Aliens im Bezirk gelandet

Harald Brenner im Wienerwald-Gebiet mit Staudenknöterich. | Foto: Waculik
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Japanischer Staudenknöterich, indisches Springkraut oder amerikanische Goldrute: Viele eingeschleppte Pflanzenarten vermehren sich explosionsartig und verdrängen heimische Arten. Die Bezirksblätter haben sich im Bezirk Tulln umgesehen, wo die Aliens schon gelandet sind und was dagegen unternommen wird.

Schaden für Natur und Mensch

Der Schaden, der durch solche invasiven Arten erfolgt, kann ökologisch sein (indem heimische Arten in ihren Beständen verdrängt werden), wirtschaftlich (z.B. indem hoher Aufwand nötig ist um die Pflanzen zu bekämpfen) oder auch gesundheitlich: Denn ‚Ragweed‘ führt oft zu allergischen Reaktionen und reizt insbesondere die Atemwege und die Augen, erklärt Harald Brenner, tellvertretender Geschäftsführer und Teamleiter des Naturraummanagements im Biosphärenpark Wienerwald. Ebenfalls hervorzuheben ist hier der Riesenbärenklau: Er ist phototoxisch, denn die Pflanzensäfte rufen, wenn sie mit UV-Licht in Verbindung kommen, auf der menschlichen Haut Reaktionen hervor, die vom Erscheinungsbild her unter Umständen wie schwere Verbrennungen aussehen können. „Wenn man ihn bekämpfen möchte, braucht man entsprechende Schutzkleidung, weil man sich sonst einem erheblichen Risiko aussetzt.“

Differenziert betrachten:

„Wie überall sind Neophyta und Neobiota auch im Biosphärenpark präsent.“ Mit den Begrifflichkeiten muss man aber aufpassen: Neobiota umfasst alle Organismen, die heute in einem Gebiet vorkommen, in dem sie ursprünglich nicht beheimatet gewesen sind, und es wird eigentlich noch nicht näher drauf eingegangen, ob das durch den Menschen passiert ist oder eine natürliche Wanderung der Arten war. "Darüber hinaus gibt’s auch ‚alien species‘ die durch den Menschen ihren Weg gefunden haben, und die ‚invasive alien species‘, die heimische oder in diesem Gebiet ursprüngliche Arten verdrängen können oder gerade verdrängen."
„WIr müssen uns schon bewusst sein, dass nicht alle Neobiota oder Neophyta schlecht sind. Einige Pflanzen hat der Mensch auch mit Absicht eingeführt und zieht seinen Nutzen daraus: Äpfel, Paprika, Paradeiser und Kartoffeln zum Beispiel.“

Ausbreitung:

Eine Daumenregel besagt, dass von allen Pflanzen die in ein Gebiet verfrachtet werden und nicht dort beheimatet sind, es etwa zehn Prozent gelingt in die Wildnis zu entkommen. Etwa nochmal zehn Prozent von diesen zehn Prozent gelingt es, sich dort dauerhaft zu etablieren – "die sind’s dann, die das Potential haben heimische Arten auch zu verdrängen. Das skaliert sich enorm herunter und ist nicht so wie’s der Begriff ‚Aliens‘ suggeriert. Es ist keine Invasion und morgen ist’s aus mit uns. Das ist etwas differenzierter zu betrachten.“

Panikmache nicht angebracht

Unter Biologen gibt es verschiedene Meinungen zum Thema Neophyten, erklärt Gertraud Grabherr, Biologin und Obfrau der Umweltgruppe FUER in Königstetten. "Ich sehe das teils etwas entspannter."
Vor allem Dämme an der Donau seien vom Staudenknöterich in Beschlag genommen. "Das ist ein Naturschutz-Problem, denn es wäre ewig schade um die letzten Standorte wirklich schönen Trockenrasens." Man müsse ständig dahinter sein, mähen, mähen, mähen, "am besten, hat die Via Donau herausgefunden, hilft Schafbeweidung. Was ja nichts anderes ist als ständiges abmähen." So könne der Pflanze die Kraft genommen werden. "Das ist ein Riesenaufwand, und lohnt sich eben nur wenn die Fläche schützenswert ist."

Wie Brenessel

Springkraut breitet sich in unseren Auen und an Bächen aus. Grabherr: „Ja, mein Gott. Wenn es dort nicht wäre, wären es Brennnessel. Nicht wirklich ein Schaden." Es werde von Insekten angenommen. Fazit der Biologin: "Kriegt man eh nicht mehr weg, schade um den Aufwand".
Bei der Goldrute liegt der Fall etwas anders: bei feuchten Wiesen die naturschutzfachlich wertvoll sind sollte etwas gegen die Pflanze unternommen werden. Auch hier helfe wiederholtes Mähen, zumal die Goldrute empfindlicher reagiert als der Staudenknöterich.

Gesundheitlich bedenklich

Gesundheitsschädlich für den Menschen sind bei Berührung Ragweed und Riesenbärenklau. "Ich hatte schon mehrere Anrufe deswegen. Bisher stellte sich der vermeintliche Riesenbärenklau immer als ganz normaler „Wiesenbärenklau“ heraus." Die Neophyten-Panikmache führe dazu, dass viele Menschen eine ungefähre Vorstellung der "gefährlichen Pflanzen" hätten, alles ähnliche werde gefürchtet. Dazu sei der Riesenbärenklau in Ostösterreich nicht so das Problem: "Der braucht es in der Regel feuchter und wird sich bei uns nicht so verbreiten. Angreifen sollte man den allerdings wirklich nicht."

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