalmanagements Schwaz-Achental (Foto: Dietmar Walpoth)
Noch ist die Region Schwaz-Achental kein Mitglied des Leader-Programmes der EU – doch das soll sich bald ändern. Mit der Gründung des Regionalmanagements wurde der erste Schritt gesetzt, um ab 2021 voll einsteigen zu können. Die ersten Projekte zeigen die Impulsrichtung.


Das Gebiet rund um die Silberstadt Schwaz und den Achensee war bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte der Tiroler Leader-Regionen. Wer genau hinschaut, kann aber erkennen, dass der Fleck langsam Farbe annimmt und zunehmend mit bunten Netzen durchzogen wird.

„Wir haben eine Sonderstellung im Vergleich zu den anderen Regionalmanagements des Landes. Im Moment werden wir noch nicht mit europäischen Mitteln ausgestattet, aber in der nächsten Strukturperiode möchten wir unbedingt dabei sein“, sagt Karin Gasser, die Geschäftsführerin des Regionalmanagement Schwaz-Achental, das vor knapp einem Jahr gegründet wurde, um jene Impulse setzen zu können, welche die Europäische Union mit ihrer Regionen-Politik anstrebt und die im Land Tirol mit den Regionalmanagements so erfolgreich wie kontinuierlich umgesetzt werden.

Für die Gründung haben sich die Planungsverbände Schwaz, Jenbach und Umgebung sowie Achental, die beiden Tourismusverbände Silberregion Karwendel und Achensee sowie die Abfallwirtschaft Tirol Mitte (ATM) zusammengetan und schon damit ein schönes Zeichen dafür gesetzt, gemeinsam schöne Zeichen setzen zu können. „Damit gibt es eine starke Basis für die gemeindeübergreifende und regionale Zusammenarbeit. Das Aktionsbudget als Teil der Entwicklungsstrategie erlaubt uns, schon vor einer Bewerbung in der neuen Strukturfondsperiode 2021 diese Zusammenarbeit mit konkreten Projekten zu etablieren“, wurde Bezirkshauptmann Michael Brandl im Rahmen des Startschusses im Mai 2018 zitiert.

Erste Impulse

Seither brodelt es zwischen dem Kellerjoch und dem Karwendelmassiv. „Es gibt viele Ideen und manchmal scheitern sie nur an jemandem, der weiß, wie sie umgesetzt werden können“, sagt Karin Gasser und hält weiter fest: „Da kann ich beispielsweise damit helfen, einen griffigen Namen zu finden oder die Frage nach der Finanzierung zu klären. Da geht es oft nicht um viel Geld und es ist super, wenn es da Fördermöglichkeiten gibt und Menschen, die einen Anschub geben können, damit die Dinge laufen.“ Mit wenig Geld viel erreichen zu können, ist, was Gasser „toll“ findet. Auch, weil viele Projekte aus dem Sozialbereich kommen, mit denen zwischenmenschliche Defizite in der materiell sehr reichen Region nicht nur ausgeglichen, sondern aufgrund der befruchtenden Dynamik regelrecht eliminiert werden können.

Das Projekt „Wunschoma und Wunschopa“ fällt ganz klar in diese Kategorie. Dabei werden Personen vermittelt, die wie echte Großeltern einspringen, wenn in jungen Familien sprichwörtlich Not am Mann – oder an der Frau – ist. Mit einem Streich werden drei Generationen miteinander vernetzt, die „Großeltern“ bekommen das Gefühl, gebraucht zu werden, junge Eltern eine enorme Hilfestellung und die Kinder eine wunderschöne Erfahrung.
„Das haben nicht wir erfunden, dieses Projekt hat sich bereits als Leader-Projekt etabliert“, erklärt die Geschäftsführerin, wie das junge Regionalmanagement von der Erfahrung der älteren profitiert. „Die Kollegen sind sehr hilfreich. Ich wurde ab der Stunde null aufgenommen, bin bei Besprechungen dabei, bei Kongressen – bin Teil des Ganzen“, streut Gasser den anderen acht Regionalmanagern des Landes Rosen und meint: „Die anderen haben viel Erfahrung, sie kennen sich aus und wissen um die Stolpersteine.“

Vernetzung mit Mehrwert

Dass dies vor allem in der Aufbauphase wichtig ist, versteht sich von selbst. Und weil mit dem Ziel, Teil des europäischen Ganzen zu werden, auch die Richtung klar vorgegeben ist, werden die Projekte des Regionalmanagements Schwaz-Achental auch allesamt EU-konform erarbeitet. „2020 werden wir alle wichtigen Player zusammenholen und die Strategie erstellen, damit wir die Kriterien schon erfüllen, bevor sie von der EU ausgeschrieben werden“, skizziert Gasser die nächsten Schritte.

Mit der „Speisekammer Schwaz“ werden die Kriterien gleich mehrfach erfüllt. Der vom Regionalmanagement unterstützte Verein „Die Speisekammer Foodcoop e.V.“ vernetzt private Haushalte mit den Lebensmittelproduzenten der Region. Die Bandbreite reicht hier vom kleinen Nebenerwerbsbauern mit Eiern, Butter, Gemüse oder Brot hin zum Privaten, in dessen Garten eine Menge Äpfel oder Marillen wachsen. Über eine Homepage werden die Produkte angeboten und die Konsumenten können sie ebendort bestellen.

Einmal pro Woche werden diese Bestellungen dann zum Schwazer Pfundplatz geliefert, wo die Stadt Schwaz dem Verein entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat. Und einmal pro Woche können die Produkte dort abgeholt werden. Punktgenau. Regionaler geht es nicht. „Damit werden unnötige Wege und unnötiges Verpackungsmaterial vermieden, die Direktvermarktung der Produzenten wird enorm erleichtert und der Konsument bekommt gesunde, faire, wertvolle Produkte“, erklärt Gasser den riesigen Mehrwert, der für sie ein Wegweiser in die Zukunft ist. Ab 2021 will sie „größere Brötchen backen“. Knusprig werden sie auf jeden Fall.
(Von Alexandra Keller)

Fakten
Regionalmanagement Schwaz-Achental

Im Frühjahr 2018 wurde der Verein Regionalmanagement Schwaz-Achental gegründet. Mit dabei sind neben den Gemeinden und Tourismusverbänden auch die Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH, die dem Verein die erforderliche Infrastruktur zur Verfügung stellt.
Die von den Beteiligten erarbeitete Entwicklungsstrategie 2018 bis 2020 wird mit Landesmitteln (€ 160.000/Jahr) und Mitteln der Gemeinden und TVBs (€ 80.000/Jahr) umgesetzt.
Ziel des Regionalmanagements Schwaz-Achental ist es, ab 2021 vollwertiges Mitglied der Leader-Regionen der EU zu sein.

Weitere Infos unter: www.rm-tirol.at/regionen/schwaz-achental

In der laufenden Förderperiode 2014-2020 wurden für 15 Projekte im Bezirk Schwaz EU-Mittel in Höhe von rund 870.000 Euro genehmigt.

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