L(i)ebenswertes Fresach
Wenn der Wille allein nicht mehr reicht

Zusammen mit seiner Familie fühlt sich Landwirt Erwin Possegger am Wohlsten. | Foto: MeinBezirk.at
  • Zusammen mit seiner Familie fühlt sich Landwirt Erwin Possegger am Wohlsten.
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Erwin Possegger lebt für seine Familie und die Landwirtschaft am Traditionsbetrieb in Fresach. Im Gespräch mit MeinBezirk.at äußert er sich aber auch über die aktuellen Probleme in der Landwirtschaft und welche Sorgen er für zukünftige Generationen hat.

FRESACH. Für die Gemeindereportage haben wir von MeinBezirk.at Erwin Possegger auf seinem Hof, der schon seit 120 Jahren der Familie gehört, besucht. Neben seinen zuvorkommenden Worten, für seine Heimatgemeinde Fresach, macht er im Gespräch aber auch auf die aktuellen Probleme und Herausforderungen in der Landwirtschaft aufmerksam. Im Interview teilt er mit uns spannende Einblicke und Ansichten, die uns zum Nachdenken anregen sollen.

MeinBezirk.at: Wie lange gibt es Ihren Betrieb schon?
Erwin Possegger: Der Hof existiert seit 120 Jahren. Ich bin hier groß geworden. Mein Großvater hat damals dazu geheiratet und hat gemeinsam mit meiner Großmutter den Hof geführt. Danach waren meine Eltern an der Reihe. Ich bin mit vier Geschwister aufgewachsen und schon seit meinem zweiten Lebensjahr war klar, dass ich den Betrieb übernehmen werde. Ich bin hineingewachsen und heute mit 60 Jahren kann ich mir nichts anderes mehr vorstellen. Nach mir wird einer meiner Söhne den Hof übernehmen und ihn weiter bewirtschaften. Das ist leider nicht überall so.

Welche Schwierigkeiten ergeben sich in der Landwirtschaft heute?
Seit gut 30 Jahren müssen wir Landwirte mit den gleichen Produktpreisen arbeiten. Dafür sind die Betriebskosten in dieser Zeit um 300 Prozent gestiegen. Das sich hier dann im Laufe der Zeit Schwierigkeiten und weiters auch Herausforderungen ergeben, ist ganz klar.

Von welchen Herausforderungen sprechen sie dabei?
Hoch oben am Berg, so wie wir es sind, möchte heute keiner mehr pachten. Es gibt mittlerweile auf den Ebenen viele ungenutzte Flächen und die sind beliebter als am Berg. Wir brauchen spezielle Geräte und machen viele Arbeiten mit der Hand. Das kann sich einfach nicht jeder leisten. Diese Entwicklung ist schwierig, aber leider nicht die Einzige.

Wie meinen Sie das?
Die Landwirte und ihre Familien gestalten die Gemeinde. Wie es in Zukunft weitergeht ist aber ungewiss. Vor knapp 30 Jahren bewirtschafteten wir um die 13 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche im Vollerwerb. Die Intention meiner Familie war immer: Wenn man einen Hof führt, soll er so betrieben werden, dass man davon leben kann. Unsere Tiere und der Grund wurden im Laufe der Zeit immer mehr und alles was wir verdient haben, haben wir wiederum in den Betrieb gesteckt. Die jüngeren Generationen sehen das anders und wünschen sich, dass am Ende des Monats noch etwas von dem Geld übrig ist. Nebenbei wird der Druck auch immer größer und man erreicht irgendwann eine körperliche und vor allem seelische Grenze. Das sind alles Gründe, warum immer mehr Betriebe leer stehen und sich die nachfolgenden Generationen andere Aufgaben suchen. Das verstehe ich auch, aber wenn das so weitergeht, sehe ich in der Zukunft viele Probleme.

Haben Sie das Gefühl, dass diese Probleme bekannt sind?
Es ist wirklich schwierig. Viele Wanderer sagen mir immer wieder, wie schön wir es hier haben. Das ist auch so, aber wenn es irgendwann wenige bis keine Landwirte geben wird, dann wird die gesamte Kulturlandschaft, wie wir sie kennen, fort sein. Das wäre dramatisch. So ganz ist diese Thematik bei den Menschen noch nicht präsent. Speziell, wenn sie auch die Möglichkeit haben unsere Zukunft mit ihren regionalen Einkäufen mitzugestalten und uns so zu unterstützen.

Wie empfinden Sie Ihr Leben in der Gemeinde Fresach?
Ich war 32 Jahre im Gemeinderat und habe mein Amt heuer zurückgelegt. Die Gemeinde hat sich in den letzten 20 bis 30 Jahren wirklich für die Landwirtschaft eingesetzt. Sowohl finanziell als auch mit tollen Lösungen, wie die Verwendung von Leihgeräten, damit man nicht immer alles selber kaufen muss. Fresach hat sich für uns immer eingesetzt. Die Kulturlandschaft ist nur so schön, solange die Landwirte sich darum kümmern und die Landwirte schaffen Arbeitsplätze. Die vorherrschenden Herausforderungen erschweren heute jedoch die Arbeit am Hof.

Blick in die Zukunft

Für die Zukunft wünscht sich Possegger, dass die Landwirte ihre Arbeit weitermachen können. "Da geht es aber leider nicht immer nur um den Willen der Hofbesitzer, sondern auch um die finanziellen Aspekte. Je teurer alles wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass nachfolgende Generationen sich eine andere Tätigkeit suchen werden. Dann hilft auch der Wille und die Motivation nicht mehr."

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