Tirols neue Landtagsvizepräsidentin im Gespräch
Kircher: "Ich stehe hinter Kurz"

Sophia Kircher sprüht vor Optimismus und will als 1. Landtagsvizepräsidentin die jungen Menschen für die Politik begeistern.
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  • hochgeladen von Sieghard Krabichler

Sophia Kircher aus Götzens ist mit 28 Jahren als 1. Landtagsvizepräsidentin angelobt worden. Wir baten Sie zum Interview.

Nach drei Jahren Landtag sind Sie nun 1. Landtagsvizepräsidentin. Ein Karrieresprung?
Sophia Kircher:
Viele sehen darin einen Karrieresprung. Für mich persönlich ist es eine Chance, Politik mitzugestalten und vor allem aber für junge Menschen ein Vorbild zu sein. Die Chance, Verantwortung zu übernehmen, soll sich auch für andere eröffnen.

Aber hätten Sie nicht als Landtagsabgeordnete mehr Möglichkeiten, die Tiroler Politik zu gestalten?
Ich bleibe ja trotz des Amtes Abgeordnete und habe weiterhin die Möglichkeit, Anträge einzubringen und meine Themen, die mir am Herzen liegen, zu forcieren. Dazu gehören Jugend- und Bildungspolitik sowie die Europapolitik. Aber in meiner neuen Funktion habe ich auch die Möglichkeit, den Landtag näher zu den Menschen zu bringen und greifbarer zu machen.

Wie fit sind Sie bereits in der Landtagsgeschäftsordnung?
Als Landtagsabgeordnete hat man die Geschäftsordnung natürlich auch gelesen, die Anwendung in der Praxis wird mir helfen, richtig fit zu werden.

Immer wieder kritisiert die Opposition, dass der Tiroler Landtag in wichtigen politischen Entscheidungen zu wenig Mitspracherecht hat. Wie sehen Sie das als 1. Landtagsvizepräsidentin?
Das sehe ich anders. Nur der Landtag kann Gesetze beschließen und im Landtag sitzen die gewählten Volksvertreter, die aktiv mitbestimmen. Das Zusammenspiel zwischen Regierung und Landtag ist ein wichtiger demokratischer Prozess. Und die Demokratie ist unser wertvollstes Gut.

Sie haben kurz nach Ihrer Angelobung sich selbst als Beispiel genannt, dass junge Menschen in der Politik große Chancen haben. Warum sind dann sehr wenige junge Leute in den politischen Gremien vertreten?
Es hat sich schon sehr viel getan in den vergangenen Jahren. Als ich 2018 für den Landtag kandidiert habe, gab es eine Abgeordnete unter 35 Jahren. Heute ist es bereits ein Viertel der Mandatere, da ist ein Ruck durch alle Parteien gegangen.

Als Nächstes wird die Gemeinderatswahl am 27.2.2022 stattfinden. Beginnen die jungen Leute in den Kommunen, politisch zu arbeiten oder fehlt ihnen noch der Mut für die Politik?
Auf Gemeindeebene sind wir, speziell als Volkspartei, gefordert, junge Menschen für eine Kandidatur zu gewinnen und ihnen eine Chance zu geben. Ich habe das Gefühl, dass genügend Interesse vorhanden ist und der Jugend nicht der Mut fehlt. Junge Menschen bringen andere Perspektiven in die Politik. Wir in der JVP stellen bisher über 100 Gemeinderäte und 8 Jungbürgermeister. Unser Ziel ist es, zuzulegen.

Sie sind ja auch Chefin der JVP in Tirol. Sehen Sie die Organisation eher als eine des schwarzen Tirols oder eher eine der türkisen Kurz-Bewegung?
In Tirol sind wir als ÖVP in den letzten Jahren immer mit Schwarz angetreten. Und da sehe ich mich auch als JVP Tirol.

Apropos Kurz: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat Ermittlungen gegen Bundeskanzler Kurz aufgenommen – es geht um den Vorwurf der Falschaussage im Ibiza-U-Ausschuss. Wie sehen Sie das, auch als stellvertretende Bundesobfrau der JVP?
Es ist immer ein schwieriges Bild, das nach außen hin vermittelt wird, wenn Ermittlungen stattfinden. Die allgemeine Debatte ist für die Politik sehr schwierig, zumal hauptsächlich darüber berichtet wird, was nicht gut gemacht wurde. Aber nach der Bewältigung der Pandemie sollte ein optimistischer Blick in die Zukunft im Vordergrund stehen. Ich stehe nach wie vor hinter Bundeskanzler Kurz, mit ihm wird das Comeback Österreichs gelingen.

Europa liegt Ihnen sehr am Herzen und seit Mai findet die Konferenz zur Zukunft Europas statt. Was sind hier die Schwerpunkte?
Wir sprechen hier vom größten Bürgerbeteiligungsprozess in Europa, den es je gegeben hat. Und gerade die Jugend hat gesehen, was es heißt, plötzlich mit großen Einschränkungen leben zu müssen. Egal ob es um freies Reisen, Erasmus+ oder Studieren im Ausland geht. Es müssen die Chancen für die jungen Menschen in Europa und auch der Standort Europa in der Welt verbessert werden. Nach den unzähligen Krisen sollte Europa endlich wieder ins Gestalten kommen und nicht nur im Krisenmodus nationale Interessen aufarbeiten müssen.

Speziell junge Menschen hat die Coronakrise extrem getroffen. Wie sehen Sie die Impfung generell und auch für Jugendliche ab 12 Jahren?
Für viele Tiroler Jugendliche war die Pandemie psychisch und physisch eine enorme Belastung. Homeschooling oder fehlende soziale Kontakte haben an der Substanz der jungen Menschen gezehrt. Ich bin für die Impfung und werde mich auch impfen lassen, grundsätzlich ist sie ja für Jugendliche zugelassen, die Entscheidung liegt aber immer bei jedem Einzelnen.

Ihr Wunsch an die Politik für die jungen Tirolerinnen und Tiroler?
Jungen Menschen Mitspracherechte und Verantwortung zu geben, sie in die Politik miteinzubeziehen und die wichtigen Themen der Zukunft wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und leistbares Wohnen ganz oben auf die Agenda zu schreiben.

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