Pilotprojekt Smart Waste
"Unser Müll wird überwacht…"
"… und wir finden es gut!“ Das sagen Maria Kaiser und Siegfried Wucherer aus Villach. Sie nehmen am Pilotprojekt „Smart Waste“ teil und geben damit gerne Einblicke in ihren Abfall.
VILLACH. Gut gelaunt steht Maria Kaiser in ihrem Garten in Villach-Drautschen. Ihr Hausmüll ist normalerweise kein Thema, über welches sie oft spricht. In den vergangenen Monaten hat sich ihr Blick auf den Abfall aber verändert – durch „Smart Waste“. Vor rund einem Jahr bekamen sie und rund 600 weitere Villacher einer „Freitagstour“ der Müllabfuhr das Angebot, an dem Versuchsprojekt teilzunehmen. Von Horst Niederbichler, Geschäftsführer Saubermacher Villach, erfahren wir: „Davon sagten hundert Personen ab. Das Hauptargument war zu viel Überwachung. Die restlichen 500 haben sich den Chip an ihrer Mülltonne anbringen lassen und 135 davon für eine persönliche Rückmeldung auch die App heruntergeladen. Dieser letzte Schritt mit der App ist noch eine Hürde.“ Trotzdem sei auch die flächendeckende Aussage der Mülltrennung, welche durch den Scan möglich ist, aussagekräftig. Begeistert von ihrem smarten Müll ist mittlerweile Maria Kaiser. „Anfangs war ich skeptisch. Vor allem wollte ich wissen, ob auf mich Strafen zukommen, wenn ich den Müll falsch trenne.“ Niederbichler bestätigt: „Das war tatsächlich eine der häufigsten Fragen. Und nein, natürlich nicht, das wäre ja unfair, wenn man schon freiwillig bei einem Pilotversuch mitmacht.“
Wie funktioniert das System?
Horst Niederbichler: „Auf die Mülltonne kommt ein kleiner Chip, der sagt dem Müllauto nur dass diese Tonne zum Beispiel Frau Kaiser gehört. Die Tonne wird entleert und ein Scanner im Inneren des Müllautos macht ein Foto. Im Grunde ist das, wie wenn ich einfach in die Tonne von Frau Kaiser schaue, händisch wird man aber nie fertig, deswegen hilft uns eine künstliche Intelligenz. Diese wertet das Ergebnis aus und Benutzer der App bekommen in Form von Smileys ein Feedback.“ Viele lachende „Müll-Gesichter“ hat inzwischen Maria Kaiser gesammelt: „Es handelt sich zwar nur um Hausmüll, aber es freut mich, wenn man hört, man gehört zu den besten „Trennern“ im Gebiet. Und ich fühle mich nicht überwacht, es ist ja keine Kamera in dem Chip, die mich filmt, wenn ich den Müll rausbringe.“
Wohnanlagen
Das Pilotprojekt läuft noch einige Monate weiter, dann soll es flächendeckend ausgerollt werden. Auch Wohnanlagen sollen ein Feedback bekommen. „Unsere Idee ist, ein digitales Schwarzes Brett im Hausflur anzubringen. In der Hoffnung, dass es alle Bewohner motiviert“, sagt Niederbichler. In der Praxis werde man sehen, ob das funktioniert. Konkret in einem Wohnhaus in Villach-Zauchen, hier wurde nun der erste Infoscreen angebracht. Unter anderem wohnt Siegfried Wucherer in dem Mehrparteienhaus. „Wir wollten uns gerne für den Test zur Verfügung stellen. Meine Frau ärgert sich oft so sehr, weil die Leute nicht wissen, was in den Restmüll gehört. Deswegen finden wir das so gut mit der digitalen Rückmeldung“, sagt Wucherer. Ein Bedenken hat er: „Erkennt der Scanner etwas, wenn man nur schwarze Müllsäcke rein schmeißt?“ Niederbichler bestätigt. „Nein, wenn man will, kann man das optische System überlisten, aber das ist ja nicht Sinn der Sache. Das ist die Frage des Pilotprojekts – bringt die Spiegelung trotzdem etwas.“
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