"Bin die Bergführerin"
Michaela Nikl und Margit Walter-Riesner haben ihre Praxis eröffnet und ein Interview gegeben.
TULLN. BEZIRKSBLÄTTER: "Für alles gibt es einen Schein: Die Lenkerberechtigung, den Hundeführerschein – wie sieht das in der Kindererziehung aus?"
NIKL (lachend): "Ja, auch hier gibt es die Möglichkeit – den ABC-Elternführerschein. Weil ich selbst bei der Erziehung angestanden bin, habe ich die Ausbildung gemacht und unterstütze heute Eltern in ihrer Arbeit."
"Was lernen Mamas und Papas bei Ihnen?"
NIKL: "Beispielsweise aktives Zuhören, aber auch, wie Ich-Botschaften übermittelt werden. Es ist wichtig, dem Kind zuzuhören und es ausreden zu lassen."
"Was tut man mit Kindern, die nicht reden (wollen)?"
NIKL: "Dafür ist der Grund zu suchen. Es ist möglich, dass schon zu oft eine Kommunikationssperre verhängt worden ist. Oder auch, dass das Kind bedrängt wurde, etwas zu erzählen. Und mit den Worten 'Ist ja nicht so schlimm' fühlen sie sich nicht angenommen. Besser wäre, die Gefühle zu artikulieren, wie 'Du bist so aufgeregt'."
"Sie reden davon, dass sich Eltern für Gespräche Zeit nehmen sollen. Nicht immer geht das..."
NIKL: "Stimmt. Dann erklärt man dem Kind, warum es jetzt nicht geht. Und danach nimmt man sich die Zeit – und hört zu."
"Frau Walter-Riesner, Sie begleiten durch das Leben. Wobei helfen Sie konkret?"
WALTER-RIESNER: "Menschen kommen zu mir und sprechen über ihre Probleme. Das alleine ist schwierig genug. Konkret unterstütze ich bei Liebeskummer, Tod, Trauer oder aber auch in schweren Zeiten wie Trennung oder Scheidung."
"Wenn ein Problem auftaucht, weiß man es. Wie kommt man da raus?"
WALTER-RIESNER: "Zentrale Frage ist, wohin sich wer verändern soll. Daran wird dann gearbeitet. Oft ist es so, dass man aus dem Tunneldenken nicht alleine herausfindet. Der Blickwinkel wird verändert – und plötzlich ergeben sich beispielsweise fünf Möglichkeiten, das Problem zu lösen. Meine Arbeit ist vergleichbar mit jener eines Bergführers. Schritt für Schritt arbeiten wir uns dann an die Bergspitze vor."
"Lesen Sie auch zwischen den Zeilen?"
WALTER-RIESNER (lacht): "Ja, natürlich. Es ist extrem wichtig, zu analysieren, was nicht gesagt wird. Und dem gehen wir auf den Grund."
"Was ist die Basis dafür, dass der Mensch sein Ziel erreicht?"
WALTER-RIESNER (wie aus der Pistole geschossen): "Selbstliebe. Zuerst muss ich mich selbst annehmen können, mit mir im Gleichgewicht sein."
"Auch bei der Feier- und Festgestaltung unterstützen Sie. Was können Sie dazu beitragen?"
WALTER-RIESNER: "Beispielsweise bei einer Taufe wird von den Eltern und den Gästen definiert, was dem Kind alles gewünscht wird. Das Essen und Trinken ist nur eine Konsequenz davon."
Michaela Nikl ist 41 und Mutter eines vierjährigen Sohnes; Margit Walter-Riesner ist 50 und hat zwei Söhne im Alter von 18 und 22 Jahren.
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