"Mit Hausverstand als Kundenservice sehen"

- Christian Genstorfer ließ sich von Erika Mittergeber über Allergene schulen.
- hochgeladen von Ruth Manzenreiter
Seit 13. Dezember gilt die EU-Lebensmittelinformationsverordnung für Allergene in Österreich.
BEZIRK (dur). Diese Verordnung soll den drei Prozent Allergikern in Österreich Einkauf und Verzehr von offener, verarbeiteter Ware erleichtern. Gesetzlich verpflichtend ist die Kennzeichnung von 14 Allergenen für jene, die Lebensmittel beruflich und mit Gewinnabsicht verkaufen. Verpackte Ware ist schon länger kennzeichnungspflichtig.
Unnötige Verunsicherung
Sowohl Gastronomen als auch Gäste sind verunsichert. Dies sei laut Erika Mittergeber, Diätologin aus Puchenau, nicht nötig. Die Gerichte sind nicht anders, nur deren Zutaten werden beschrieben. "Ich finde die Verordnung vielfach sinnvoll. Wenn sie mit Hausverstand umgesetzt wird, kann man sich als kundenorientierter Betrieb besser positionieren", meint sie.
Schulungsbedarf
Mittergeber hat eine intensive Schulungszeit hinter sich. "Ich merke, wie verunsichert die Klienten sind, bis sie wissen, worum es geht", spricht sie aus Erfahrung. Sie erklärt, was Allergien und Unverträglichkeiten sind, welche Auswirkungen sie haben und welche 14 Allergene kennzeichnungspflichtig sind. "Ich übe mit den Klienten, wie sie richtig auf Fragen reagieren und die Information aufbereiten. Wie gut die Umsetzung erfolgt, wird sich zeigen. Ich denke, dass sich die Liste der Allergene ändern wird. Mir hilft die Verordnung bei Diagnosen, mögliche Allergien einzugrenzen", ergänzt Mittergeber.
Großer Aufwand
"Bei der Schulung erhält man individuell notwendige Informationen kompakt. Weil meine Kunden bewusst einkaufen und nachfragen, weiß ich ohnehin, was ich anbiete", sagt Christian Genstorfer, der im Genussmobil in Puchenau und Linz regionale Produkte verkauft. Saisonal wechselnd sind es bis zu 400 im Onlineshop. Er gibt Kunden mündlich Auskunft, muss über allergene Zutaten in etwa 50 verarbeiteten Waren wie Brot, Milchprodukte, Aufstriche informiert sein. Der Aufwand ist groß: "Ich hole von allen Lieferanten Informationen über die Zutaten ein."
"Wir haben täglich andere Gerichte und kochen 300 Mahlzeiten aus. Bisher hat ein Gast nach der Verordnung gefragt. Bei uns ist seit 20 Jahren Praxis, dass auf Gästewünsche individuell reagiert wird, Allergiker fragen sowieso nach. Auch manche Stammgäste dürfen nicht alles essen und kommen regelmäßig, weil sie wissen, dass es bei uns passt", sagt Wolfgang Schwarz vom Leonfeldnerhof.
Selber Bescheid wissen
Allergikerin Iris Brandl verlässt sich lieber auf ihr Wissen: "Ich bin seit meinem sechsten Lebensjahr Allergikerin. Bei mir wirkt sich dies in Atemnot aus, aber keine Allergie ist so dramatisch, dass ich in Restaurants Zutaten erfragen muss. Kennzeichnung schadet nicht, als Allergiker sollte man aber wissen, was man essen darf und was nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Personal ungeschult ist und auf Fragen genervt reagiert."


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