Skandal hilft kleinen Direktvermarktern

BEZIRK (fog). Urfahr-Umgebung ist mit seinen 265 bäuerlichen Direktvermarktern die klare Nummer eins in Oberösterreich. Und die Tendenz ist steigend, weiß Paula Gschwantner von der Bezirksbauernkammer Urfahr: "Wir profitieren von der Nähe zur Landeshauptstadt." Aber nicht nur Städter aus Linz holen sich Fleisch, Geflügel, Eier, Milch, Nudeln, Obst, Gemüse, Most und Säfte vermehrt ab Hof. Daneben gibt es sechs große Bauernmärkte in Gallneukirchen, Bad Leonfelden, Steyregg, Ottensheim, Feldkirchen und Walding sowie ein paar kleinere. Ab 7. März öffnet jeden ersten Donnerstag im Monat der Genussmarkt im Einkaufscenter Lentia in Linz-Urfahr, auf dem auch einige Urfahraner Direktvermarkter anbieten werden.

"Direktvermarkter haben jetzt mehr Zulauf, weil sie vertrauenswürdiger sind", so Geschwantner. Gegenüber der Agrarmarkt Austria (AMA) beziehungsweise dem AMA-Gütesiegel herrscht bei einigen Direktvermarktern Skepsis. Rudolf Wittberger aus Ried in der Riedmark verkauft jeden Freitag am Ottensheimer Wochenmarkt: "Die AMA ist ein zentralisierter Bonzenverein. Kleine, wie mich, will die AMA gar nicht, weil sie an der Rinderbörse zuwenig im Handel mit den Supermärkten verdienen", so Wittberger. Derzeit keine Alternative sieht Georg Rathwallner von Konsumentenformation der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich zum AMA-Gütesiegel: "Den kleinen Bauern ist das AMA-Gütesiegel zu teuer, aber es ist das bekannteste Qualitätsmerkmal und hat relativ hohe Vorschriften." Durch den Fleischskandal setzt die AK neue Schwerpunkte: "Wir konzentrieren uns jetzt auf Fertiggerichte." Ein AK-Test ergab kürzlich, dass Fertiggerichte teurer kamen als die frische Zubereitung, die nur zwischen 15 bis 45 Minuten betrug.

Urfahr-Umgebung hat nicht nur die meisten Direktvermarkter, sondern auch bei der Qualität haben die kleinen bäuerlichen Betriebe die Nase vorne. Das bestätigen gerade wieder die Topergebnisse bei der Wieselburger Messe, der inoffiziellen Staatsmeisterschaft der Direktvermarkter. Die Familie Lackner aus Walding holte mit einem Apfel-Weichselsaft die "Goldene Birne" genauso wie der Koeglerhof aus Gramastetten für "Most & Kost". Insgesamt 14 Medaillen – sieben Goldene, drei Silberne und vier Bronzene – eroberte Obstbau Allerstorfer aus Feldkirchen mit seinen Säften. "Wir haben schon 40 Jahre einen Ab-Hof-Verkauf, aber wir haben immer wieder neue Kundschaften bei Obst, Most oder Säften. "Mir fällt auf, dass die Nachfrage bei den Jungen mit Kindern größer wird", sagt Sigrid Allerstorfer.

Top 3 Direktvermarkter-Bezirke:
1. Urfahr-Umgebung: 265 Betriebe
2. Vöcklabruck: 207 Betriebe
3. Braunau: 177 Betriebe

Gewinner aus UU bei der Wieselburger Messe:

– "Goldene Birne":
Lackner Walding (Apfel-Weichselsaft), Koeglerhof Gramastetten (Most & Kost)

– Goldmedaillen:
Allerstorfer Feldkirchen (7), Bauernfeind Gramastetten (2), Lackner Walding (2), Schneider Lichtenberg (1), Pauss Oberneukirchen (1)