Kräuterrundgang
Vom "Herrscher des Weges" bis zum "Waldmeister"
"Lass dein Lebensmittel Heilmittel und dein Heilmitte Lebensmitt sein", sagte schon Hippokrates – und getreu diesem Motto lud Manuela Ottawa zum Frühlings-Kräuterrundgang.
BEZIRK TULLN / WIENERWALD / PURKERSDORF. Die Sonne scheint, die Schuhe sind fest geschnürt, Sonnencreme wurde aufgetragen und der Hut sitzt perfekt. Bestens ausgerüstet machte sich Manuela Ottawa, zertifizierte Kräuterpädagogin aus Rappoltenkirchen mit einer Gruppe von Frauen auf den Weg, um die Wildkräuter der Region zu erkunden. Mit dabei: Tullns Bezirksblatt-Redakteurin Karin Zeiler. "Wie nutzen wir das Erwachen der Natur und dessen Kräfte in unserem Leben?" "Welche Kräuter helfen uns frisch und gestärkt ins neue Jahr zu starten?" "Welche Pflanzen reinigen, entschlacken und stärken unseren Körper und Geist?" Fragen über Fragen, die im Rahmen des Frühlingskräuterrundganges im Wienerwald beantwortet wurden. "Diese Pflanze hier kennt jeder", zeigt Ottawa, alle nicken und schmunzeln. "Na klar, Löwenzahn".
Dieses Rätsel war noch einfach zu lösen. Kaum ein paar Schritte weiter hält sie ein Blatt in die Höhe, erklärt die heilende Wirkung des Spitzwegerichs, der in den Fingern zerrieben auf offene Wunden gegeben werden kann. Der Pflanzensaft mildert den Schmerz, fördert die Wundheilung und hilft auch gegen Juckreiz. Und by the way: "Die Endung ‚-rich’ stand im Indogermanischen für Herrscher, Fürst. Wegerich heißt also Herrscher des Weges", erklärt die Pädagogin.
Auch wenn manch einer nun sagen würde "alles grün", das geschulte Auge von Magda, auf deren Wiese in Richtung Wald gegangen wird, bemerkt wie sich die heurige Trockenheit auswirkt. Stellenweise sieht man auf die trockene Erde, die mit ihren tiefen Rissen nach Wasser lechzt.
Handschuhe anziehen
Wer mit wenig Bissen viel Vita-min C zu sich nehmen möchte, ist mit der Brennnessel gut beraten. Beim Pfücken sollten Handschuhe getragen werden, daheim die Kräuter einfach zwischen Geschirrtücher legen und sanft draufklopfen, "denn dann verlieren die Nesselhaare ihre Wirkung", so Ottawa.
Eins, zwei, drei
Vorbei an Waldmeister und Knoblauchrauke heißt es Stopp beim Giersch. Wer dieses Kraut aus dem Garten entfernt haben möchte, für den hält die Rappoltenkirchnerin nur einen Tipp parat: "Essen, essen und nochmal essen". Die Zahl "drei" hat bei diesem Wildkraut eine bedeutende Rolle: Die Anordnung der Blätter ist mit drei begrenzt, der Stängel dreieckig. Ein Staunen geht durch die Runde, jede der "Wldwanderinnen" hält einen Giersch in der Hand und dreht wie wild. Am Waldesrand wurde der Giersch gefunden, ein Stück weiter pflückt Ottawa ein zartes Kraut.
Einfach knabbern
Jede verkostet. "Schmeckt nach Kukuruz", stellt Manuela Weber aus Atzenbrugg fest. Alle nicken und knabbern an der Vogelmiere weiter. Doch das ist nicht alles, nach dem Rundgang wieder beim Ausgangspunkt eingetroffen, wird die Gruppe von Markus Ungler mit Strudel und Wildkräutersauce, Gulasch und Bananenschnitten versorgt.
Und wer selbst mit Wildräutern kochen möchte? 23. Mai, ab 11 Uhr - Infos unter manuela.ottawa@a1.net
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