Handwerk
Der wohl kleinste Goldschmied Österreichs

- Hereinspaziert! Auf nur wenigen Quadratmetern bringt der Villacher Goldschmied Werkstatt und Geschäftslokal unter.
- Foto: RMK (alle)
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Bitte – nicht auf die Körpergröße bezogen! Aber das Geschäftslokal von Johann Rossmann in Villach hat mit nur acht Quadratmetern Grundfläche Seltenheitswert.
VILLACH. Ob es noch jemanden gibt, der mit weniger Fläche auskommt, das kann Rossmann nicht hundertprozentig sagen: „Aber als mich mal der Bundesinnungsmeister aus Wien besuchte, meinte er, das sei das kleinste Geschäft inklusive Werkstatt, das er je gesehen habe.“ Rund zwei Quadratmeter, von der vorhandenen acht Quadratmeter, nimmt die Werkstatt ein. „Ich bin schon seit 19 Jahren hier, die kleine Größe war eine bewusste Entscheidung, ich wollte das so haben“, erzählt Rossmann, dem man seine Leidenschaft für den Beruf Goldschmied anmerkt. „Das, was ich mache, sind Anfertigungen oder Reparaturen für Kunden, dazu brauche ich als Ein-Personen-Unternehmen keine Fabrikshalle. Und ich weiß nicht, wie viele so kleine Unternehmen seit fast zwei Jahrzehnten in der Villacher Innenstadt beständig sind. Wenn man weiß, was man tut, dann hat man Erfolg.“

- Diese Ringe stammen noch vom Urgroßvater.
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Schmuckstück mit Seele
Wenn Rossmann ein Schmuckstück für einen Kunden anfertigt, versucht er immer, eine persönliche Geschichte einzubauen: „Dann hat das eine Seele. Ein Beispiel sind Eheringe: 08/15-Ringe kann man schnell kaufen, aber für ein Bergsteiger-Paar habe ich etwa die drei Lieblingsberge eingraviert.“ Vor 40 Jahren absolvierte der Villacher seine Gesellenprüfung. „Schon mein Urgroßvater war Goldschmied in München. Auch wenn ich ihn nie kannte, mich hat das immer fasziniert. Ich habe noch heute Ringe von ihm.“ Nach der Lehre ging Rossmann in Deutschland und Österreich „auf die Walz“. „Das bedeutet in meinem Fall: Ich habe verschiedenste Unternehmen, bei denen ich was lernen wollte, angerufen und gefragt, ob ich kommen darf. So habe ich etwa viel am Trachtensektor gelernt, vor allem in Bayern.“ Stolz ist der Kärntner auf seinen Titel als Goldschmiedemeister und dass man diesen in Österreich seit 2020 auch als Titel tragen darf: „So wird der Beruf auch in Wert gesetzt. Ich sehe den Goldschmied immer noch als Job mit Zukunft. Es gibt genug Leute, die Unikate haben wollen.“

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Wertvoller Beruf
2019 wurde in Österreich „650 Jahre Zunftgründung der Gold- und Silberschmiede“ gefeiert. „Schon vor 650 Jahren wurde der Goldschmiedemeister in den Adelsstand erhoben, weil der Beruf so wertvoll war. Heute kennen leider nur mehr wenige den Goldschmied, mehr den Juwelier. Es ist auch ein Fehler, altes Gold zu verkaufen, viel wertvoller ist es, dieses umarbeiten zu lassen, weil Gold und Edelsteine so erhalten bleiben und man dadurch ein individuelles Schmuckstück hat. Das ist dann etwas ganz anderes, als um ein paar Euro Edelmetall zu verkaufen.“ Wichtig ist Rossmann das Unikat: „Außer Eheringe, Ohrringe und manche Piercings mache ich nichts zweimal. Das Schmuckstück muss einfach persönlich gestaltet sein.“




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