Inkassobüro meldet sich
Mehrere Firmen wollten Geld von Pensionisten

- Richter Slawomir Wiaderek.
- Foto: Ilse Probst
- hochgeladen von Victoria Edlinger
Skurrile Aussagen ließen Richter zweifeln
BEZIRK. Mit diversen Mahnungen eines Inkassobüros wandte sich ein 74-jähriger Pensionist aus dem Bezirk Tulln mehrfach an die Polizei. Offensichtlich waren Rechnungen offen, mit denen der Mann nichts zu tun haben wollte.
Am Landesgericht St. Pölten musste sich in der Folge eine 24-Jährige Wienerin wegen Betrugs und Datenverarbeitungsmissbrauchs verantworten. Sie gab zu, im September 2023 auf den Namen des Pensionisten einen Handyvertrag abgeschlossen und ein Mobiltelefon erhalten zu haben. Darüber hinaus überließ sie das Bezahlen eines Teppichs, eines Staubsaugers, sowie diverser Medikamente, die sie in Versandhäusern bestellt hatte, dem 74-Jährigen. Dennoch bekannte sie sich gegenüber Richter Slawomir Wiaderek nicht schuldig.
„Er war immer einverstanden und den Handyvertrag hat er selbst unterschrieben!“,
behauptete die zweifach vorbestrafte Wienerin.
Er habe sie angesprochen und kurz darauf angeboten, ihr zu einem neuen Handyvertrag zu verhelfen.
„Ich sollte dafür mit ihm schlafen. Hab ich aber nicht gemacht“,
betonte die Angeklagte.
Gemeinsam im Handyshop
Das wies der Pensionist vehement zurück. Sie habe sich zu ihm auf eine Bank gesetzt und ihn schließlich gebeten, sie doch etliche Kilometer nach Tulln zu einem Handyshop zu fahren. Dort habe sie ihn zunächst auf einen Kaffee eingeladen, danach sei man gemeinsam in den Shop gegangen. Während sie sich um ein Handy kümmerte, habe er sich umgeschaut. Eine Verkäuferin sei dann auf ihn zugekommen und habe ihn um eine Unterschrift gebeten.
„Ich hab gar nicht geschaut, was das ist“,
beteuerte der Zeuge. Sein Führerschein sei da schon irgendwo drunter gewesen. Wie sie an seine Adresse gekommen sei, wisse er nicht und dass sie dann Sachen auf seinen Namen kauft, habe er auch nicht gewusst.
„Warum fahren Sie eigentlich fremde Leute durch die Gegend?“,
fragte Wiaderek skeptisch.
„Weil ich ihr helfen wollte“,
antwortete der 74-Jährige.
„Ich weiß nicht, ob ich ihm glauben soll. Er hat mich nicht wirklich überzeugt“,
meinte der Richter auch im Hinblick auf Widersprüche zu den Aussage des Mannes vor der Polizei.
„Die ganze Geschichte hört sich sehr abenteuerlich an“,
resümierte Wiaderek, der offenbar auch der Aussage der Frau wenig Glauben schenkte. Für einen Schuldspruch war die Beweislage jedoch zu dünn, sodass der Prozess zuletzt mit einem Freispruch im Zweifel endete (nicht rechtskräftig).
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