Villacher Männer in Väterkarenz
"Diese Zeit kommt nie wieder"

Thomas Körner mit einem Großteil seiner Familie.  | Foto: MeinBezirk.at
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  • Thomas Körner mit einem Großteil seiner Familie.
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Während in Skandinavien ein Großteil der Männer in Karenz geht, ist dies bei uns noch immer wenig verbreitet. Allerdings – es gibt eine klare Tendenz nach oben.

VILLACH. Anlässlich des Vatertages am 12. Juni haben wir mit drei Vätern aus Villach gesprochen, die sich bewusst für diese "Auszeit" entschieden haben. Bei fast all seinen Kindern in Karenz war Thomas Körner, evangelischer Pfarrer der Kirche im Stadtpark. War dieser Schritt für ihn immer klar? "Ja, absolut, da gab es gar kein Thema. Natürlich haben wir uns auch angeschaut, was die Politik diesbezüglich anbietet, aber es ist für mich eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit das zu tun. Man nimmt sich als Vater so viel, wenn man es nicht macht. Durch die Schwangerschaft hat man eh immer neun Monate Rückstand, während der Karenz kann man wieder Boden gewinnen", sagt Körner mit einem Augenzwinkern und erklärt weiter: "Die Einstellung muss sich ändern. Egal ob bei Männer oder Frauen, bei uns wird noch zu wenig der Mehrwert gesehen, wenn man Kinder hat, es ist eher ein Manko. Ich finde, mit Kindern ist man aber auch im Job in besonderer Weise leistungsfähig." Überraschte Reaktionen auf Körners Karenz gab es aus seinem privaten oder beruflichen Umfeld keine, "da ist das eine Selbstverständlichkeit."

Exklusive Zeit

Was was das wertvollste an der Väterkarenz für ihn? "Die exklusive Zeit mit den Kindern. Es ist einfach anders, wenn man wirklich mit allem drum und ran verantwortlich ist. Wenn die Mutter da ist, degradiert der Mann oft zu einem weitern Sohn, das ist scheinbar gelernt… Auch gehen die Kinder bei entscheidenden Fragen eher zur Mutter, mit der Vaterkarenz verschiebt sich das. Außerdem gibt es "blinde Flecken" von denen ich nicht dachte, dass sie dazugehören, etwa einen Termin beim Kinderarzt ausmachen oder neue Socken für die Kinder kaufen." So habe auch er früher gedacht, das sei "Muttersache". "Erst wenn man selbst komplett einsteigt merkt man das, ich habe während der Zeit viel gelernt." Berufliche Nachteile durch die Karenz hatte er keine, aber "die Kirche ist in diesem Fall ein guter Arbeitgeber".

Antonio Levanto schätzt die Vorteile der Väterkarenz.  | Foto: MeinBezirk.at
  • Antonio Levanto schätzt die Vorteile der Väterkarenz.
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Finanzieller Verlust

Auch Neo-Villacher Antonio Levanto ist aktuell bereits zum zweiten Mal in Karenz. "Beim ersten Kind war ich zwei Monate, das hat mir so gut gefallen dass es jetzt drei Monate sind. Diesmal auch komplett ohne meine Frau, beim ersten Mal hat es sich etwas überschnitten. Was aber auch gut war, weil ich doch ängstlich war, wie sich das Baby ohne seine Mutter verhält", erklärt der gebürtige Italiener. Diesmal ist er mit seinem 7-Monate-altem Kind alleine. "Das ist schon anders", sagt er mit einem Lachen. "In den Köpfen ist noch oft das Vorurteil, dass ein Vater nicht alleine aufs Baby aufpassen kann. Meine Frau arbeitet aber nicht Vollzeit, jeder ist für den anderen immer noch da." Die Reaktionen der anderen waren gemischt. "Meine italienischen Freunde fanden es toll, dass ich so eine Chance habe, vor allem in den ersten Monaten passiert so viel. Es gab aber auch Leute, die meinten, dass ich dadurch aber so viel Geld verlieren würde. Das stimmt definitiv, aber was ist wichtiger? Für mich war die Zeit mit meinen Babys entscheidend, das kommt nie wieder. Wenn das Geld die Motivation ist, geht man nicht in Väterkarenz." Beeinflusst die Karenz seine Karriere? "Ja, doch. Die Firma bietet es zwar an, aber man spürt schon auch negative Konsequenzen. Viele Führungskräfte haben keine Kinder, oder die Kinder sind schon groß. Man muss alles auf eine Waagschale legen und entscheiden, was mehr wiegt. Ich habe die Risiken zu tragen. Es hängt davon ab für wen und warum man das trotzdem macht."

Kevin Mosser  | Foto: Privat

Kein "Unding" mehr

Ebenfalls aktuell in Karenz befindet sich Kevin Mosser, drei Monate sind es jetzt insgesamt: "Es war nicht immer klar, dass ich das machen würde, aber als wir von der Möglichkeit erfahren haben, die Karenz zu teilen, haben wir uns dafür entschieden." Das Feedback von anderen war durchgehend positiv. "Ich glaube in unserer Generation ist das auch nicht mehr so ein Unding, das zu tun. Gerade in meinem direkten Umfeld machen das viele Männer." Was schätzt Mosser an der Väterkarenz? "Ich bin schon mit dem zweiten Kind in Karenz. Das wertvollste ist einfach die Zeit mit der Familie. Man kann von der Arbeitswelt abschalten und hat den Kopf für die Kinder und verpasst keine der vielen Entwicklungsschritte in der ersten Zeit." Den beruflichen Anschluss verpasst er nicht. "In meinem Fall bin ich bei meinem Arbeitgeber Infineon noch für einige Stunden im Monat angestellt und nehme etwa an Konferenzen teil. Es gibt gegen Ende der Karenz auch Gespräche, welche Aufgaben man nach dem Wiedereinstieg am besten erledigt", so Mosser, einer der 20 Männer, die bei Infineon derzeit in Väterkarenz sind.

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