Gallneukirchen
Ex-Schuldirektor Johannes Berger kritisiert das Poly-Aus
Der frühere langjährige Poly-Direktor Johannes Berger meint, der Schülerschwund der vergangenen Jahre sei "teils hausgemacht" gewesen.
GALLNEUKIRCHEN. Die Rundschau berichtete Anfang April von der Schließung der Polytechnischen Schule Gallneukirchen aufgrund sinkender Schülerzahlen. Nur 26 Jugendliche sind für das Schuljahr 2022/23 prognostiziert. Das ist zu wenig, wie die Bildungsdirektion bekanntgab. Der Betrieb wird Ende des Semesters eingestellt.
Fachfremder Unterricht
Johannes Berger, von 1979 bis 2011 Leiter der PTS Gallneukirchen, reagierte auf den Bericht über das Aus. Er sagt, dass der Schülerschwund nicht nur mit den geburtenschwachen Jahrgängen zusammenhänge. Nach der Übersiedlung der PTS vom Schloss Riedegg in die Mittelschule seien "kaum fachgeprüfte und eigens ausgebildete Polylehrer" zum Zug gekommen. Gerhard Huber, Leiter der Bildungsregion Mühlviertel, dementiert: "Zumindest das Wort kaum ist falsch. Aufgrund des Personalmangels kam es aber, wie an vielen anderen Standorten, auch zu fachfremdem Unterricht, was nicht bedeutet, dass die Unterrichtenden das nicht gekonnt hätten." Der Bildungsregionsleiter führt den Rückgang bei Schülern neben dem demographischen Wandel auf die vermehrte "Abwanderung" von Jugendlichen in höhere Schulen nach Linz zurück.
Keine eigene Direktion
Berger bemängtelt außerdem, dass eine Direktion für mehrere Schultypen nicht ideal sei. Für Huber ist diese Behauptung nicht begründet. "Es gibt im Mühlviertel drei sehr gut funktionierende angehängte PTS." Der Regionsleiter relativiert auch Bergers Vorwurf, dass die PTS zu wenig Imagewerbung betrieben hätte. "Auch die Wirtschaft hat ihr Interesse an der PTS erst entdeckt, als es zu wenig Lehrlinge gab."
Werkstättenangebot nicht gut
Huber gibt dem Ex-Schulleiter aber recht, dass das Werkstättenangebot im Schloss um einiges besser war als im Schulzentrum. "Warum und von wem der Mietvertrag mit Riedegg gelöst wurde, entzieht sich meiner Kenntnis." Der Pensionierte spricht vom "Armutszeugnis" für die Gusenstadt. Er habe den Kampf vermisst. Auch hierin liege Berger falsch, so Huber. Dass die Gemeinde und die WKO nicht gekämpft hätten, stimme nicht. "Letztendlich sahen sie aber ein, dass es für die Schüler das Beste ist, weil nur so eine individuelle Ausbildung sichergestellt ist."
1 Kommentar
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.