Gemeinde Stockenboi
Wenn die Farbe der Bienen zum Thema gemacht wird
Die Imkerei bedeutet Sandro Huter neben seiner Familie alles. Ein immer noch aktives "Rassengesetz" in Kärnten bringt den Imker aus Stockenboi sogar bis zum Verwaltungsgerichtshof.
STOCKENBOI. Die Imkerei ist sein besonderes Hobby und seit sieben Jahren ist er erfolgreicher Nebenerwerbsimker. Angefangen hat für Sandro Huter alles mit einem Buch über die Imkerei. „Das Buch hat mich so gefesselt, dass ich gleich darauf mit meinen ersten Bienenvölkern angefangen und die Grundlagenkurse gemacht habe.“ Mittlerweile besitzt der Präsident des Landesverbandes für zukunfts- und erwerbsorientierte Imkerei und hauptberufliche Förster um die 100 Bienenvölker. Laut Huter gibt es in Kärnten Grundlagenkurse für neue Imker. „Ich würde zusätzlich aber auch empfehlen, einen guten Imker aufzusuchen und die Herangehensweise zu lernen. So bekommt man ein Gespür für die Bienen und kann das Gelernte gut für sich selber umsetzen. Die Theorie alleine ist für Huter definitiv zu wenig.
Gesetz für Bienen
Neben den schönen Facetten seiner Arbeit gibt es für den Imker seit ein paar Jahren aber auch ein Thema, das ihn immer wieder beschäftigt, nämlich das mühsame "Rassenthema" rund um sein fleißiges Team. „Im Jahr 2018 kam das erste Mal eine Sachverständige zu mir und hat sich die Färbung meiner Bienen angesehen. Das passiert eigentlich nur, wenn andere Imker den Verdacht haben, dass man Bienen hält, die nicht der Rasse Carnica entsprechen, also keine graue Verfärbung aufweisen.“ In Huters Bienenvolk kommen sowohl graue als auch hellbraune Bienen vor. Laut der Sachverständigen ist die Rasse der Carnica-Bienen, die bei uns in Kärnten gehalten werden muss, ausschließlich grau. Daher wurde behauptet, dass einige der Bienen keine Kärntner Carnica seien. Diese Feststellung hat der Imker aus Stockenboi beeinsprucht und Recht bekommen. „Es darf keine Einschränkung aufgrund der Farbe geben, da die Carnica-Biene früher nie einheitlich war. Erst durch intensive Zuchtauslese sind diese Bienen auf einheitliche Farbpigmentierung selektiert worden.“ Da es die Kärntner Carnica nicht mehr gibt, darf jede Carnica-Biene per Gesetz gehalten werden. Nach der ersten Aufregung kam die Sachverständige 2021 erneut und nahm 50 Bienen zur Probe mit. „Das Ergebnis war ein erneuter Bescheid, dass meine Bienen nicht dem Merkmalsbild der österreichischen Carnica entsprechen.“ Huter war fassungslos und hofft nun nach den Landtagswahlen auf eine Einlenkung der Politik. „Bienen sollten nicht nach optischen Merkmalen beurteilt werden. In Zeiten von Insektensterben, Pestizidproblemen und schwindenden Bienenvölkern ist für den Rassenstreit kein Platz.“
Graue Farbe
Warum die Biene angeblich grau sein muss, ist laut Huter auf die NS-Zeit zurückzuführen. „Es gab einen Reichskörmeister, der die Kärntner Bienen von der Uneinheitlichkeit zur Einheitlichkeit züchten wollte. Daher wurde speziell im deutschsprachigen Raum vermittelt, dass nur eine graue Biene eine Carnica-Biene ist.“ Für Huter geht es aber um weit mehr als nur die Farbe der Bienen. „Ich schaue, welches Bienenvolk vital, leistungsfähig und vor allem friedlich ist. Das sind für mich wichtige Merkmale bei der Vermehrung. Die Farbe spielt dabei keine Rolle.“
Faszination Biene
Die Freude an seiner Arbeit ist Sandro Huter deutlich anzusehen. Für die Zukunft wünscht sich Huter, dass alle Imker in Ruhe ihrer Tätigkeit nachgehen dürfen. „Ich möchte mich mit meinen Bienen beschäftigen ohne ein Rassengesetz.“ Huter wird sich weiter für seine Bienen einsetzen, bis die Farbe irgendwann kein Thema mehr ist.
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