Trauerbewältigung
Wie geht man mit dem Verlust eines Menschen um? Die WOCHE fragt nach
Die Trauer kann einen Menschen lähmen, weiß Martin Sakrausky. Die WOCHE spricht mit dem Villacher Psychotherapeuten über den Verlust eines geliebten Menschen, wie man damit umgeht, und wie man helfen kann.
WOCHE: Wie begegnet man einer Person, die kürzlich einen geliebten Menschen verloren hat?
Sakrausky: Wie kann man „helfen“?Kurz gesagt: Da sein, zuhören, nachfragen und dafür Zeit haben. In der ersten Phase zählt die menschliche Nähe! Es ist wichtig, dass man keine Angst davor hat, ehrlich nachzufragen wie es der trauernden Person geht und dafür Zeit hat. Und dass man dabei nicht übervorsichtig ist oder durch die Blume spricht. Die trauernde Person fühlt sich in der Trauer nur ernst genommen, wenn man sie ernst nimmt und nicht nur vorgibt, es zu tun. Indem man Interesse an ihrem Befinden zeigt, vermittelt man auch das Gefühl, dass man wirklich Notiz von ihrer Trauer nimmt. Die Wichtigkeit dieses Gefühls wird oft unterschätzt.
Vergleiche sind hingegen eine schlechte Idee. Versuchen Sie bitte Sätze zu vermeiden wie „Als mein Großvater starb, habe ich mich auch so gefühlt.“ Gut gemeinte Aussagen, oft entstanden durch eine eigene Überforderung mit dem Thema, wie „das Leben geht weiter“ oder „du musst dich jetzt zusammenreißen“ sind total daneben!
Für eine gute Bewältigung der Trauer ist es wichtig, dass die schmerzlichen Gefühle ihren Weg an die Oberfläche finden und zugelassen werden dürfen.
Wie lange dauert der „Trauerprozess" für gewöhnlich?
Trauer kann man in Phasen einteilen, welche allerdings ineinander übergehen und sich abwechseln. Das Funktionieren, die Erstarrung, der Schock sind völlig normale Erstreaktionen, um den trauernden Menschen zu schützen (Phase des Nichtwahrhaben- Wollens). Das Ausmaß des Verlustes ist so groß, dass es nicht auf einmal erfasst werden kann. Die Natur schützt uns, indem sie uns „betäubt“. Das ist ein ähnlicher Mechanismus wie bei körperlichen Verletzungen, der uns den Schmerz nicht so stark fühlen lässt.Die Dauer des Trauerprozesses und der verschiedenen Phasen ist individuell und schwer festlegbar. Der Schmerz kann Monate nach dem Verlust noch stärker sein als zu Beginn. Gerade deshalb ist es wichtig, trauernde Menschen nicht nur in der Anfangsphase zu begleiten, sondern gerade zu späteren Zeitpunkten besonders achtsam zu sein.
Wann ist es sinnvoll, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen?
In den Fällen, in denen der Trauerprozess nicht abgeschlossen werden kann (pathologische oder chronische Trauer), ist professionelle Hilfe wie Psychotherapie notwendig. Es gibt Menschen, die einfach nicht weiterkommen und quasi in einer Phase stecken bleiben. Die einen, die die Vergangenheit idealisieren und ständig davon sprechen, wie schön es früher war und andere wieder, die ständig hadern, warum gerade ihnen so etwas passiert ist. Aber auch Menschen, die ihre Trauer total verleugnen bzw. mit Medikamenten, Alkohol oder Ablenkung wie ständiges Arbeiten unterdrücken. Alarmzeichen mit dringendem Handlungsbedarf sind beispielsweise Angststörungen und Depressionen bis hin zur Suizidalität.
Brauchen Sie Unterstützung?
Wendepunkt
Zentrum für Psychotherapie
Tel. 0664 2323 163
www.wendepunkt-villach.at
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