Handwerkskunst aus einer anderen Zeit

- hochgeladen von Johannes Grüner
Der Fassbinder Alois Stoiber aus Altenberg beherrscht ein selten gewordenes Handwerk.
ALTENBERG. Das Fass ist ein Behältnis mit langer Tradition. Schon die Römer hatten es in vielfältiger Verwendung. Früher waren Fässerbauer in jeder Stadt zu finden, heute sind sie eine Rarität und hochbegehrt. Im Bezirk Urfahr-Umgebung findet man in den gelben Seiten tatsächlich nur noch einen echten Fassbinder. Alois Stoiber aus Altenberg führt das Familienunternehmen gemeinsam mit seiner Frau Alexandra und Vater Alois Senior. Seit 1902 werden am Hof in Altenberg Fässer, Bottiche und andere Holzerzeugnisse hergestellt.
Handwerk anno dazumal
"Das Handwerk selbst hat sich nicht wesentlich verändert. Das betrifft sowohl die Materialien als auch das Werkzeug", sagt Alois Stoiber. In seiner Werkstatt findet man sowohl selbstgebaute als auch über viele Generationen weitergereichte Gerätschaften. Stoiber war schon als junger Mann sicher, dass er das Handwerk weiterführen möchte. In der Holzfachschule in Hallstatt bekam er das nötige berufliche Rüstzeug. Den Familienbetrieb zu übernehmen ist heute keine Selbstverständlichkeit, doch die selten gewordene Handwerkskunst stößt seit einigen Jahren wieder auf zunehmende Nachfrage. Bei Mostbauern und Schnapsbrennern aus der Umgebung sind Stoiber-Fässer heiß begehrt. Zierfässer mit besonderen Gravierungen gehören ebenso zum Repertoire wie Vollholzmöbel, Spielzeug, Saunatauchbecken oder Gartenzäune. "Unsere Kunden kommen teilweise mit spannenden Auftragsarbeiten. Für eine Dame haben wir eine Holzbadewanne in Bottichform angefertigt", erzählt Alexandra Stoiber. Der Holztüftler Stoiber stellt sich gerne kniffligen Herausforderungen.
Arbeit mit Holz beruhigt
Fassbinden ist ein Handwerk, das viel Übung und Geschick verlangt. "Fitness-Studio braucht man keines mehr", sagt Stoiber. Die Hobelarbeiten und das Einschlagen der Metallringe ist besonders anstrengend. Die Produktion eines Fasses hat viele Schritte. Es beginnt mit dem Zusägen der Bretter zu sogenannten "Dauben". Über mehrere Jahre werden sie in Türmen gelagert. Später werden sie zusammengesetzt. Darüber wird ein Eisenring gestülpt und festgehämmert. Das Fass wird schließlich gebogen. Über offenem Feuer wird es "getoastet" und immer wieder mit Wasser befeuchtet. Bei diesem Prozess verbinden sich die Dauben miteinander, das Fass wird dicht.
"Die Arbeit mit Holz beruhigt unheimlich, das merkt man besonders bei unseren Kindern", erzählt Stoiber. "Unser Sohn hat neuerdings die Drechselbank für sich entdeckt." In Altenberg wird das Handwerk wohl nicht so schnell aussterben.
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