Freiwillige Feuerwehr im 21. Jahrhundert

Das österreichische Feuerwehrsystem, welches Großteils auf Freiwilligkeit beruht, ist eines der kostengünstigsten weltweit. Doch es gibt immer wieder Reibungspunkte, wodurch es zunehmend zu Problemen kommt. Einige möchte ich hier anführen, um aufzuzeigen, dass es ein hartes Stück Arbeit, Idealismus, Zeit und Engagement braucht, um das Rad am Laufen zu halten.

Einsatzfahrt zum Feuerwehrhaus:
Die meisten Wehren sind nicht besetzt, was bedeutet, dass bei einem Einsatz die Mannschaft erst von zu Hause, der Firma oder dem Restaurant zum Feuerwehrhaus fahren muss, um sich anschießend umzuziehen und auszurücken. Diese Fahrt im privaten PKW zum Feuerwehrhaus stellt jedoch viele Gefahren dar. Einerseits möchte man möglichst schnell zum Rüsthaus kommen, um Menschen oder Tieren in Notlagen helfen zu können, andererseits gibt es keine gesetzliche Sonderregelung, welche es ermöglicht, dass man schneller unter Berücksichtigung der allgemeinen Sicherheit durch den Verkehr kommt. Der einrückende Feuerwehrmann muss sich an alle Geschwindigkeitsbeschränkungen halten und darf nicht einmal das Fahrzeug mittels Schild „Feuerwehr im Einsatz“ kennzeichnen.

Hier wirft sich eine Frage auf: Was bringt es, wenn ein Einsatzfahrzeug vom Feuerwehrhaus bis an die Einsatzstelle 5 Minuten benötigt, wenn die Kameraden im Berufsverkehr aber 15 Minuten brauchen, um überhaupt bis zum Rüsthaus zu gelangen?

Das Lenken von Einsatzfahrzeugen:
Einige Leute glauben, dass es einen riesen Spaß macht, ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht durch dichten Verkehr oder Stau zu bewegen. Viele wissen jedoch nicht, dass der Lenker des Feuerwehrfahrzeugs mit Einschalten des Blaulichts im Falle eines Unfalls eine automatische Teilschuld zugesprochen bekommt – egal, ob er tatsächlich einen Fahrfehler gemacht hat, oder nicht. Außerdem sind heutzutage die meisten Einsatzfahrzeuge nur mit einem LKW-Führerschein zu bewegen. Hier gab es vor kurzem eine Erleichterung, welche das Lenken von LKW unter 5,5 Tonnen (kleine Fahrzeuge) für Personen mit PKW-Führerschein ermöglicht. Nach Schulungen, Fahreinheiten und einer Prüfung wird eine Berechtigung für „leichte“ Feuerwehr-LKW ausgestellt. Für das Lenken von normalen und großen Feuerwehr-LKW wird weiterhin ein normaler LKW-Führerschein benötigt. Die ist vollkommen verständlich und auch sinnvoll, da die sich die Fahrdynamik eines PKW und LKW grob unterscheiden. Doch vor allem, wenn der LKW-Führerschein nur für die Feuerwehr gemacht wird, muss man bedenken, dass trotz Förderungen mehrere hundert Euro aus der eigenen Tasche des Kameraden gezahlt werden müssen, um helfen zu dürfen. Ganz abgesehen davon, dass man die zeitintensive Ausbildung der Fahrschule irgendwie terminlich unterbringen muss.

Ausbildung im Feuerwehrdienst:
Die Ausbildung der Feuerwehr wurde in den letzten Jahren grundsätzlich reformiert. Früher machte man einen oder zwei Kurse und war somit bereit für den Einsatzdienst. Die Einsätze waren weniger komplex und was Gefahrstoffe betrifft ungefährlicher. Heute gibt es für jeden Fachbereich eigene Weiterbildungen (Verkehrsunfall, Atemschutz, Maschinist, Einsatzleiter, Kommandant, Menschenführung, Jugendbetreuung, ...). Den Einsatzaufgaben geht somit eine umfangreiche Ausbildung voraus, die an den Landesfeuerwehrschulen unter der Woche stattfindet. Das bedeutet, dass Urlaub oder Zeitausgleich genommen werden muss, um sich für die Allgemeinheit weiterbilden zu dürfen. Fachbereichsübungen und Schulungen werden in der Feuerwehr selbst durchgeführt, wobei man sich immer nachsagen lassen muss, dass diese nur zum „Saufen“ genutzt werden.

Zeitaufwändiges Ehrenamt:
Wer professionell arbeiten und die umfangreichen Aufgaben wahrnehmen möchte, muss sich im Klaren sein, dass solch ein Ehrenamt extrem zeitaufwändig werden kann. Kostbare Zeit, welche man sich neben seinem eigentlichen Job freischaufeln muss. Schulungen, Übungen, Kurse, Ausbildung der Jugend, Veranstaltungen zum Spendensammeln und auch Katastropheneinsätze brauchen neben der Zeit aber auch verständnisvolle Partner und Familie. Vor allem Einsätze sind unvorhersehbar, was schon mal einen Familientag oder die Nachtruhe unterbricht. In Summe können durch die vielfältigen Aufgaben schon mal hunderte Stunden jährlich zusammenkommen. Doch diese investierte Zeit ist gut angelegt und erhöht nicht nur die eigene Sicherheit.

Und zu guter Letzt:
Vermehrt liest man folgende Schlagzeilen, wie „Feuerwehr als Steuerverschwender“ oder „Feuerwehr als oarschloch-SAUFVEREIN bezeichnet“. Meiner Meinung nach basiert das gesamte System Ehrenamt auf der Anerkennung der Bevölkerung. Man erwartet keine Bezahlung oder sonstige finanzielle Zuwendungen. Das einzige, was sich ein Freiwilliger erwartet, ist die Anerkennung der investierten Zeit. Verallgemeinerungen, wie oben genannt, sind eine Verhöhnung des Feuerwehrsystems und jedes einzelnen. Ich möchte nicht totschweigen, dass es hier und da noch einzelne Kameraden gibt, welche Klischees bedienen – leider. Und solange Kommandanten nicht die notwendige Durchsetzungskraft haben, solche Ausreiser in die Schranken zu weisen, wird es solche auch geben.

Sie sind aber die Minderheit, wie in vielen anderen Fällen von Verallgemeinerung auch. Die meisten der 300.000 freiwilligen Helfer der österreichischen Feuerwehr arbeiten tagtäglich sehr hart für das Ansehen und die Professionalität der Einsatzorganisation. Deshalb, stehen Sie weiterhin hinter ihre Feuerwehr und lassen Sie sich nicht von negativen Stimmen irritieren.

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