Fünf Lebenswege aus Kärnten
„Man lernt fürs Leben“

Gemeinsam mit seiner Partnerin hat Thomas Striedner auf seinem Hof bei Hermagor 14 Pferde, betreibt eine Zucht mit Haflingern und Norikern, bietet auch Kutschenfahrten an.
 | Foto: Privat
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  • Gemeinsam mit seiner Partnerin hat Thomas Striedner auf seinem Hof bei Hermagor 14 Pferde, betreibt eine Zucht mit Haflingern und Norikern, bietet auch Kutschenfahrten an.
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Der Stiegerhof bietet Top-Ausbildungen - wir haben mit fünf Absolventen gesprochen. Für alle war der Stiegerhof die Basis für die spätere Karriere. 

FINKENSTEIN. Franz Pernul ist heute Käsemeister der Kärntnermilch. Die Liebe für seinen späteren Beruf entwickelte er während seiner Schulzeit am Stiegerhof in Finkenstein. Absolviert hat Pernul die dreijährige Landwirtschaftliche Fachschule: „Damals begann die Ausbildung mit Pferden am Stiegerhof gerade erst und ich hatte das erste Mal in meinem Leben mit Pferden zu tun. Das Genialste war für mich aber, dass ich in der Käserei mithelfen konnte. Ich habe da meine Leidenschaft für die Milchverarbeitung entdeckt, das hat den Grundstein für meine heutige Arbeit als Käsemeister bei der Kärntnermilch gelegt.“ Was Pernul besonders schätzte, war das „geschützte Umfeld“. „Man durfte viel ausprobieren und natürlich auch Fehler machen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich bei der Herstellung eines Leberkas die zehnfache Menge an Salz gewogen hatte. Zum Glück hat mich der Lehrer noch gebremst, als er meinen Berg Salz gesehen hat“, sagt Pernul mit einem Lachen. Der praktische Unterricht kam ihm als damals jungen Burschen sehr entgegen. „Man hat es nach dem Stiegerhof auch leichter, wenn man ins Berufsleben einsteigt. Ich bin Ausbilder bei der Kärntnermilch und es ist ein Vorteil, wenn man schon 17 Jahre alt ist und eine gewisse Vorahnung hat, als wenn man mit Beginn der Lehre erst 14 oder 15 Jahre alt ist.“

Franz Pernul fasziniert, was man aus dem Rohstoff Milch für eine Vielfalt herstellen kann.
 | Foto: Kärntnermilch
  • Franz Pernul fasziniert, was man aus dem Rohstoff Milch für eine Vielfalt herstellen kann.
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Lehre nach Schule

Auch er ist direkt nach der Schule ins Berufsleben gestartet. „2002 war das, mein erster Arbeitstag war am Montag nach Schulschluss. Hier habe ich in drei Jahren den Lehrberuf Milchtechnologe gemacht, die Berufsschule mit geblocktem Unterricht war in Tirol. Wichtig ist mir auch die Verantwortung gegenüber dem Konsumenten und Lebensmittel herzustellen, welche die Leute glücklich machen.“ Hat er einen Lieblingskäse? „Das variiert stark… Aber ich liebe es, abends statt Chips ein Stück Käse zum Fernsehen zu knabbern. Beruflich beschäftige ich mich am meisten mit dem Drautaler, davon wird bei der Kärntnermilch am meisten erzeugt.“ Auch wenn seine Schulzeit schon etwas her ist, Pernul schwärmt immer noch davon: „Jeder müsste so eine Schule wie den Stiegerhof besuchen, sie bietet viel fürs Leben. In einem geschützten Rahmen kann man die Jugend genießen, ist trotzdem gefordert und lernt viel. Der Anteil von Schülern ohne landwirtschaftlichen Hintergrund ist übrigens erheblich gestiegen.“

Helena Jesche

Helena Jesche absolvierte vor zweieinhalb Jahren den Facharbeiter-Lehrgang für Pferdewirtschaft am Stiegerhof. Für die junge Frau die perfekte Basis für den weiteren Weg. Nach dem Stiegerhof besucht Helena jetzt einen Aufbaulehrgang an der HBLA Pitzelstätten: „Mein Weg zur Matura dauert damit insgesamt sechs Jahre, dafür nimmt man mit dieser Kombination sehr viel mit. Und nach der Matura könnte ich noch ein Studium anhängen.“ Am elterlichen Hof am Weissensee profitieren acht Pferde von ihrem Wissen. „Der Stiegerhof war die einzige Möglichkeit, im Sinne einer Berufsausbildung mit Pferden zu arbeiten. Eine Lehre hat natürlich auch ihre Qualitäten, aber es gibt in diesem Bereich wenige Lehrplätze und ich wollte lieber in die Schule gehen. Beim Stiegerhof muss und darf man vom Ausmisten bis zum Reiten alle machen, im geschützten Rahmen einer Schule lernt man sehr viel.

