SHG Demenz in Villach
„Die Krankheit der Angehörigen“

- Demenz ist eine Krankheit, die vor allem auch Angehörige sehr stark mitbetrifft.
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So wird die Demenz auch oft genannt. Seit Jahren ist Edith Kronschläger, sie war selbst pflegende Angehörige, für die Selbsthilfegruppe Demenz in Villach aktiv. Nach wie vor fehlt eine Tagesstätte.
VILLACH. Es sei ein „Trauerspiel“, betont Kronschläger. „Villach hat über 65.000 Einwohner und immer noch keine Tagesstätte. Und das zieht sich schon über viele Jahre. Finkenstein hat eine Tagesstätte, wo Leute hingehen können, wenn sie einen Platz bekommen.“ Für pflegende Angehörige ist dies eine große Entlastung. „Es ist auch sehr schwierig, jemanden zu bekommen, der mal ein paar Stunden aufpasst. Ob Volkshilfe, Rotes Kreuz oder andere Institutionen, der Pflegebereich bleibt unterbesetzt.“ Auch Gesundheitsreferentin Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser betont: „Tagesstätten für an Demenz erkrankte Menschen sind enorm wichtig, ich stehe voll und ganz hinter diesen Einrichtungen für unsere Stadt. Das Land muss hier bitte rasch tätig werden.“
Austausch
Was Angehörigen ebenso Kraft geben kann, sind die Treffen der Selbsthilfegruppe Demenz. Diese finden jeden dritten Montag im Monat um 16 Uhr im Steirerhof statt. „Bei Interesse einfach hinkommen! Die Zahl der Teilnehmer wird immer mehr und es ist oft hilfreich, wenn man im geschützten Rahmen über seine Erfahrungen sprechen kann. Vor Ort ist auch unsere Psychologin Margit Cerny. Es ist schön zu sehen, dass manche sogar mit einem Lächeln wieder gehen und dass unsere ehrenamtliche Arbeit helfen kann“, sagt Kronschläger. Regelmäßig hört sie bei diesen Treffen berührende Geschichten. „Ein Mann meinte gerade, während seiner Berufslaufbahn hat seine Frau auf ihn geschaut. Jetzt ist es umgekehrt. Wichtig in der Pflege ist, egal in welchem Stadium, die Liebe zu den Angehörigen.“
Wesen verändert sich
Demenz ist nicht gleich Demenz, es gibt viele verschiedene Formen. „Bei der aggressiven Form ist man als Angehöriger sehr gefordert. Da kommen vom Kranken oft auch Sprüche, die unter die Gürtellinie gehen. Die Wortwahl verändert sich, was auch andere Leute oft irritiert. Aber man kann dem Ehepartner ja kein Schild umhängen, das auf die Demenz hinweist.“ Kronschläger selbst hat 14 Jahre ihren Mann gepflegt. „Wir erklären in der SHG auch, wie man mit Demenzkranken umgeht. Schimpfen hilft zum Beispiel nicht. Dann merkt der Betroffene nur seine Mankos und wird aggressiv. Es ist schwer, darauf zu achten, was man darf und was nicht. Man sagt nicht umsonst, die Demenz ist die Krankheit der Angehörigen. Hut ab vor jedem, der seine Eltern oder den Ehepartner pflegt.“
„Pflegebuch schreiben“
Die Pflege zu Hause würde dem Staat auch viel Geld sparen. „Die Pflegestufe wurde zwar erhöht, trotzdem höre ich oft, dass Gutachter falsch beurteilen. Mein Tipp: Ein Tagebuch schreiben, alles notieren, was man macht, und die Stunden aufzeichnen, die man für die Pflege aufwendet“, sagt Kronschläger. Auch können Angehörige durch die Krankheit vereinsamen. „Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, es bleibt eine Handvoll Freunde übrig, die mit dieser Situation umgehen können.“



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