Schulstart in Villach

"An Schulen geschieht sehr viel Innovation“

Diese Woche enden für Kärntens Schüler die Ferien. Wir haben uns vor Schulstart bei Direktoren in Villach umgehört.

VILLACH. Als "sehr positiv" bezeichnet Barbara Schwarzl, Direktorin der VS 7 Villach-Landskron, die Stimmung vor Schulstart: "In Bezug auf Corona ist unsere Schule bisher halbwegs gut durchgekommen. Ich hoffe, dass wir im Herbst ohne Masken durchkommen- in der Volksschule ist unterrichten mit Masken schwer möglich. Die Freiwilligkeit bei den Tests sehe ich positiv, da uns das im letzten Schuljahr notwendige Testen in der Schule extrem viel Zeit gekostet hat." Weiters betont sie: "Durch die Pandemie hat definitiv die Bildung der Kinder gelitten, besonders bei einigen Schulanfängern war deutlich merkbar, dass sie zu wenig Zeit im Kindergarten verbracht haben und ihre sprachlichen, mathematischen und sozialen Voraussetzungen teilweise nicht altersadäquat sind." Generell ginge es im derzeitigen Schulsystem ständig nur um Einsparungen und das bis an die Grenze des Machbaren. "Besonders in den ersten Klassen ist das derzeitige Sparprogramm mit Personalbesetzung rein nach rechnerischen Kriterien eine Katastrophe. Im Bereich der Elementarbildung und in der Grundschule sollten deutlich mehr personelle Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Keller und das Erdgeschoß der Bildung solide aufzubauen", so Schwarzl.

BG Peraustraße

Ähnlich beschreibt Felix Kucher, Direktor BG Peraustraße, die Situation: „Die Stimmung vor Schulstart ist gut. „Ein Wermutstropfen sind die mit jedem Jahr kleiner werdenden Ressourcen (Stundenkontingente), die uns zugeteilt werden, wodurch viele Freigegenstände nicht mehr angeboten werden können.“ Zu Corona meint er: „Wir werden, wie empfohlen, in den ersten Schultagen Tests anbieten. Langfristig werden wir aber mit COVID-19 leben müssen wie wir mit Grippe und ähnlichen Krankheiten leben. Wer COVID-19-Symptome hat, bleibt vernünftigerweise zu Hause, wie auch jemand mit einem grippalen Infekt zu Hause bleiben würde.“ Mit welchen Herausforderungen hat man heute generell im Schulsystem zu tun? „Einerseits nimmt die Heterogenität der Schüler zu, was individualisierte Konzepte erfordert. Kompetenzorientierter Unterricht verlangt von den Lehrern auch ein Umdenken in Richtung Output. Die Lehrer sind auch angehalten, sich ständig fachlich und methodisch (Stichwort: Digitalisierung) fortzubilden. Andererseits wird die Bürokratie für Administration und Lehrkörper immer überbordender und bindet sehr viele Kräfte.“

Sport NMS Villach

Eder Michael, Direktor Sport NMS Villach, freut sich auf ein Schuljahr ohne verpflichtende Corona-Restriktionen und hofft, wieder einen Schritt der Normalität näher zu kommen. „Die letzten beiden Schuljahre haben große Lücken bei den Kindern hinterlassen. Die Bildungslücken werden wir, vor allem mit Förderstunden, gut aufholen können. Schlimmer jedoch sind die sozialen Probleme, welche die Pandemie mit sich gebracht hat. Es gibt mehr Schulverweigerer, aber auch ängstliche Kinder, die sich nicht mehr in die Klassen trauen aus Angst vor einer möglichen Infektion. Diese Probleme werden uns weit länger beschäftigen.“ Wie seine Kollegen kritisiert auch Eder den zu großen Verwaltungsapparat, veraltete Lehrpläne und Leistungsbeurteilungsverordnung sowie die fehlende Autonomie der Direktionen. Die Pensionierungswelle treffe zur Zeit vor allem den Grundschulbereich, in der Sekundarstufe fehlt es derzeit an Physik-, Chemie-, Musik- und SportlehrerInnen. Auch Werkerziehung sei ein Fach, in dem es einen Lehrermangel gibt.

HAK Villach

Florian Buchmayr, Direktor HAK Villach, blickt sehr zuversichtlich ins kommende Schuljahr. „Um einen reibungslosen und gut organisierten Start ins neue Schuljahr zu ermöglichen, wurde bereits lange vor Schulbeginn auf Hochtouren gearbeitet. So finden auch Wiederholungsprüfungen wie Semester- und Eröffnungskonferenzen in der letzten Ferienwoche statt.“ Nach drei durch die Pandemie geprägten Schuljahre hofft auch er auf weitestgehend normale Rahmenbedingungen. Mit welchen Herausforderungen hat man heute generell im Schulsystem zu tun? „Die Schule sieht sich heute mehr denn je mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, manchmal scheint es, als würde jede gesellschaftliche „heiße Kartoffel“ automatisch an die Schule delegiert. Österreich hat ein differenziertes Schulsystem und eine Volksschule ist ganz anders zu betrachten, als eine Mittelschule, ein Gymnasium oder ein Kolleg.“ So würden HAK-Schüler mehr machen, als eine Matura, nämlich eine komplette Berufsausbildung. „Auch Lehrer finden sich verstärkt in Multi-Taskingrollen wieder. Wissensvermittler, Lebensbegleiter, Elternersatz, Sozialarbeiter, Psychologe u.v.m. – und das aus Sicht der Gesellschaft am besten 24 Stunden am Tag. Dieser Spagat ist für viele Kollegen oft nur mehr sehr schwer zu schaffen. Denn gleichzeitig werden Schule, Schulsystem und Lehrer oft reflexartig als bequemer Sündenbock präsentiert. An Österreichs Schulen geschieht sehr viel Innovation.“