Helena Jesche | Foto: Privat

Arbeit mit Kindern

Wohin genau es beruflich gehen wird, weiß Helena noch nicht, aber: „Wir haben ja einen landwirtschaftlichen Betrieb zu Hause, ich könnte mir eventuell ein pädagogisches Programm für Kinder vorstellen, damit diese mehr Bezug zur Natur und zum Pferd bekommen. Im Reitsport steckt oft auch viel Leistungsdruck dahinter, ich will, dass die Kinder dann bei uns ganz entspannt und ohne Stress Zeit mit den Tieren verbringen.“ Im Gegensatz zu den Anfängen am Stiegerhof sind es heute mehrheitlich junge Frauen, die den Lehrgang besuchen: „Burschen kommen nur vereinzelt vor, sie könnten sich ruhig mehr trauen und das auch machen!“, spricht Helena motivierende Worte.

Thomas Striedner

Quasi seit seiner Geburt dreht sich bei Thomas Striedner alles rund ums Pferd. Als er den Stiegerhof besuchte, waren die männlichen Schüler noch in der Mehrzahl… In den 2010er-Jahren absolvierte Striedner den Lehrgang an der landwirtschaftlichen Fachschule Stiegerhof – mit Schwerpunkt Pferdewirtschaft. Naheliegend, gibt es doch seit mehr als 40 Jahren den Familienbetrieb mit Pferdezucht. „Die Facharbeiter-Ausbildung war eine gute Basis. Müsste ich mich heute nochmal für einen Bildungsweg entscheiden – ich würde bis zum Studium alles gleich machen“, so Striedner. Nach drei Jahren Stiegerhof besuchte er den Aufbaulehrgang der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt im Ennstal mit Matura als Abschluss, es folgte ein Studium an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Heute arbeitet Striedner im Hauptberuf als Berater der Landwirtschaftskammer Kärnten, Bereich Pferdehaltung und -zucht und ist „nebenbei“ Geschäftsführer des Landespferdezuchtverbandes Kärnten.

Pferd als Beruf

„Das Pferd bedeutet mir alles“, sagt Striedner und fügt mit einem Lachen hinzu: „Ich kann mir ein Leben ohne nicht vorstellen, ich wüsste dann ja nicht, was ich um 5 Uhr in der Früh tun soll, wenn ich nicht in den Stall müsste.“ Vom Pferd zu leben sei heute sehr schwer, es könne aber funktionieren, wenn „man Kombis findet – etwa einen Bauernhof mit Reitmöglichkeit und dazu Einsteller-Boxen“, so Striedner. Wird der Fachbereich Pferdewirtschaft am Stiegerhof heute großteils von jungen Frauen besucht, war das zu Striedners Zeit noch anders: „Wir waren damals der zweite Lehrgang und mehr Männer als Frauen. Mittlerweile sind die Männer die Exoten...“

Zurück in der Schule

Dagmar und Heinz Freithofnig absolvierten als Erwachsene am Stiegerhof in Finkenstein die Ausbildung zum „Pferdewirt“ – ein absoluter Gewinn für ihre kleine Landwirtschaft. Wie kam das Ehepaar dazu? „Nach einer sehr langen „pferdelosen Zeit“ habe ich durch meine Tochter die Liebe und Leidenschaft für Pferde wiederentdeckt. So ergab es sich, dass ich ganz in unserer Nähe mein Herzenspferd gekauft habe. Meine Motivation, die Schule zu besuchen, war ganz klar: Wenn ich ein Pferd besitze, dann habe ich auch die Verantwortung, nach bestem Wissen und Gewissen für dieses Tier zu sorgen. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Ausbildung zum „Pferdewirt“ zu machen, und hier war für mich der Stiegerhof die erste Adresse“, sagt Dagmar Freithofnig. Ihr Mann Heinz absolvierte am Stiegerhof die einjährige Ausbildung zum Facharbeiter für Land- und Forstwirtschaft: „Landwirtschaftliche Wurzeln haben wir ja, meine Frau ist Bauerntochter und auch mein Vater stammt von einem Bauernhof. Es hat dann vieles gut zusammengepasst, denn unsere direkten Nachbarn sind pensionierte Landwirte und wir konnten uns sofort einigen, ihren Stall wieder zu reaktivieren. Zudem haben wir jetzt knapp fünf Hektar Grünland zu bewirtschaften.“

Dagmar und Heinz Freithofnig führen seit einigen Jahren eine kleine Landwirtschaft mit Pferden und Hühnern – und besuchten für ihr Wissen als Erwachsene den Stiegerhof. | Foto: Privat
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Intensive Zeit

Zurück in der Schule – wie war das? „Anfangs doch recht ungewohnt! Das strukturierte Lernen musste ich wieder „erlernen“, auch wenn ich mich beruflich in meinem Bereich immer weiterbilde, ist ein „Schulbetrieb“ doch wieder etwas anderes. Auch über die gesamte Zeit Beruf, Familie, Privatleben und Schule unter einen Hut zu bringen war eine Herausforderung“, sagt Dagmar Freithofnig, und Heinz Freithofnig ergänzt: „Die einjährige landwirtschaftliche Fachschule für Erwachsene beinhaltet 500 intensive Ausbildungsstunden in Theorie und Praxis. An Wochentagen drückten wir ab 18 Uhr die Schulbank. An Freitagen ab 13 Uhr und Samstag ganztägig hatten wir auch viele Praxisstunden im Stall, der Werkstatt, im Wald, am Acker oder in der Direktvermarktung. Das Engagement der Lehrer war insgesamt hervorragend.“

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