In Villach
Frauen verdienen um 22 Prozent weniger als Männer
Ab 23. Oktober 2020, arbeiten Frauen in Kärnten statistisch gesehen gratis. Man spricht vom "Equal Pay Day", also von jenem Tag, an dem Männer bereits jenes Einkommen erreicht haben, für das Frauen noch bis Ende des Jahres arbeiten müssen.
WOCHE: Der Equal Pay Day fällt in Kärnten heuer auf den 23. Oktober. Sie forderten bereits in der Vergangenheit dringende Maßnahmen diesbezüglich. Was kann man auf Gemeindeebene tun, um diese Situation zu verbessern?
GERDA SANDRIESSER: Wir in Villach versuchen die Rahmenbedingungen, die in unseren Kompetenzbereich fallen, zu verbessern – etwa bei der Kinderbetreuung. Neben Berufswahl, Branche und Alter wirken sich ja auch Erwerbsunterbrechungen und Teilzeitarbeit auf das Einkommen von Frauen aus. Stetige Sensibilisierungsarbeit bezüglich der gerechten Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ist außerdem ein großer Knackpunkt. Die Betreuung von Kindern und älteren Menschen sowie die Tätigkeiten im Haushalt werden zum Großteil immer noch den Frauen angelastet. Viele Hebel, wie etwa die vollständige Lohntransparenz, liegen aber leider beim Bund, der hier säumig ist.
In Kärnten verdienen Frauen im Schnitt um 19 Prozent weniger als Männer. In Villach fällt dies noch drastischer aus mit 22,4 Prozent. Warum?
Wir haben viele Frauenarbeitsplätze im Tourismus, die oftmals als Saisonstellen geführt werden. Ein weiterer Grund ist mit Sicherheit der Technikschwerpunkt in Villach. Wie wir wissen, ist die Technik weltweit noch immer männerdominiert. Die einzelnen Unternehmen bemühen sich, den Frauenanteil zu erhöhen, jedoch muss bereits bei einer geschlechtergerechten Elementarpädagogik angesetzt werden: Wenn Mädchen nur mit Puppen spielen und Buben mit Robotern, dann steht die weitere Berufsauswahl so gut wie fest. In diesem Zusammenhang bin ich sehr froh, dass gerade jetzt ein Standort des Mädchenzentrums in Villach eröffnet hat, die ja Berufsorientierungskurse für Mädchen anbieten und den Weg von jungen Frauen in die Technik begleiten.
Was tut das Frauenreferat, um Bewusstsein zu schaffen?
Das Team des Frauenbüros leistet permanent Aufklärungsarbeit, tourt mit Vorträgen zum Thema durch Schulen und setzt arbeitsmarktpolitische Kursmaßnahmen. Es ist signifikant, dass viele Paare von Halbe/Halbe weit entfernt sind. Auch hier setzt das Frauenbüro an und erarbeitet mit Frauen und Männern alternative Konzepte, wie man die unbezahlte Arbeit gerechter aufteilen könnte. Als Frauenreferentin sehe ich in der Einführung der 30-Stunden-Woche für alle eine Lösung und setze mich dafür ein.
Wie viele Frauen sind im Magistrat Villach beschäftigt und wie sieht es mit den gehobenen Positionen aus?
Wir betreiben im Magistrat Villach seit vielen Jahren eine aktive Gleichstellungspolitik. Im Vorjahr waren vorbildliche 53 Prozent der Beschäftigten im Haus weiblich. Auch wenn der größte Frauenanteil in der Abteilung Kindergärten und Horte liegt, sind wir bestrebt, auch dort eine ausgeglichene Geschlechterpolitik zu betreiben und forcieren die Anstellung von männlichen Kindergarten- und Hortpädagogen. In gehobenen Positionen haben wir unter anderem mit einer Finanzdirektorin, einer stellvertretenden Baudirektorin und der Leiterin des Bürgerservices etliche herausragende Positionen von Frauen besetzt. Von den Teilzeitbeschäftigten waren 96 Prozent weiblich, und vier Prozent männlich. In gehobenen Positionen waren rund 46 Prozent weiblich besetzt, 54 Prozent männlich. Auch in den anderen Beschäftigungsebenen zeigt sich ein in etwa ausgeglichenes Bild. Da schlägt sich unsere jahrelange Arbeit nieder.
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