Familiennamen-Forschung
Deshalb gibt es so viele "Leitners"
Mit der Herkunft von Familiennamen hat sich Forscher Karl Hohensinner auseinandergesetzt.
URFAHR-UMGEBUNG (fog). Seit seiner Diplomarbeit an der Uni Wien im Jahr 1993 über Orts- und Hofnamen ist der Sprachwissenschaftler und Namensforscher Karl Hohensinner am Thema der Herkunft der Familiennamen in Oberösterreich dran.
Namen wie Huber, Mayr, Mayrhofer, Lehner, Hofstätter, Hofer, Bauer sind in ihrer Häufigkeit sehr vertraut, "doch ist ihr Bedeutungsgehalt sehr schwer greifbar", so Hohensinner. Bei diesen Namen einzelne Ahnenreihen zurückzuverfolgen mache wenig Sinn, so der Forscher in seinem "Familiennamen-Atlas von Oberösterreich". Mit räumlichen Verteilungen von Namen auf Kartierungen kam er zu Ergebnissen. "Wenn Familiennamen hauptsächlich auf alten Hofbezeichnungen basieren, dann kann das Verteilungsbild dieser Namen mittelalterliche Siedlungsbereiche aufzeigen."
Größe des Hofs
Familiennamen können sich auf die bestimmte Größe eines Bauernhofs beziehen, wie es bei "Mayr" der Fall ist. Halb so große Höfe wurden als "Huber" oder "Lehner" bezeichnet. Ab dem 16. Jahrhundert war üblich, dass der Begriff "Mayr" mit der Berufsbezeichnung für einen Verwalter eines Mayrhofs zusammenhängt. Zu Steiner und Leitner gibt es mehrere Höfe oder Ortschaften, wo die Namen herkommen könnten. Hinter manchen Namen scheinen Berufsbezeichnungen zu stecken, zum Beispiel bei Tagwerker oder Augendoppler. "Bei einem Augendoppler handelt es sich nicht um einen mittelalterlichen Optiker. Oft sind es Produkte einer langen sprachlichen Entwicklung, die an Wörter der Alltagswelt angeglichen wurden", erklärt Karl Hohensinner.
Nur ein Bauernhaus
Eine interessante Feststellung machte Hohensinner zum Beispiel bei dem Namen Rafetseder. Dieser Name hat seinen Ursprung in einem einzigen Bauernhaus in Königswiesen (Bezirk Freistadt). Es gibt in Österreich hunderte Leute, die Rafetseder heißen, in rund 30 Schreibarten. Aber alle stammen von diesem einzigen Bauernhaus. "Das muss ein Hof mit sehr vielen männlichen Nachkommen gewesen sein", erklärt Hohensinner. Der Wissenschaftler vertritt die Annahme, dass es den Familiennamenschwund gibt. "Würde über mehrere Jahrhunderte keiner in das Untere Mühlviertel zuziehen, würden eines Tages mehr als die Hälfte der Bevölkerung Rafetseder, Leonhardsberger, Steiner oder Leitner heißen."
Zur Sache:
Im Internet unter www.kulturgeschichte.at sind Familiennamenkarten abrufbar.
Das Buch "Familiennamen Atlas von Oberösterreich. Namen und Berufe" von Karl Hohensinner ist vor ein paar Jahren im Verlag EuroJournal erschienen, ISBN 978-3-902226-52-5
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