Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär mein Hund... Reinhard Mey

- hochgeladen von Hildegard Stauder
Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär mein Hund!
Ich läg' faul auf meinem Kissen und säh' mir mitleidig zu
wie mich wilde Hektik' packt zur Morgenstund',
und verdrossen von dem Schauspiel
legt' ich mich zurück zur Ruh.
Denn ich hätte zwei Int'ressen: Erstens Schlafen! Zweitens Fressen!,
und was sonst schön geistige Dinge angeht,
wäre ausschließlich Verdauung.
Der Kern meiner Weltanschauung und der Knochen,
um den die Welt sich dreht,
wäre allein meiner Meditationen Grund.
Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär mein Hund!
Ich hätte seine keilförmige Nase,
dann erschien' mir die Umwelt vor ganz neuem Hintergrund.
und ich ordnete sie ein in ganz andere Kategorien:
Die, die aufrecht geh'n, die kriechen, die, die wohl, die übel riechen,
und den Typen, die mir stinken könnt ich dann Hose oder Rock zerreißen
und sie in den Hintern beißen.
Was ich heut' nur in extremen Fällen kann,
denn ich kenn' meinen zahnärztlichen Befund!
Es gibt Tage, da wünscht' ich, ich wär mein Hund!
Dann kümmerte mich kein Besuch; kein Klatsch, keine Äffär'n.
Redete mir nicht mehr fusseln an den Mund,
um irgendwelchen Strohköpfen irgendwas erklär'n,
denn anstatt zu diskutieren legte ich mich stumm auf ihren Schoß
und sie kraulten mir zwangsläufig den Bauch.
Und sollt's an der Haustür schellen, würd ich hingeh'n;
würde bellen, froh, dass ich niemand rein zu lassen brauch,
und ich sagte: Tut mir leid, aber zur Stund' ist der Boss nicht da,
und ich bin nur der Hund!
Denn mir scheint, dass ich als er beträchliche Vorteile hätt',
denn ich lebte, wie ich leb!
Weiter im Grund: äße zwar unter dem Tisch, doch schlief' ich noch in meinem Bett.
Sparte aber ungeheuer, zahlte nur noch Hundesteuer.
Nur in einem bin ich als Mensch besser dran;
darum mag er mich beneiden, denn ich bin der von uns beiden
der, die Kühlschranktür allein aufmachen kann.
Und das sind Momente, die genieße ich,
denn ich weiß, dann wünscht mein Hund, er wäre ich!
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Auf den Hund gekommen!
Als ich meine Mischlingshunde...
aus unserem hiesigen Tierheim jeweils holte,
wussten wir beide nichts voneinander
so, wie es immer zu Beginn einer Beziehung ist.
Ein Hund verhält sich sehr menschlich,
wobei er nicht zu vermenschlichen ist.
Denn Hund bleibt Hund!
Er ist bereit, unseren menschlichen Gesten und Lauten;
klare und einfache Begriffe und Kommandos zu "verstehen",
auch zu befolgen.
Aber auch wir sollten seine bellenden Laute
und agierenden Gebärden bemüht sein, zu verstehen.
Im Gegensatz zu uns Menschen, handelt der Hund instinktiv
aus einem Bauchgefühl heraus und nicht mit dem Kopf.
Das Leben mit Tieren ist eine Bereicherung,
denn Hunde sind liebenswert, anhänglich, treu und kinderlieb;
sind guter Laune, bewegungsfreudig und ohne Arglist.
Wer kann schon von so vielen guten Eigenschaften
von seinen Mitmenschen, im Rudel und Familienclan, das schon sagen?,
Bei artgerechter Haltung ist der Hund nicht anspruchsvoll,
aber Zeit für ihn sollte man tagtäglich haben,
denn er sieht sich dazugehörig als Hund, inmitten seiner Zweibeinern.
Auch lassen sich Hunde nicht zum Schlüsselhund erziehen,
denn sie lieben und brauchen das Zusammenleben: Mensch und Hund;
und wollen wahrgenommen werden.
Ansonsten verkümmern sie gleich Kinderseelen
und in der Folge zeigen auch sie ein feindseliges, aggressives Verhalten.
Wenn der Hund seine Zähne zeigt und einsetzt, ist es überwiegen Angst,
und hat die Unsicherheit eventuell
von seinem "Leittier- Mensch" übernommen.
Okay, zugegeben: unsere Hunde hinter den Gartenzäunen
mit anhaltenden, lauten Bellaktionen maßlos übertreiben,
aber - mit dem agieren wollen sie uns nur sagen:
Bis hierher und nicht weiter, denn hier bin ich der Boss!
Mein wahres Glück fand ich einst hier in menschlicher Gesellschaft
und meine Aufgabe ist es, mein Rudel vor euch Fremden zu beschützen,
denn für "mein Rudel Menschen" bin ich zum Angriff bereit!
Hildegard Stauder
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