Radfahren in Villach
"Das Verhalten muss geändert werden"
Laut dem VCÖ gibt es in Villach im Verhältnis zur Einwohnerzahl die wenigsten Pkw. Liegt dies etwa am attraktiven Radwegenetz?
VILLACH. Mit der VCÖ-Studie nicht wirklich etwas anfangen kann Ronald Messics von der Radlobby Kärnten. "Es ist ein Fakt, dass gerade in Kärnten der Pkw-Anteil generell sehr hoch ist, das hängt mit der Zersiedelung zusammen. Das Auto hat immer noch eine sehr hohe Priorität, unabhängig davon, ob gute Radwege da sind oder nicht. Die Anzahl der Pkw hängt nicht mit der Anzahl der Nutzung zusammen. Was wir brauchen ist eine Verhaltensänderung der Leute", sagt der Villacher. Was kurz gesagt bedeutet: Das Rad muss "salonfähiger" werden, hier sind vor allem E-Bikes eine Chance. "Villach wäre dafür ein geeignetes Experimentierfeld, weil wir in einer Hügellandschaft leben. Da ist das Radfahren für ältere Personen schon anstrengend. Man muss deshalb auch viel mehr auf ebenerdige Abstellflächen achten. Wenn man sein E-Bike permanent in den Keller tragen muss, mag man bald nicht mehr Radfahren. Die Parameter sind viel vielfältiger als ‚einfach‘ nur gute Radwege zu schaffen", sagt Messics.
Hürden für Autos
Ein nächster Schritt wäre, entsprechende Hürden für Autofahrer einzubauen. "Auch wenn das höchst unpopulärer wäre. Die meisten Radler fahren nur in ihrer Freizeit. Da gibt es Verhaltensweisen, dass man etwa ein Rad nicht für berufliche Termine verwenden kann, die scheinen so schwierig zu überwinden. Es ist nur Gewöhnung, wenn man sich Kopenhagen ansieht, da fahren die Leute im angepassten Businessgewand auf dem Rad zu Besprechungen. An diesem Umdenken gehört immens gearbeitet", betont Messics. Eine Rad-Infrastruktur sei im Gegensatz dazu recht schnell aufgebaut: "Etwa zuletzt in Lind. Der nächste große Schritt wäre die Fortsetzung der Italienerstraße in Richtung Kilzer-Brücke. Was noch fehlt: Ein Weg, parallel zur Bundesstraße, vom Judendorfer Feld bis zum Atrio." Jetzt im Frühling sei es zudem wichtig, dass man eventuell die Radwege neu markiert. "Im Idealfall hat der Asphalt eine andere Farbe. Und die Radabstellplätze wesentlich verbessern, auch als Signal nach Außen hin. Etwa ist der Abstellplatz bei der Berufsschule ganz hinten versteckt, das muss sichtbarer werden", so der Radbeauftragte. Weitere Kritik übt Messics an den "Bettelampeln", etwa für die Überquerung der Ossiacherzeile. "Das Betätigen des Druckknopfes ist einfach eine blöde Hürde für Radler, vor allem wenn man etwa ein Kind mit am Rad hat. Aber auch hier sind die Hürden noch zu groß, da ohne Bettelampel die Grünlichtphasen für die Autofahrer um wenige Sekunden verkürzt werden würden."
Extrem säumig
Wenn man vom Freizeitradfahren spricht, so plädiert Messics für einen wichtigen Lückenschluss auf der Route von der Gail zur Nudelwerkstatt Richtung Finkenstein: "Die ganze Länge ist nur ein Gehsteig. Da sind sowohl das Land als auch die Gemeinde Villach säumig. Alle Radfahrer fahren hier auf dem Gehsteig, ich finde das nicht in Ordnung, dass man als Radler dazu gezwungen wird, obwohl für einen Radweg Platz wäre. Aber wenn man mit dem Rad auf der Straße fährt, da müsste man ja fast ein Selbstmörder sein. Das ist gegenüber den Villacher Freizeitradlern auf dieser beliebten Strecke fast unverschämt."
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