Eigentümerin vom „Ex-Hofwirt-Haus“ im Interview
"Ein Stadthaus gehört niemandem"

- Der gesamte Gebäudekomplex am Hauptplatz 10 befindet sich im Besitz der Familie von Olivia Clementschitsch. Ehemals war dies ein Vierkanthof, erbaut um ca. 1520.
- Foto: MeinBezirk.at
- hochgeladen von Birgit Gehrke
Das Gebäude am Hauptplatz 10 in Villach, auch als „Ex-Hofwirt-Haus“ bekannt, ist seit Generationen in Familienbesitz. Wie ist es, die Verantwortung für eine solche Immobilie zu haben?
VILLACH. Der Schlüsselbund von Olivia Clementschitsch wiegt schwer – sind hier doch sämtliche Türöffner zu dem großen Gebäudekomplex am Hauptplatz, der sich bis in die Karlgasse zieht, gesammelt. „Das Haus ist schon lange in Familienhand. Erworben wurde es von meinen Urahnen 1842. Sein Sohn, Anton Ghon, heiratete später Mimi Potočin, die wiederum ab 1875 dann auch den Gastbetrieb im Hof, damals die „Südsteirische Weinstube“, führte. Später war hier der bekannte Hofwirt“, erzählt Clementschitsch und ergänzt: „Generell ist die Geschichte dieses Hauses schon immer durch starke Frauen geprägt. Es ist ein Labyrinth an Erinnerungen und Zeitfenstern, die jede Generation geschaffen hat. Von Beginn an war das Haus immer ein ständiges Weiterentwickeln, um lebendig zu bleiben.“
Teil von Villach
Eine Innenstadt-Immobilie zu besitzen, bedeute für Clementschitsch und ihre Familie auch Verantwortung zu tragen: „Wir sehen das Haus nicht als egoistischen Besitz, sondern es ist ein Teil der Stadt. Ein Stadthaus gehört niemandem. Wir sind lediglich Verwalter und es ist unsere Aufgabe, es zu pflegen aus Rücksicht vor den in der Stadt lebenden Menschen. Diese Einstellung ist das allgemeine Credo in der Familie.“ So gehe es für sie gar nicht, dass Häuser etwa verfallen und damit dem städtischen Bild schaden. Wie aufwendig ist die Instandhaltung eines alten Gebäudes? „Es steckt viel Arbeit, Achtsamkeit und Passion dahinter. Wichtig ist, dass es genutzt wird und voller Leben ist“, erklärt Clementschitsch. Durch die italienischen Wurzeln der Familie spielt es auch eine Rolle, das Haus als einen offenen Raum zu sehen. Untergebracht sind hier aktuell etwa der „Kunstraum“, die Büros der Neuen Bühne Villach, das Atelier einer Fotografin und weitere Geschäftslokale. Einzig im oberen Stockwerk gibt es aktuell noch eine freie mietbare Fläche, etwa für ein Büro – alle anderen Räume sind vergeben. Auch im ehemaligen Hofwirt tut sich bekanntlich viel. „Eine Gesamtsanierung war notwendig. Aber das alte Handwerk bleibt. Man darf sich jedenfalls freuen und überraschen lassen, was hier als nächstes entsteht“, erklärt Clementschitsch.




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