Weitwandern
"Oft habe ich keinen einzigen Menschen getroffen"
Markus Henisch aus Walding hat das Weitwandern für sich entdeckt. Er ging kürzlich bis Kärnten.
WALDING. In 18 Tagen von Walding bis zum Ossiacher See in Kärnten – Markus Henisch legte im August weit mehr als 300 Kilometer zu Fuß zurück. Besonders beeindruckend: einen Großteil der Strecke ging er barfuß. "Ob ich den Ankunftsort erreiche oder nicht war mir egal. Der Weg war für mich das Ziel. Ich wollte einfach frei sein – auch im Kopf", erzählt der 55-jährige Waldinger. Barfuß zu gehen ist für ihn eine eigene Philosophie. "Ich möchte zum Nachdenken anregen. Barfuß spürt man die Natur, setzt jeden Schritt bewusst und ist länger unterwegs", so Henisch. Auch aus gesundheitlichen Gründen ist er seit mehr als zehn Jahren gerne ohne Schuhe unterwegs. "Füße sind in Schuhen fast immer auf weiche Sohlen gebettet. Irgendwann bildet sich falsche Muskulatur. Seit ich barfuß gehe, haben sich meine Schmerzen aufgelöst", sagt der Inhaber des Waldinger Fitnessstudios "Fit Five". Die ersten längeren Touren "unten ohne" fielen ihm allerdings extrem schwer.
Nacht im Wald verbracht
Beim ersten Teil seiner Weitwanderung hatte Henisch rund 30 Kilo Gepäck auf einem umgebauten Anhänger mit. Ab Hinterstoder war es aufgrund des steilen Geländes allerdings nur mehr möglich, mit Rucksack weiter zu wandern. Kurzerhand verpackte er den Anhänger und schickte diesen sowie unnötiges Gepäck nach Hause. Beim zweiten Teil der Tour legte er täglich zwischen 20 und 30 Kilometer mit rund 25 Kilo Gepäck auf den Schultern zurück. Mit dabei hatte er unter anderem Kochzeug und Solar-Panels, um Handy und Tablet zu laden. "Sofern es möglich war, aß ich in Wirtshäusern. Bei so einem Energieverbrauch benötigt man deftiges Essen. Denn wenn der Energielevel sinkt, merkt man jedes halbe Kilo am Rücken", so der Waldinger. Übernachtet hat Henisch täglich in der freien Natur in seiner Hängematte. Oft traf er den ganzen Tag keinen einzigen Menschen.
Vorbereitung ist unbedingt notwendig
"Weitwandern kann irrsinnig befreiend sein. Allerdings benötigt man auch dementsprechende Vorbereitung", so der 55-Jährige. Als Barfußgeher härtete er vor der Tour seine Füße ab. Dazu war er unter anderem im Rodltal und auf besonders rauen Bodenbelägen unterwegs. "Auf gewissem Untergrund, zum Beispiel am Geröll in den Bergen, ist es ohne Schuhe aber einfach nicht mehr möglich." Auch die Fitness spielt eine wichtige Rolle. Durch jahrelanges Training brachte der Fitnessstudio-Inhaber die entsprechende Kraft mit. "Natürlich gab es aber auch Muskelkater in den ersten Tagen. Je länger ich aber marschiert bin, desto fitter wurde ich", sagt er. Außerdem lerne man, wie der Körper mit Schmerz umgeht.
Mittelmeer in Aussicht
Die größte Herausforderung für Henisch war es, das Energielevel hoch zu halten und den Wasservorrat einzuteilen, um immer genügend Flüssigkeit zu haben. "Etwas bange wurde mir auch bei einer 9-Stunden-Tour im Gebirge, da ich nicht sicher war, ob das Wetter halten würde", erzählt der Waldinger. Lässt es die Zeit zu, steuert der 55-Jährige als nächste Weitwanderung eine Tour bis zum Mittelmeer an.
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