Villacher Begrettung
Retter in Fels und Eis
Das Einsatzgebiet der Villacher Bergrettung umfasst 1.028 Quadratkilometer.
VILLACH (pum). Rund 50 Einsätze werden von der Bergrettung jährlich durchgeführt. „Hierbei werden jedoch die Pistendienste auf der Gerlitzen mit je zwei Mann Samstag und Sonntag nicht mitgezählt“, erläutert der Bergrettungs-Ortsstellenleiter in Villach Arnulf Müller. Einmal im Monat wird trainiert, im Ernstfall müssen jeder Handgriff und die Zusammenarbeit perfekt funktionieren. Die Einsatzhäufigkeiten konzentrieren sich auf den Winter wie auf die immer stärker werdende Wandersaison.
Lawineneinsätze
„Die Überlebenschance unter einer Lawine sinkt binnen 15 Minuten auf nahezu Null“, betont Müller, der dringend dazu rät Skitouren nicht alleine und nur entsprechend ausgerüstet zu unternehmen. „Die meisten Lawinenunglücke geschehen bei Warnstufe drei, da sich die Lawinengefahr auf wenige Sektoren im Hang begrenzt. Doch diese Sektoren zu erkennen, bedarf jahrzehntelanger Übung. Erfolgt der Lawinenabgang, so ist die einzig reale Chance die Kameradenhilfe, denn bis die Rettung vor Ort ist, bleibt meist nur die Todbergung.“
Wanderunfälle
Vielfach werden Wanderungen unterschätzt. Schlechte Ausrüstung, die Gewissheit nur „kurz“ unterwegs zu sein, machen unvorsichtig. Der Abstieg in Verbindung mit dem nachklingenden Gipfelgefühl ist besonders verletzungsanfällig. Kommt noch Wettersturz hinzu, rächt sich so mancher Fehler der Ausrüstung.
Psyche und Kondition
Die Herausforderungen für die Bergretter sind groß. Kondition vorausgesetzt, ist die psychische Belastung nicht außer Acht zu lassen. „Einsätze mit Kindern gehen besonders unter die Haut", so Müller.
Selbstüberschätzung
Eine Lanze bricht Müller für die Selbstverantwortung. „Die Werbung suggeriert meist mit Erfolg, dass die entsprechende Ausrüstung „unbesiegbar“ macht. Seien es Lawinenrucksack, Pieps oder sonstiges Equipment. Doch dies sind nur Hilfsmittel im Notfall und ersetzen Erfahrung wie richtige Selbsteinschätzung keineswegs.“
Bergung
„Die Bergrettung ist immer bereit. Wir hinterfragen bei einer Rettung nicht den Grund, die Zeit, den Versicherungsstand, die finanzielle Absicherung. Es geht uns um das Wohl des Verunfallten und um dessen schnelle professionelle medizinische Versorgung", so Müller.
Kriterien laut Bergrettungs-Ausbildungszulassung
Klettern im III. Schwierigkeitsgrad im Vorstieg und Fähigkeit zum sicheren Tourenskilauf im hochalpinen Gelände
Zeitliche Verfügbarkeit für Einsätze und Ausbildung
Körperliche und geistige Eignung
Ehrenamtliche und freiwillige Mitarbeit
Einsatzkosten:
Pro Stunde und Person kostet der Einsatz 38 Euro
Hubschrauberkosten:
92 Euro pro Minute. Ein Flug Klagenfurt – Gerlitzen rund 12 Minuten
Bergeversicherung:
Üblicherweise als Mitglied alpiner Vereine inkludiert. Über die Bergrettung mit derzeit 28 Euro pro Jahr. Bei allen anderen Versicherungsverträgen ist intensive Information anzuraten.
"Richtige Ausrüstung, Situations- (Wetter) und Selbsteinschätzung sind essentiell."
Arnulf Müller, Villacher Bergrettung Ortsstellenleiter
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