"Ma håt se hoid wieder zsåmm'gstrittn"
Rund um den 15. August werden in vielen Gemeinden die Jubelpaare vor den Vorhang geholt.
OBERNEUKIRCHEN/HERZOGSDORF (vom). "Die Leute haben heute einfach nicht mehr die Geduld wie früher", erzählen Otto und Rosa Naderer aus Oberneukirchen. Die beiden feierten heuer ihre Diamantene Hochzeit, sind also 60 Jahre verheiratet. "Man hat sich damals wieder zusammengestritten, wenn es in der Ehe einmal nicht gepasst hat", sagt Otto Naderer. "Wahrscheinlich aber auch, weil die Frauen sonst nicht überlebt hätten", fügt seine Frau hinzu. Ehen von früher und heute könne man nicht mehr vergleichen. "Es war einfach eine andere Zeit. Heute hat man viel mehr Freiheiten. Da passiert es schon mal, dass sich einer wo verschaut." Umso mehr freut es die Senioren, dass ihre vier Kinder glücklich verheiratet sind. Kennengelernt hat sich das Oberneukirchner Ehepaar damals bei einer Zugfahrt nach Genf. Mit 22 und 25 Jahren haben sie dann schließlich in Zürich standesamtlich und etwas später in Oberneukirchen kirchlich geheiratet. Dass ihr Ehejubiläum etwas Besonderes ist, wissen die Senioren jedenfalls. "Wie wir Goldene Hochzeit gefeiert haben, waren wir noch sechs Paare in Oberneukirchen. Heuer waren es noch vier, wobei bei den Feierlichkeiten nur mehr wir und ein anderes Paar dabeisein konnten." Auf die Frage, was für ein Geheimnis es für eine lange, glückliche Ehe gibt, hat Otto Naderer direkt eine Antwort parat: "Du musst ganz einfach die richtige Frau finden und darfst dich dann nicht mehr scheiden lassen."
"Man war zufriedener"
Auch Johann und Mathilde Brunner aus Herzogsdorf feierten im Mai ihren 60. Hochzeitstag. "Heute ist alles kurzlebig, vieles geht so schnell. Da braucht man beispielsweise nur ans Häuslbauen denken. Auch bei Ehen ist es so: Passt's einmal nicht, geht's auseinander", so Mathilde Brunner. Zu ihrer Jugendzeit hat man noch die Eltern fragen müssen, ob man überhaupt heiraten darf. "Und es war erst ab 21 Jahren erlaubt." Die Menschen seien auch ärmlicher aufgewachsen. "Den Luxus von heute gab es nicht. Dafür war man zufriedener", so die Herzogsdorferin. Johann Brunner hat seine Ausbildung beim Vater seiner heutigen Frau gemacht. Dort haben sie sich auch kennengelernt. Als Johann dann weg war, ist der Kontakt geblieben. "Es hat immer 'dahinglost'", wie Brunner erzählt. Bis sie sich schließlich im Alter von 21 und 27 Jahren getraut haben. Der Herzogsdorfer hat auch einen Rat für zukünftige Ehepaare: "Es gibt Friedenstage und Kriegstage. Mal ist Funkstille, aber irgendwann meldet sich das Radio wieder."
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