Mutige Arnoldsteinerin
Wie ein Reissack Gutes tut
Ulla Haider-Graziani aus Arnoldstein hat in ihrer Pension ein außergewöhnliches Charity-Projekt in Thailand gestartet.
ARNOLDSTEIN/VILLACH. Auch wenn Ulla Haider-Graziani inzwischen seit Jänner 2021 vor allem in Thailand lebt, hat sie immer noch ihr Haus in Arnoldstein, außerdem war sie lange aktives Mitglied der Soroptimisten Villach. Sobald es die Covid-Situation wieder zulässt, sind wieder Heimatbesuche geplant. Doch wie kam es zum Umzug nach Thailand? „Durch Zufall entdeckte mich eine „alte“ Freundin auf Facebook wieder, schrieb mich an und erzählte mir, dass sie in Khaolak lebt. Ich war schon mal vor 25 Jahren in Thailand und habe dieses Land immer geliebt. Also Koffer gepackt und meine Freundin besucht. Das war 2016 und ich wusste sofort, hier will ich meine Pension verbringen, durch Covid kam ich dann früher als geplant ganz nach Thailand.“ Haider-Graziani lebt alleine in Thailand, ihre Söhne studieren in Italien auf der Universität. Fragt man sie nach ihrer neuen Heimat, kommt sie ins Schwärmen. „Es ist wie im Paradies. Mein Häuschen ist keine 500 Meter vom Strand entfernt. Ich liebe das tolle Thaiessen und die Menschen hier. Und es ist natürlich nach wie vor sehr günstig, hier zu leben. Ich brauche einfach nichts mehr. Wenn ich Essen gehe zahle ich maximal sechs Euro für eine herrliche Mahlzeit.“ Auch wenn sie alleine lebt, schwierig findet sie das Leben so fern der Heimat nicht: „Nur meine Kinder fehlen mir unglaublich. Und manchmal ein Schwarzbrot mit Kärntner Speck. Was ich nicht so sehr mag sind die vielen Schlangen hier. Königskobras, die sich auch mal in den Garten oder in die Hundehütte verirren. Aber dann ruft man eben einen Schlangenfänger, der erledigt dieses Problemchen sehr schnell.“
Charity mit Mehrwert
In ihrem ersten Jahr in Thailand wollte Ulla Haider-Graziani vier Dinge erledigen: Die thailändische Sprache lernen, Thai-Kochen und -Boxen lernen und einen Soroptimisten Club vor Ort zu gründen. „Dadurch lernte ich einige hier lebende Frauen kennen, unter anderen die Holländerin Barbara van Os. Sie hat vor neun Jahren begonnen, aus Reissäcken Taschen zu nähen und verkaufte diese lokal bzw. an Freunde in Europa.“ Soroptimismus steht steh für „We stand up for woman“, so entwickelte sich die Idee, die Taschen von Thaidamen nähen zu lassen, diese dafür zu bezahlen und den Gewinn an das Waisenhaus in Takuapa zu geben. „Mit diesem Projekt schießen wir gleich drei Tore: Wir upcyclen gebrauchte Reissäcke, wir geben vier Thaidamen bezahlte Arbeit und wir unterstützen 88 Kinder“, sagt Haider-Graziani, die als Sponsorin des Projektes fungiert. Auch wird „Ricebagz for Orphans“ von den Soroptimisten Villach und Feldkirchen unterstützt.
Lernen
Kann man vom Leben in Thailand vielleicht etwas für unser Leben mitnehmen? „Ich wünsche mir nur, dass Frauen genau die gleichen Rechte haben sollen wie Männer. Beruflich und Privat. Von den thailändischen Frauen lerne ich hier Dankbarkeit. Ich lerne auch Bescheidenheit, dass man nicht alles braucht sondern mit sehr wenig wunderbar zurecht kommt.“
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