Paul Gruber: "Pflegeheim-Stopp bis 2050 können wir nicht durchhalten"

URFAHR-UMGEBUNG (fog). Bezirkshauptmann Paul Gruber ist auch der Obmann des Sozialhilfeverbands Urfahr-Umgebung und somit auch für die Bezirksseniorenheime zuständig.

Urfahr-Umgebung hat die älteste Bevölkerung Oberösterreichs. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation beim Pflegebedarf ein?
Aufgrund der Prognosen ist die Problemstellung enorm. Im Jahr 2015 hatten wir zum Beispiel 1.573 Hochbetagte (85 Jahre oder älter) im Bezirk. Für das Jahr 2050 werden 6.796 prognostiziert. Zwischen 2009 und 2050 wird ein Anstieg der Personen mit 85+ um 585 Prozent erwartet. Aber Prognose und Realität sind zwei Paar Schuhe. Nach dem Bedarfs- und Entwicklungsplan (BEP) hätten uns 2012 insgesamt 200 Heimplätze fehlen müssen. Das war aber nicht so.

Wie wirkt sich die Abschaffung des Pflegeregresses auf die Zahl der Bewohner der Seniorenheime aus?
Zur Zeit wirkt es sich in UU noch nicht stark aus. Von den Nachbarbezirken Rohrbach und Perg habe ich gehört, dass ein Schwung gekommen ist. In UU passt das Verhältnis Angebot und Nachfrage gerade gut. Wir hatten nie Überkapazitäten, waren aber immer ausgelastet. Auch das Ende des Seniorenheims Kursana Linz konnten wir abfedern, indem wir neun Personen mit Urfahraner Bezug in unseren Heimen aufnahmen. Wie sich die Abschaffung des Pflegeregresses in Zukunft noch auswirken wird, lässt sich jetzt mit Sicherheit nicht sagen.

Hat sich durch das neue Seniorenheim Hellmonsödt die Lage entspannt? Müssen Leute abgewiesen werden?
Um es salopp zu formulieren: Uns wird die Bude in Hellmons-#+ödt nicht eingerannt. Vor Kurzem ist das zweite Stockwerk des Heims besiedelt worden. Jetzt wohnen 64 Personen hier und ab dem Sommer kommen im dritten Stockwerk nochmals 32 Personen dazu. Wir haben schon Wartelisten, aber es ist nicht hundertprozentig sicher, dass die Angemeldeten dann wirklich kommen. Die Angehörigen warten so lange wie möglich mit diesem Schritt.

Laut "Sozialressort 2021+" des Landes wird es in den nächsten Jahren keine neuen Alten- und Pflegeheime mehr geben. Was sagen Sie dazu?
Wir werden abwarten, wie schnell Hellmonsödt voll ist. Als nächstes wird ein Haus in Steyregg errichtet. Das ist vom Sozialhilfeverband bereits beschlossen. Wir können nicht sagen, wie die Landesstrategie später aussieht, aber einen Pflegeheim-Stopp bis 2050 können wir nicht durchhalten.

Wie lange dauert es, bis man einen Heimplatz bekommt?
Da müssten sie mit den jeweiligen Heimleitern reden. Das geht von einer Woche bis zu ein paar Monaten. Ab der Pflegestufe vier geht es schnell.

Warum ist der Bezirk so überaltert?
Viele der sogenannten Babyboom-Generation sind in den 60er- und 70er-Jahren in den Bezirk gezogen.

Können alternative Wohn- bzw. Betreuungsformen die Sache ausgleichen?
Da bin ich skeptisch, weil sie zur Zeit nicht optimal funktionieren. Es hängt auch davon ab, ob sie leistbar sind. Miete, Betreuung, Essen auf Rädern und noch andere Dienste zusammen sind schwer leistbar. Da braucht es noch ein Konzept. Ich bin dafür, dass die Senioren so lange wie möglich daheim wohnen und später die Möglichkeit auf einen Heimplatz haben. Sonst müssen sie im hohen Alter noch zweimal übersiedeln.

Wie sieht die aktuelle Situation beim Personal aus?
Am Markt herrscht totales Gerangel um Personal. Wir brauchen einerseits diplomiertes Personal und andererseits Fachsozialbetreuer Altenarbeit. Zusammen mit dem BFI bieten wir auch Kurse an. Aber diese Kurse sind nicht überlaufen und es gibt eine hohe Drop-out-Quote. Das Problem ist die Finanzierung der Lebenskosten während der zweijährigen Ausbildung.

Von links: Reinhold Dessl, Georg Rath, Josef Rathgeb, Christine Haberlander, Willibald Danninger und Michael Kagerhuber bei der Eröffnung. | Foto: Raiffeisenbank Gramastetten Rodltal
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