„Nahrungsmittelunverträglichkeit wird vom Handel aufgebauscht“
Bei einer Nahrungsmittelunverträglichkeit wie einer Nahrungsmittelintoleranz stehen unserem Körper nicht mehr ausreichend Enzyme zur Verfügung, um alles so zu verdauen, wie gewohnt. Folglich entstehen Blähungen und zumeist Durchfall, da die Dickdarmbakterien den anfallenden Zucker vergären.
GRAMASTETTEN. Die selbständige Ernährungswissenschaftlerin Eva Fauma, mit den Schwerpunkten Allergie, Intoleranzen und Figur-Coaching, leitet das Zentrum für präventive Ernährungsberatung „Präventissimo“. In einem Gespräch über Nahrungsmittelunverträglichkeit äußert sie sich kritisch zu dem Thema. „In den österreichischen Medien wird Intoleranz überschätzt. Nur etwa fünf Prozent meiner Patienten kommen auf Grund einer Unverträglichkeit von beispielsweise Laktose oder Fruktose zu mir. Man schätzt in Summe, dass 15 Prozent der Bevölkerung eine Form der zahlreichen Intoleranzen hat. Der Handel bauscht das Thema etwas auf, da er höhere Verkaufszahlen der eigens produzierten Produkte anstrebt“.
Wie Betroffene damit umgehen
Für Betroffene ist die Ernährungsumstellung oft nicht einfach. „Am Anfang ist es mir sehr schwer gefallen, weil es mehr Produkte als gedacht gibt, die Laktose und Fruktose enthalten. Außerdem dauert es eine Zeit, bis man herausgefunden hat, auf welche Produkte der eigene Körper besonders schlecht reagiert“, erzählt die 19-jährige Johanna Rapperstorfer, die selbst an Laktose- und Fruktoseintoleranz leidet. Zuhause fällt ihr die Unverträglichkeit selten auf, da sie genau weiß, was sie zu sich nimmt. Unterwegs erweist sich die Nahrungsauswahl oft als kompliziert. „Wenn ich unterwegs bin, muss ich immer genau darauf achten und eventuell nachfragen, was verkocht wurde. Die neue Allergenkennzeichnung auf den Speisekarten hilft mir dabei sehr“, erzählt sie. Auch Ernährungsberaterin Fauma steht der Allergenverordnung positiv gegenüber, „Die Auflistung kann eine große Hilfe für schwer Betroffene sein.“
Zusammenhalt hilft
Wenn innerhalb der Familie jemand an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leidet, ist Zusammenhalt das Wichtigste. „Am leichtesten wäre es, wenn die Familie oder der Lebenspartner ebenfalls auf die Produkte verzichten, die der Betroffene nicht essen darf. So wird weiterhin das gemeinsame Kochen ermöglicht“, findet Rapperstorfer, die selbst stets auf die Unterstützung ihrer Familie zählen kann.
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