Interview Martha Schultz: Tirolerin des Jahres

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Die Zillertaler Unternehmerin Martha Schultz wurde kürzlich zur Tirolerin des Jahres gewählt. Schultz ist Unternehmerin mit Leib und Seele sowie Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich. Die BEZIRKSBLÄTTER trafen sie zum Gespräch und erhielten teils überraschende Antworten. 

BB: Frau Schultz - wie viele Stunden hat eigentlich ihr Arbeitstag?
SCHULTZ:
"Es sind sehr viele Stunden pro Tag aber ich bin in der glücklichen Situation, dass mir meine Tätigkeiten Spaß machen und daher sehe ich das mit der Arbeitszeit nicht allzu eng." 

BB: Sie wurden kürzlich zur "Tirolerin des Jahres" gewählt. Wie kam's dazu bzw. was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung: 
SCHULTZ:
"Es gibt den Club Tirol in Wien. Da sind zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst, Wirtschaft, Politik oder Kultur dabei wie z.B. Julian Hadschieff oder Renate Dander und der Club hat ca. 400 Mitglieder. Die Auszeichnung Tiroler des Jahres wurde vor 10 Jahren initiiert. Der Club schlägt, zusammen mit dem Land Tirol, bestimmte Personen für die Wahl vor und dann einigt man sich auf zwei Personen (Martha Schultz bekam die Auszeichnung zusammen mit Felix Mitterer – Anm. der Redaktion). Die Verleihung war eine wunderbare Zeremonie im Kursaloon in Wien anlässlich der Tirol-Nacht unter dem Motto "Tirol im Herzen und Europa im Geiste". Dieses Motto hat mir übrigens besonders gut gefallen. Ich habe mich wirklich sehr über diese Auszeichnung gefreut, vor allem auch, dass ich sie zusammen mit Felix Mitterer bekommen habe."

BB: Hat vor Ihnen schon mal eine Unternehmerin diese Auszeichnung bekommen?
SCHULTZ:
"Meines Wissens nicht und das macht die Sache für mich auch noch einmal spezieller. Ich sehe es so, das ich diese Auszeichnung stellvertretend für die Tiroler UnternehmerInnen bekommen habe denn sie bemühen sich wirklich sehr um den Standort und das muss man ihnen sehr hoch anrechnen." 

BB: Thema Standort – wie kann man sich für die Zukunft rüsten?
SCHULTZ:
"Der Standort Tirol hängt natürlich am Standort Österreich und hier erwarte ich mir von der Politik noch Verbesserungen. Wir sind auf dem Weg der Besserung aber es gibt noch vieles zu tun. Tirol ist innerhalb Europas eine sehr starke Marke und die Lage sowie unsere wunderbare Natur sind ein großer Vorteil. Wir haben aber durchaus Aufholbedarf in Sachen Mobilität, Bildung und hier setze ich mich besonders für die Mehrsprachigkeit ein. Auch die Möglichkeiten in Sachen Au pair sind in Österreich noch stark verbesserungswürdig und auch dafür setze ich mich ein."

BB: Wo sehen Sie die Probleme in Sachen Bildung bzw. Ausbildung?
SCHULTZ:
"Ich denke, dass vielen jungen Menschen heute ein gewisser Grundstock fehlt wobei ich da nicht die Jugendlichen verurteile sondern da müssen wir uns im Bildungssystem fragen was schief läuft. Ich nehme nur als Beispiel die Grundrechnungsarten her. Da hapert es teils schon gewaltig und das kann's nicht sein. Ich mache selbst in unserem Unternehmen diese Erfahrungen und daher weiß ich hier wovon ich rede." 

BB: Apropos Unternehmen - Sie sind mit Hochzillertal einer der Top-Anbieter in Sachen Skiurlaub. Wie sehen sie die Konkurrenzsituation?
SCHULTZ:
"Wir sind natürlich einem sehr starken Wettbewerb ausgesetzt und das nicht nur innerhalb von Österreich sondern vor allem auch international. Es gibt große Unternehmen in Tschechien, Bulgarien oder Polen die aufrüsten und Gesamtkonzepte erarbeiten. In der bulgarischen Hauptstadt Sofia ist z.B. geplant ein U-Bahn bis ins Skigebiet zu bauen und das sind schon gewaltige Dimensionen. Vor allem in Sachen Mobilität gibt's hier bei uns eben Aufholbedarf. 50 Prozent der jungen Menschen z.B. in Berlin machen keinen Führerschein mehr und man muss sich diesen Herausforderungen stellen. Der öffentliche Verkehr bei uns hat auf diese Fragen bis dato keine Antworten."

BB: Im Bezug auf das Zillertal - wie viel Tourismus verträgt's noch?
SCHULTZ:
"Ich denke wir müssen jene Betten die wir im Tal haben bestmöglich auslasten und ich denke wenn immer die Rede vom Qualitätstourismus ist so darf man nicht nur über 5 Sterne reden. Es gibt z.B. auch Frühstückspensionen die absolut top sind und ich denke wir haben Qualität in allen Bereichen."

BB: Gibt's von Unternehmerseite Wünsche an die Politik - Stichwort Bürokratie? 
SCHULTZ:
"Die Wirtschaftskammer konnte sich ja im letzten Regierungsprogramm einbringen wie noch nie. Es sind über 80 Punkte von uns aufgenommen worden. Sehr dringend ist z.B. das Credo "beraten statt strafen." Beispiel Lohnverrechnung: Wenn ein Unternehmer hier einen Fehler macht, vielleicht sogar unbewusst, wird dieser kumuliert und da steigt dann die Strafe von vielleicht 1.000,- Euro auf 20.000,- Euro und das ist nicht der richtige Weg. An solchen Dingen wird z.B. aktiv gearbeitet und da ist man auf dem richtigen Weg denn jeder Euro der hier zuviel bezahlt wird geht bei Investitionen ab. Beraten statt strafen muss an erster Stelle stehen und das ist nur eines von vielen Beispielen wo wir uns massiv für die UnternehmerInnen einsetzen."

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