Therapie ohne hohe Kosten
Psychotherapie gibt es auf Krankenkasse

- Viele haben immer noch eine Hemmschwelle vor dem Gang zum Psychotherapeut.
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Der Villacher Psychotherapeut Sebastian Brandl über den oft immer noch mit Scham behafteten Gang zur Psychotherapie und warum Therapie nicht mit hohen Kosten verbunden sein muss.
VILLACH. Grundsätzlich behandelt ein Psychotherapeut psychische Störungen, meist sind das längere Prozesse, bei denen auch die Persönlichkeitsstruktur des Patienten angeschaut wird. Kassenplätze für Psychotherapie gibt es etwa bei der AVS oder Caritas schon länger. Brandl: „Seit 2024 gibt es für erwachsene Versicherte der ÖGK seitens des KLP (Kärntner Landesverband für Psychotherapie) auch die Möglichkeit, Kassenplätze zu bekommen. In Villach Stadt und Land gibt es rund zwanzig freiberufliche Therapeuten, mit denen eine direkte Abrechnung mit der Versicherung möglich ist. Eine Liste dieser findet sich auf der Homepage des KLP, für Kinder und Jugendliche gibt es auch Kontingente anderer Krankenkassen." Um eine Psychotherapie auf Krankenschein zu bekommen, ist die sogenannte „Bestätigung der Inanspruchnahme einer ärztlichen Untersuchung" notwendig. Brandl: „Da geht es darum, dass gecheckt werden muss, ob man organisch gesund ist.“
Panikattacken
Mit welchen Krankheiten wird Sebastian Brandl häufig konfrontiert? „Häufig sind Panikattacken, ebenso wie depressive Verstimmungen oder Depressionen.“ Eine Panikattacke passiert jedoch nicht nur in einer belastenden Situation, sondern „gerade auch dann, wenn man eigentlich entspannt zu Hause ist. Oder man wacht in der Nacht auf und hat eine Panikattacke. Ohne die Diagnose kommt da schnell die Angst auf, dass es etwas Körperliches ist“, so Brandl. Die Bandbreite an Symptomen der Panikattacke ist groß. „Viele Leute glauben auch, sie werden ‚verrückt‘, sie haben das Gefühl, dass sich die Realität nicht mehr so real anfühlt. Das Symptom selbst ist für den Therapeuten oft aber gar nicht so zentral.“ Da psychische Erkrankungen auch körperliche Beschwerden verursachen, ist es wichtig, auch mit einem Arzt zusammenzuarbeiten. „Klassisches Beispiel ist wieder die Panikattacke, wo man denkt, das ist jetzt ein Herzinfarkt. Das muss kardiologisch abgeklärt werden, weil natürlich kann es auch wirklich ein Infarkt sein. Ganz viele Krankheiten, oder deren Verlauf, haben einen psychischen Aspekt. Etwa Migräne oder Hauterkrankungen.“
Diagnosenkatalog
Zurück zur Psychotherapie auf Krankenkasse: Könnte man da auch Ängste wie Flugangst heilen? Brandl: „Im Grunde ja. Es muss eine krankheitswertige Störung sein. Dafür gibt es einen Diagnosenkatalog, von Phobien über Depression bis hin zu Schizophrenie und mehr.“ Ist der Gang zum Psychotherapeuten noch immer mit Scham behaftet? „Generell hat sich in Sachen Psychotherapie seit Corona schon etwas getan. Das Thema war mehr in den Medien und wurde daher mehr angenommen. Aber ja, es ist schon noch ein Tabu.“ Auch ist es mit einem Besuch beim Psychotherapeuten nicht getan. „Man geht nicht einmal hin und bekommt eine schnelle Lösung, die unter Umständen nur kurzfristig hilft. Klienten lassen sich auf einen heilsamen Prozess ein, der einiges an Zeit benötigt.“


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