Jahresstiege soll zu "Machu Picchu" des Mühlviertels werden

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GRAMASTETTEN. Mit der alten Inka-Stadt Machu Picchu in Peru ist die Jahresstiege natürlich nicht vergleichbar, aber die steil zur Rodl abfallende Stiege soll ein Publikumsmagnet werden. Angelegt hat die Jahresstiege mit den dazugehörigen Terrassen Alois Peither, um dieses unzugängliche Gelände wirtschaftlich zu nutzen.

Im Rahmen eines EU-Leader-Projektes soll die professionelle Sicherung und Wiederherstellung der Terrassenmauern und die sanfte Erschließung dieses öffentlichen Naturraums, mit Verweilzonen, gelingen. Darüber hinaus ist geplant eine neue Hängebrücke über die Große Rodl zu errichten, um die Jahresstiege an das bestehende Wanderwegenetz anzuschließen.
Bereits im Frühjahr 2015 wurde das 6.000-Quadratmeter-Areal, das im Besitz der Pfarre Gramastetten ist, fachmännisch geschlägert. Vergangene Woche wurde es bei einer großen Beteiligungsaktion von Ehrenamtlichen und Vereinen völlig vom Bewuchs befreit.

Vier Meter hohe Torbögen

Die Steinmauern werden nun von einer Spezialfirma für Naturgartengestaltung gesichert und renoviert. Eine dezente Absturzsicherung und ein Handlauf entlang der Stiege ist geplant. Vorerst werden fünf Terrassen belebt und eigenen Themenbereichen zugeordnet. Torbögen nehmen den historischen Ruinenblick vom Burgtor der Burgruine Lichtenhag in Richtung Gramastetten auf. Ein Bogen misst eine Breite von drei Metern, ist vier Meter hoch, aus Stahl und mit rostroter Patina. In Form von Symbolen oder Sprüchen können Geschichten erzählt werden, die den Besucher begleiten. Chill-out-Areas laden zum Verweilen und Genießen ein.
Als weitere Gestaltungselemente auf den Terrassen sind Maulbeerbäume und Obstbäume, Hopfentipis und Naschhecken inmitten von Blumenwiesen angedacht. Die ursprünglichen Elemente von Alois Peither werden wieder aufgegriffen: Bienenstöcke und Futterkrippe für die „Christbaumschafe“. Im unteren Bereich hat die Feuerwehr Gramastetten bereits eine Christbaumkultur angelegt, Schafe sollen die nötige Mahd übernehmen. Eine Terrasse mit Natursportgeräten soll Bewegungshungrigen aus der Region zur Verfügung stehen.

Neue Plattform bei der Jahresstiege

Im Einstiegsbereich der Jahresstiege in Gramastetten soll eine Aussichtsplattform in Stahl-Holzkonstruktion als authentisches Landmark errichtet werden. Dies soll einen Einblick in das gewaltige Naturdenkmal und ins Rodltal ermöglichen. Die Plattform bietet zusätzlich die Möglichkeit des Innehaltens, Verweilens, Erholens, Sonnens, Jausnens und des Unterrichtens für Klassenausflüge im Rahmen des Heimatkunde-Unterrichts und darüber hinaus.

Christbaumschafe sollen grasen

„Die Idee von Alois Peither war ein sehr ungewöhnliches Projekt, so ungewöhnlich soll das Projekt heute bleiben.“ So brachte es eine Teilnehmerin der Bürgerbeteiligung in Gramastetten auf den Punkt. Dazu ist wohl der Versuch zu zählen, auf einer Terrassenebene Christbäume zu züchten und zwischen den Bäumen sogenannte Christbaumschafe die Mahd erledigen zu lassen. Die Christbäume wurden von der Feuerwehr bereits angesetzt.

Lebenswerk von Alois Peither – ein Vorreiter des "Urban Gardening"

Hinter der Gramastettner Kirche fällt das Gelände steil zur Rodl ab – dieser Bereich heißt Kirchleiten oder Kialeit‘n. Ein Teil dieses fast unbewirtschaftbaren, steilen Hanges gehörte dem Gramastettner Bader, Geburts- und Wundarzt Alois Peither.
Für Peither war die Kirchleiten ein Lebenswerk. Er wollte sie nutzbar machen. Ab 1850 entstanden mit dem Bau von unzähligen Mauern aus lose aufeinander gestapelten Granitsteinen Terrassen. Die ebenen Flächen nützte Peither u. a., um Maulbeerbäume zu pflanzen und Seidenraupen zu züchten sowie für den Anbau von Obstbäumen, Gemüse und Hopfen. Er legte eine Wein- und Hopfenlaube, eine Bienen- und eine Futterhütte an.
Mitten durch die Anlage führte eine steile Stiege aus Natursteinen mit insgesamt 365 Stufen, daher der Name Jahresstiege. Die Stiege weist eine Länge von etwa 140 Metern und einen Höhenunterschied von 72,5 Metern auf, das ist eine Steigung von etwa 51 Prozent.
Der Terrassenbau war ein bemerkenswertes Sozialprojekt, da er vielen Armen damit Arbeit und Einkommen ermöglichte. Nach 1939 verlor der Anbau seine Bedeutung, die Terrassen wurden aufgeforstet. In der Folge begannen die Stützmauern und die Jahresstiege zu verfallen. Im Jahr 1975 wurde ein Teil der Stiege, 1991 bis 1993 der verbleibende Teil renoviert und wieder begehbar gemacht.

Zur Sache:

Projekt: Träger des EU-Leader-Projekts ist die Gemeinde Gramastetten; Start: Mai 2016, Ende: Dezember 2018

Kosten: 500.000 Euro (inklusive Umsatzsteuer) und davon wurden 350.000 Euro von Leader eingereicht

Das Alleinstellungsmerkmal des Natur- und Kulturdenkmals soll genutzt werden als:
– Ruhe- und Erholungszone
– Begegnungsraum
– Bewegungsraum
– Erlebnisraum und zur Naturbeobachtung
– als Praxisteil des Heimatkun-
de-Unterrichts für Schüler

Eine erste Präsentation der Grundidee inkl. Diskussion fand im Dezember 2016 im Rahmen einer Bürgerbeteiligung statt. Als Resultat wurde eine klare Entwicklungs- und Nutzungsrichtung festgelegt. Weitere engagierte Gramastettner haben sich dem Projektteam angeschlossen.

Fotos: Hermann Luckeneder, Gemeinde Gramastetten, Region Urfahr West

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