Das tägliche Leben mit dem Tod
Wir verdrängen den Tod, andere leben mit ihm: Unsere Bestatter helfen Hinterbliebenen durch eine Ausnahmesituation.
BEZIRK TULLN (bt). Für die meisten von uns gehört der Tod nicht zum Leben. Wir verdrängen ihn, wollen ihn nicht wahr haben, bis ein Trauerfall alles erschüttert. Am weitesten in die Gesellschaft vordringen darf der Tod zu Allerheiligen: Wir schmücken unsere Gräber mit Blumen, zünden ein Licht an und beten für unsere Verstorbenen.
Verstorbene schnell abholen
"Früher war es üblich einen Verstorbenen tagelang im Haus aufzubahren", weiß Hermann Geiger, der das gleichnahmige Bestattungsinstitut von seinem Vater übernommen hat. Die ganze Verwandschaft ist noch einmal zusammengekommen, um sich zu verabschieden. "Heute ist das unvorstellbar. Die Toten sollen innerhalb kürzester Zeit aus dem Haus. Das ist schade."
Sterben junge Menschen, etwa durch Verkehrsunfälle, ist das anders. Die Eltern wollen ihr Kind meist sehen. "Wenn jemand aus dem Haus geht und nicht mehr kommt, ist das sonst nur schwer zu begreifen."
Schminken ist Klischee
"Es gibt immer wieder tragische Fälle: Verkehrsunfälle, junge Leute oder jemand, den man persönlich gekannt hat. Das geht nicht spurlos an einem vorbei." Mit allen mittrauern können Bestatter jedoch nicht: "Da würde ich mit meinem Leben nicht mehr fertig werden." Psychologische Betreuung gibt es, falls benötigt.
Nach der Totenbeschau durch den Arzt erfolgt die Überführung vom Sterbeort in die Friedhofshalle. Das Begräbnis findet durchschnittlich eine Woche später statt. Beim Schminken der Toten handelt es sich um ein Klischee. "Nur wenn es ausdrücklich gewünscht ist. Es bringt nichts bei einer 90-Jährigen die ihr ganzes Leben nicht geschminkt war." Fotos werden immer bedeutender, Särge mit Fenstern immer unbeliebter: "Sie wollen sich erinnern, wie der Mensch zu Lebzeiten war."
Bestattung im Wandel der Zeit
In der Branche zeichnen sich Trends ab: Etwa sind auch am Land schon 25 Prozent aller Bestattungen Feuerbestattungen. Und die Tendenz steigt. "Jeder Zweite, der nach dem Sarg aussuchen rausgeht, sagt: Ich will einmal in eine Urne", erklärt Bestatter Gerhard Obermaisser. Immer mehr werden auch im eigenen Garten beerdigt. Wenn gewünscht, in einer speziellen Bio-Urne, die einfach verrottet. Den Nachruf auf den Verstorbenen halten häufig professionelle Trauerredner.
"Etwas Schönes, neben vielem nicht Schönen, ist es, Leuten in einer Ausnahmesituation zu helfen", lächelt Geiger abschließend.
Zur Sache:
Auf 17 Friedhöfen ist das Sieghartskirchener Bestattungsunternehmen Geiger tätig. 200 Bestattungen führt es jährlich durch. Chef Hermann Geiger ist auch Bezirksinnungsmeister. Die Preisspanne der Särge im Repertoire reicht von 300 bis 3.400 Euro. Am häufigsten wird ein Modell aus Eiche um 780 Euro gewählt. Einen typischen Klassiker gibt es bei den Urnen nicht. Weitere Möglichkeiten sind die Donau Hermann Geiger mit seinem beliebtesten Modell aus Eiche.Bestattung in der Wachau oder das anfertigen eines Edelsteines aus Asche.
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