Drogenhandel in UU
Ein paar "Kiffer" waren erst 15
Drogenhandel im großen Stil wickelte ein 17-Jähriger ab. Er sitzt nach wiederholtem Dealen in Haft.
URFAHR-UMGEBUNG (fog). Es hat am vergangenen Freitag viele schockiert, als die Urfahraner Polizei das Sprengen eines Drogenrings entlang der Mühlkreisbahn im Fernsehen präsentierte. Ein 17-jähriger Drogenhändler aus dem Bezirk Rohrbach soll von 2016 bis 2019 mindestens 2,1 Kilogramm Cannabis-Kraut, im Wert von 21.000 Euro, vor allem an Haltestellen zwischen Mühlkreisbahnhof und Gerling verkauft haben. Der 17-Jährige wurde dann im Juni 2019 von einem Triebwagenführer am Bahnhof Ottensheim beim Dealen beobachtet. Eine Polizeistreife erwischte den Burschen, die Suchtgiftabnehmer flüchteten noch vor Eintreffen der Polizei. Bei der anschließenden Personenkontrolle stellten die Polizisten mehrere Klemmsäckchen mit Drogen und Drogengeld in der Höhe von mehr als 1.000 Euro sicher.
27 Drogenabnehmer
Durch Ermittlungen der Polizei Ottensheim und des Urfahraner Kriminaldienstes wurden 27 Abnehmer des 17-Jährigen ausgeforscht. Sie sind im Alter von 15 bis 23 Jahren, "aber die meisten zwischen 15 und 17 Jahren und vorwiegend Schüler", sagt der stellvertretende Bezirkspolizeikommandant Erwin Pilgerstorfer. "Entsetzt, gleichgültig oder ohne Unrechtsbewusstsein", sollen die Jungen reagiert haben.
Lifestyle-Produkt?
Laut Pilgerstorfer hängt das möglicherweise damit zusammen, dass Hanf immer mehr zum Gesundheits- und Lifestyle-Produkt wird. Um Cannabidiol (CBD), ein Wirkstoff des Hanfs, ist in den vergangenen Jahren ein Hype entstanden. CBD gibt es zum Beispiel in Form von Ölen oder Tees im Geschäft zu kaufen. Im Gegensatz dazu ist der THC-hältige Hanf natürlich illegal. "Die Gesellschaft wird in Zukunft genauer definieren müssen, wie sie mit dem Thema umgeht", meint Pilgerstorfer. "Derzeit ufert das aus", sagt er. "Eine Party ohne Drogen ist anscheinend keine gelungene Party mehr." Bei einer Geburtstagsparty auf der Burgruine Reichenau wurde vor Kurzem vier Drogenlenkern der Führerschein abgenommen. Generell steigt die Zahl der Drogenlenker gegenüber der Zahl der Alkolenker in Urfahr-Umgebung. Im Hinblick auf die bevorstehende Christkindlmarkt-Zeit sind wieder Schwerpunktkontrollen geplant (siehe auch weiter unten).
Unterschätzt
Auch Christoph Lagemann, Leiter des Instituts für Suchtprävention in Linz, sagt, dass das Unrechtsbewusstsein der Jugendlichen im Umgang mit Marihuana sinken würde: "Da gibt es diesen Fall, als Jugendliche vor der Polizeistation gekifft haben, weil es ihnen nicht bewusst war, dass sie etwas Illegales machen." Insgesamt sei die Zahl der Cannabiskonsumenten im Steigen, so der Suchtexperte. Und: "Die gesundheitlichen Risiken von Marihuana werden zum Teil unterschätzt." Bei einer Überdosis können etwa psychotische Symptome auftreten.
Auf die entzündungs- und schmerzhemmende Wirkung von Drogen generell zu verzichten, hält Lagemann aber für falsch: "Die Medizin würde ohne Drogen nicht auskommen."
Schwerpunktkontrollen der Polizei
• Die Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung bestätigt, dass auch im Straßenverkehr die Zahl der Drogenlenker stark zunimmt. Während die Zahl der Alkolenker im Bezirk stagniert oder sogar leicht zurückgeht. 2017 gab es bei Alkolenkern 200 BH-Anzeigen und im Vorjahr 172. Drogenlenker wurden 2017 in UU 33 angezeigt, 2018 insgesamt 34 und 2019 sind es bis dato schon 62 Anzeigen. Das Verhältnis Drogen- zu Alkolenker liegt im Bezirk also bei 1:3.
• "Wir erklären uns den Anstieg einerseits durch das Kontrollnetz, aber auch durch die verbesserten Drogenvortestgeräte", sagt Martina Rauch, die leitende Beamtin der Bezirkshauptmannschaft Urfahr-Umgebung.
• Landesrat Günther Steinkellner geht davon aus, dass heuer 800 Drogenlenker in OÖ aus dem Verkehr gezogen werden. Das sei eine Verdreifachung der Zahl innerhalb von drei Jahren.
• Konsequenzen für den Führerschein: 800 Euro zahlt jeder Drogenlenker sofort, auch wenn er das erste Mal erwischt wird. Dann kommen zirka 1.200 Euro Verfahrenskosten dazu (Blutanalyse, etc.). Schon beim ersten Vergehen ist der Führerschein für einen Monat weg. Zusätzlich muss der Drogenlenker dann drei weitere kostspielige Gutachten von einem Amtsarzt, Psychiater und Verkehrspsychologen vorweisen. Darüber hinaus braucht er noch ein Verkehrscoaching, um den Führerschein wieder zu bekommen. "Drogen im Straßenverkehr sind äußerst gefährlich, daher sind auch die Strafen hart", betont Martina Rauch von der Bezirkshauptmannschaft.
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