"Alle haben es gewusst"
OTTENSHEIM (fog). Mitte der 60-iger lud die Donaukraftwerke AG (DOKW) Vertreter der Gemeinden Ottensheim, Feldkirchen, Goldwörth und Walding zu einer Präsentation ins Kraftwerk Ybbs/Persenbeug ein. Ernst Hager, von 1961 bis 1994 Gemeindevorstand in Ottensheim, war einer davon. Das Kraftwerk Ottensheim hat es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben – es wurde erst ab 1970 errichtet – aber die DOKW fertigte ein Modell vom geplanten Bau samt Donauflussbett und Begleitgerinne im Maßstab 1:200 an. Anhand dieses Modells wurde das Jahrhunderthochwasser von 1954 simuliert, erinnert sich der Hager. Bei der Simulation kam es zu Überschwemmungen.
"Lässt sich das mit dem Kraftwerk nicht verhindern", hatte einer aus der Runde gefragt, erinnert sich der 83-Jährige. "Nein, weil das Hochwasser für die Unterlieger, wie Ottensheim oder Linz, um 1,50 Meter höher wird als im Jahr 1954", soll der DOKW-Mann geantwortet haben. "Alle Gemeinden haben gewusst, dass sich eine Überflutung nicht vermeiden lässt", betont Hager. Es sei damals nie die Rede gewesen, dass Hochwasser mit dem Bau des Kraftwerks der Vergangenheit angehöre. Wie dieses Gerücht in die Welt gekommen ist, wisse er nicht.
"Mit diesem Wissen aus Ybbs ist der Höfleiner Damm von der Gemeinde errichtet worden", sagt Hager. Auch der Brunnen von Ottensheim und der Fernwasserbrunnen, im Volksmund auch als "Schwammerl" bezeichnet, die sich hinter dem Rodlhof befinden, sind zirka fünf Meter über dem dortigen Niveau errichtet. Hager: "Damit der Brunnen auch nicht von einem 54er-Hochwasser überflutet werden kann." Das Fluten sei aber von der Wasserrechtsbehörde vorgeschrieben. "Wenn die Wehrbetriebsordnung wirklich geändert wird", so der 83-Jährige, "sollte sich Ottensheim als Unterlieger auf die Füße stellen".
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